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Flagge im Sturm

Titel: Flagge im Sturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mirinda Jarrett
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dass das, was er gefunden hatte, mehr wert war als alles Gold der Welt.
    „Master Allyn würde sich ja im Grabe umdrehen, wenn er sähe, dass sich sein abscheulicher Halbbruder wieder nach Nantasket wagt“, meinte Ruth verächtlich, als sie und Demaris Roger in den Hof reiten und auf sich zukommen sahen. „Ihr habt ihm doch den Zutritt zu diesem Grund und Boden untersagt, nicht? Und siehe da - da kommt er wieder, kühn wie ein König und so viel wert wie ein Bettler.“
    „Still, Ruth“, mahnte Demaris gereizt.
    Fast eine ganze Woche war vergangen, seitdem sie im Streit Rogers Haus und Newport verlassen hatte, eine Woche, in der sie kaum etwas anderes getan hatte, als Jonathan zu lieben und sich von ihm lieben zu lassen. Während dieser Woche war es ihr gelungen, die Welt aus ihrem Leben zu verbannen, doch jetzt schien diese Welt in Gestalt des eleganten Roger entschlossen zu sein, über sie herfallen zu wollen.
    Ruth spie in den Sand. „Und das, wo das Blut seiner kleinen Gattin noch an seinen Händen klebt.“
    „Hüte deine Zunge, Ruth! “, befahl Demaris streng. Unterdessen band Roger sein Pferd an einen Zaunpfosten, klopfte sich den Staub vom Umhang und schritt auf Demaris zu. Er zog sich den Handschuh aus und lächelte liebenswürdig, als hätte er alles Recht, ein ebenso liebenswürdiges Willkommen zu erwarten.
    Demaris richtete sich stolz auf und blieb davon völlig ungerührt. Es war ihr gleichgültig, ob Roger möglicherweise gekommen war, um sich zu entschuldigen. Sie vermochte nicht zu vergessen, was er getan und gesagt hatte, und außerdem fürchtete sie sich vor ihm.
    Sie packte die lange Heugabel in ihren Händen fester. Das war zwar nicht gerade Ebens Muskete, doch sie mochte sich auch als ganz wirksam erweisen. Weshalb musste Jonathan ausgerechnet heute eine Bestandsaufnahme in der Kaverne machen?
    „Ich wünsche dir einen guten Tag, Demaris“, grüßte Roger und streckte Demaris die Hand entgegen. „Ich hoffe doch, dir geht gut?“
    Die hochaufgerichtete Witwe seines Bruders blickte ihn jedoch nur schweigend an und schwang die Heugabel wie irgendeine Rachegöttin der Quäker - falls es so etwas überhaupt gab. Roger ließ die Hand sinken und unterdrückte seinen Ärger. Diese törichte, halsstarrige Frau ahnte ja gar nicht, was er ihr anzubieten hatte!
    Demaris nahm ihn nicht weiter zur Kenntnis. Sie drehte sich um, tauchte die Heugabel tief in den Kessel mit siedender roter Farbe und rührte die Schafswolle darin um. In einer der nächsten Nächte erwartete sie eine neue Lieferung von van Vere, und sie fragte sich, ob Roger irgendetwas von ihren Schmuggelgeschäften erfahren hatte oder, was noch schlimmer wäre, ob er Jonathan suchte. An der Art, wie sich Ruth an dem Feuer unter dem Kessel zu schaffen machte und Kleinholz nachwarf, das überhaupt nicht benötigt wurde, merkte sie, dass es der Frau auch unbehaglich war.
    Langsam verlor Roger die Geduld. Er schnüffelte hörbar in den beißenden Geruch. „Was tust du denn da nur, in Gottes Namen, Demaris?“
    „Ich färbe frisch geschorene Schafswolle mit Löwenzahnwurzeln. Vermutlich wird es die Beize sein, die deiner städtischen Nase zuwider ist. Du wirst dich doch sicherlich noch aus deiner Kindheit erinnern, welches Pferdeprodukt man nimmt, um die Farbe zu festigen.“
    „Jawohl, ich erinnere mich“, antwortete Roger eilig. Er war nicht hier herausgekommen, um mit seiner Schwägerin über Pferdeurin zu sprechen. „Nun sieh doch nur deine Hände und deine Kleider an! Du bist hier die Herrin. Weshalb überlässt du solche Arbeiten nicht deinen Negern?“
    Demaris sah, wie Ruth zurückwich. Deutlich malte sich die Angst auf ihrem Gesicht. „Ich darf dich noch einmal daran erinnern, dass Ruth meine Pächterin ist und nicht meine Sklavin, Roger“, entgegnete sie frostig. „Und was deine
    Besorgnis bezüglich meiner Position auf Nantasket betrifft, so nimm zur Kenntnis, dass ich von leeren Titeln nicht das Geringste halte. Meine Hände und meine Kleider lassen sich genauso gut waschen wie Ruths.“
    Roger holte tief Luft. Er durfte auf keinen Fall die Beherrschung verlieren. Seit Evelyns Tod sammelten sich seine Gläubiger wie die Aasgeier um ihn, und man munkelte sogar, er werde seines richterlichen Amtes enthoben, bis er wieder schuldenfrei war. Demaris stellte seine einzige Hoffnung dar.
    „Demaris, ich möchte mit dir reden. Genauer gesagt, ich möchte mich entschuldigen. Wir sind ja nicht gerade freundschaftlich

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