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Flames 'n' Roses

Flames 'n' Roses

Titel: Flames 'n' Roses Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kiersten White
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Wetter hier war herrlich. Der Eingang zum Einkaufszentrum lag direkt vor mir. Daneben ein paar Bänke, umringt von Palmen und Hibiskussträuchern mit leuchtend roten Blüten. Ich setzte mich und versuchte, die Wärme durch mein T-Shirt in mich hineinzusaugen. Ein wenig kalt war mir schon noch – das war ja immer so bei mir –, aber das hier war schon mal um Längen besser als die Zentrale.
    Nach ein paar Minuten ging ich schließlich hinein und schlenderte durch die Menge. Mussten die die Klimaanlage so kalt stellen? Normalerweise heiterte es mich immer auf, normale Menschen zu beobachten, wenn ich mal die Gelegenheit dazu hatte. Aber heute fühlte ich mich dadurch nur noch mieser. Was, wenn ich wirklich nicht hierhergehörte?
    Ich hatte mich den Paranormalen gegenüber irgendwie immer überlegen gefühlt, denn egal was war, letztendlich war ich immer noch ein Mensch. Ich musste nicht beobachtet oder gar kastriert werden. Ich wurde nicht in einen Glaskasten gesteckt. Daneben hatte mein eigenes Leben immer viel besser ausgesehen. Mittlerweile war ich mir da nicht mehr so sicher.
    Niedergeschlagen und besorgt machte ich mich auf die Suche nach den Toiletten und musterte mich prüfend im Spiegel. Vielleicht war mir ja irgendetwas entgangen. Lend hatte ja auch keine Ahnung, wie er wirklich aussah. Konnte ja sein, dass ich mich einfach nie genau genug betrachtet hatte. Ich versuchte, irgendwas unter der Oberfläche zu entdecken, blieb lange an meinen blassen Augen hängen und suchte verzweifelt nach Hinweisen, ob auch ich etwas anderes war, als ich zu sein schien.
    Nichts. Da war absolut nichts. Nichts, was schwach hindurchschimmerte, keine glühenden Augen, kein Körper unter meinem. Bloß ich. Es war genau wie bei allen anderen Menschen, die ich kannte.
    Nur, dass ich eben nicht genau wie sie war, denn ich konnte Dinge sehen, die niemand anders sah.
    Niedergeschlagen verließ ich die Toiletten. Ich hatte nichts. Kein Portemonnaie, keine Handtasche, keine Identität. Für mich gab es nichts hier in der wirklichen – der normalen – Welt. Ob paranormal oder nicht, ich gehörte einfach nicht hierher. Ich setzte mich wieder auf eine Bank und sah dem Treiben um mich herum zu. Pärchen, die ihre Hände anscheinend gar nicht mehr aus den Potaschen des Partners herausbekamen. Mädchen, die sich beieinander einhakten und darüber tratschten, wer in wen verknallt war und wer was gesagt hatte, und überhaupt, die mit ihrem dicken Hintern, also echt jetzt. Alle lebten sie ihr wunderbares, stinknormales Leben. Sie hatten keine Ahnung, wie sehr ich sie beneidete.
    Nach einer Weile setzte sich jemand neben mich. »Evie.« Raquel nahm meine Hand. »Liebes, was machst du denn bloß?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Ich weiß nicht.«
    »Ich hätte dir schon längst von deiner Klassifikation erzählen sollen. Es tut mir leid.«
    Ich schniefte. Wenn ich jetzt hier im Einkaufszentrum losheulte, würde ich mir das nie verzeihen. »Und warum hast du es dann nicht getan?«
    »Ich fand es gar nicht so wichtig. Es bedeutet doch nur, dass du etwas kannst, was niemand anders kann, und dass wir nicht wissen, warum, oder wie du das machst. Das heißt nicht, dass du kein Mensch bist oder dass du dadurch genauso bist wie die Vampire, Feen oder Einhörner.«
    »Moment mal, echt jetzt? Einhörner gibt es wirklich? Du nimmst mich doch auf den Arm.«
    Sie lachte. »Wenn du ganz brav bist und endlich anfängst, deine Hausaufgaben zu machen, nehme ich dich vielleicht mal zu ihnen mit.«
    »Muss ich mich als Stufe sieben wirklich mit so was wie Hausaufgaben rumschlagen?«
    »Allerdings.« Lächelnd strich sie mir eine widerspenstige Haarsträhne aus dem Gesicht. »Ich habe schon zugelassen, dass du dich vor dem Klavierunterricht gedrückt hast, als du zehn warst. Angeblich, weil du solche Angst vor dem Troll hattest, der es dir beibringen sollte. Und das habe ich mir nie verziehen. Also, leider nichts zu machen beim Thema Hausaufgaben. Aber wo wir schon mal hier sind, können wir doch auch gleich ein bisschen shoppen gehen, was meinst du?«
    Ich seufzte. Mein Seufzer war zwar nicht annähernd so eindrucksvoll wie die von Raquel, aber wenn ich fleißig übte, würde ich vielleicht eines Tages ganz ohne Reden auskommen. »Mir ist irgendwie nicht danach.«
    Sie machte ein besorgtes Gesicht. »Das ist jetzt nicht dein Ernst, oder?«
    »Quatsch, los geht’s.« Ich liebte Shopping, auch wenn ich das normalerweise nur im Internet tun konnte. Früher hatte mir

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