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Flagge im Sturm

Titel: Flagge im Sturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mirinda Jarrett
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auseinandergegangen, und das will ich wieder in Ordnung bringen. Ich gehe hier nicht wieder fort, bevor du mich angehört hast.“
    Er lächelte gewinnend, und Demaris bezweifelte nicht, dass er tatsächlich zu bleiben gedachte. „Wollen wir nicht ins Haus gehen?“, schlug er vor. „In den Schatten? Außer Hörweite deiner, äh, deiner Pächterin?“
    „Nein. Alles, was du mir zu sagen hast, mag Ruth ...“ Sie unterbrach sich. Falls sie ihren Schwager mit ins Haus nähme, könnte Ruth Jonathan sagen, er möge sich fernhalten, bis sich Roger wieder auf dem Rückweg nach Newport befand. Letzterer schien sich heute recht vernünftig zu verhalten, und außerdem wäre es das Risiko wert, wenn sie damit Jonathan vor der Entdeckung rettete. Sie nickte also Ruth zu, übergab ihr die Forke und betete insgeheim darum, die Frau möge verstehen und zur Felshöhle gehen.
    „Sehr wohl, Roger, ganz wie du willst.“ Sie führte ihn in das Wohnzimmer. „Ich bitte dich jedoch, dich kurz zu fassen. Ich habe zu viel zu tun, als dass ich allzu lange müßig herumsitzen könnte.“
    Roger untersagte sich eine scharfe Erwiderung und ließ sich in den Sessel seines Vaters sinken. Nach dem strahlenden Sonnenschein draußen war das Haus genauso düster und kühl, wie er es aus seiner Kindheit erinnerte. Er wollte bei der ersten Gelegenheit die alten Steinmauern niederreißen und sie durch Fachwerkwände ersetzen.
    Das Wohnzimmer erschien ihm kleiner als in seiner Erinnerung, die Decke niedriger, und viele Einrichtungsgegenstände waren neu, so zum Beispiel der silbergerahmte Spiegel über dem Kamin und die silbernen Kerzenhalter auf seiner Einfassung. Alles wirkte wesentlich teurer, als Ebenezer Allyn es sich nach der Meinung seines Bruders hätte leisten können.
    Was indessen Rogers Blick sofort auf sich zog, das war die weiße Deckelpfeife und der Tabak neben dem Strickzeug auf dem Tisch sowie der lange Herrenumhang, der nachlässig über einer Stuhllehne hing.
    Von Ned wusste er, dass der Fremde sich auf Nantasket recht wohlzufühlen schien. Der Diener war Demaris zum Haus nachgeschlichen und behauptete, die beiden hätten in ihrem Schlafzimmer gerammelt wie die Karnickel. Bis jetzt hatte Roger das nicht recht glauben können - Ebens fromme Witwe als persönliche Hure für einen hergelaufenen Krüppel!
    Mit vor der Schürze gefalteten Händen blieb Demaris mitten im Wohnzimmer stehen. „Gibt es also etwas, das du mir sagen möchtest, Roger?“
    „In der Tat, Demaris.“ Er strich sich über sein Spitzenhalstuch und überlegte eine Weile, wie er am besten beginnen sollte.
    „Ich werde freiheraus sprechen, denn ich weiß, du hältst nichts von verschnörkelter Rede. Mir ist bekannt, was hier vor sich geht. Ich wäre ein Narr, wüsste ich es nicht. Da ich indes glaube, dass wir füreinander nützlich sein können, schlage ich vor, dass wir unsere Mittel Zusammenlegen. Eine Partnerschaft, wenn du so willst, Demaris.“
    Demaris schien es, als würde man ihr den Boden unter den Füßen fortziehen. Wie hatte Roger nur von dem Schmuggelhandel erfahren? Im Geist ging sie rasch die Namen ihrer Kunden durch. Wer von ihnen könnte sie verraten haben? Jonathan hatte sie ja immer davor gewarnt und recht behalten. Wer wäre jedoch auf die Idee gekommen, dass ihr Schwager nun an dem Geschäft beteiligt werden wollte?
    Roger beobachtete sie genau. Sie war nicht zusammengezuckt, doch sie war blass geworden, als er sie mit ihrem Lebenswandel konfrontiert hatte. Also hatte er sie jetzt am Haken. „Du bist keine törichte Maid, Demaris, und ich bin kein grüner Jüngling mehr. Dir ist doch bekannt, dass solche
    Arrangements zum Wohle beider Parteien jeden Tag getroffen werden.“
    „Wie viel weißt du, Roger?“, fragte sie, und die Erregung war ihrer Stimme anzuhören.
    Roger zuckte die Schultern. „Jedenfalls genug, meine Liebe. Wir müssen ja deinen guten Ruf nicht unbedingt noch weiter zerfleddern, nicht wahr?“
    „Und falls ich mich weigere? Schon gut, ich weiß sehr genau, was du dann tun wirst.“ Sie blickte zu Boden. „Ich hätte nie gedacht, dass es dazu kommen würde, und ich glaube, Eben auch nicht. Wenn mir ein anderer Weg offen gestanden hätte, würde ich ihn eingeschlagen haben.“
    Roger hob eine Augenbraue hoch. „Es ist wohl ein wenig spät, um an die Gefühle des bedauernswerten Ebenezer zu denken, nicht wahr, Demaris?“
    Sie seufzte schwer. „Welchen Anteil willst du, Roger? Was verlangst du für dein

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