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Flaming Bess 02 - Wo die Echse herrscht

Flaming Bess 02 - Wo die Echse herrscht

Titel: Flaming Bess 02 - Wo die Echse herrscht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Ziegler
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Trotzdem … «
    »Dir liegt sehr viel an ihm«, nickte Kumpel bedächtig.
    »Ja«, gestand sie leise.
    »Hab von Anfang an gewußt, daß es mit einem Mann zu tun hat.« Er schmunzelte. »Ich kenn mich aus; bin schließlich selbst einer von der Sorte — auch wenn ich mit den Jahren etwas vertrocknet bin. Aber nicht so vertrocknet, daß ich nicht weiß, was einer Frau den größten Kummer macht: ein Mann, der zuviel von ihr verlangt. War in meiner Jugend nicht viel anders; zu hitzig. Dachte immer, was gut für mich ist, ist auch gut für meine Angebetete. Konnte einfach nicht begreifen, daß jeder Mensch seinen eigenen Weg gehen muß.« Kumpel zwinkerte ihr zu. »Wäre jammerschade, wenn du dich von irgendeinem Mann von deinem Weg abbringen läßt, Mäd chen. Schließlich weißt du am besten, was gut für dich ist.«
    Sie schenkte ihm ein befreites Lächeln. »Danke, Phibus. Ich glaube, genau das wollte ich hören.«
    »Wird schon werden, Mädchen. Aber vielleicht machst du dir auch zuviel Gedanken. Nimm ihn doch einfach zu einer Versammlung mit. Kann sein, daß er dann erkennt, daß alles ganz harmlos ist.« Der alte Mann rückte die Brille zurecht und warf einen kurzsichtigen Blick auf sein Armbandchronometer.
    »Hm«, brummte er, »wenn unser guter Supervisor Frust ausnahmsweise einmal die Wahrheit gesagt hat, müßte das Schiff in ein paar Minuten den Pararaum verlassen. Tja, ich hoffe nur, daß wir keinen Ärger mit den Dhrakanen bekommen … «
    Kumpel bemerkte, wie Gahl erschrak, und tätschelte ihr beruhigend den Arm. »Keine Bange, Mädchen. Wir werden uns mit den Echsen schon einigen. Muß jetzt zurück ins Magazin. Paß auf dich auf — und bis später!«
    Er schlurfte davon.
    Die Dhrakanen, dachte Gahl. Lagoslav Vanshunjes Worte kamen ihr wieder in den Sinn, aber sie verdrängte die aufkeimende Furcht. Es gab keinen Grund, sich vor den Dhrakanen zu fürchten. Pra-Yaswän hatte sich als Freund erwiesen; warum sollten sich seine Artgenossen anders verhalten? Außerdem vertraute sie Flaming Bess; die Kommandantin würde mit jeder Situation fertig werden.
    Eilig bog sie in den nächsten Seitengang und lenkte ihre Schritte in Richtung Heck. Bald lag die menschenüberlaufene Zentralsektion hinter ihr, und sie bewegte sich durch die stillen, staubigen Korridore der verlassenen Hecksektion. Ihr präzises Gedächtnis ließ sie den abgelegenen Versammlungsraum des Kultes mühelos finden.
    Aber der Raum war leer. Enttäuscht und verwirrt blieb sie auf der Türschwelle stehen. Wo waren die Auserwählten? Man hatte ihr doch gesagt, daß um diese Zeit wieder eine Versammlung stattfinden würde!
    »Gahl?«
    Sie fuhr herum und atmete erleichtert auf, als sich Shee d’Anshes schlanke Gestalt aus den Schatten löste, die wie große, graue Spinnennetze den Gang verdunkelten.
    »Was ist geschehen?« fragte sie. »Wo sind die anderen?«
    Die Linderghast-Frau umarmte sie kurz. »Ich bringe dich zu ihnen. Komm. Mahmed wird zu uns sprechen. Etwas Großes steht bevor.«
    Noch immer verwirrt folgte Gahl der Linderghast-Frau in einen schmalen Verbindungsgang und dann durch eine riesige Lagerhalle, in dem sich wuchtige Vakuumcontainer bis zur Decke stapelten. Die stählernen Behälter waren mit dem Symbol der Inneren Welten versehen, einem stilisierten Milchstraßensystem, das von zwei rubinroten, konzentrischen Ringen zerschnitten wurde. Demnach stammten sie aus dem Besitz der Tamerlans, und Gahl fragte sich, was in ihnen gelagert war. Vielleicht Schätze aus den alten, längst verlassenen Siedlungsräumen der Menschheit, Kostbarkeiten aus dem Schutt der Frühen Reiche, von den Tamerlans bei ihren Forschungsexpeditionen in die galaktischen Randzonen gesammelt …
    »Warum treffen wir uns jetzt woanders?« fragte Gahl, als sie eine steile Rampe erreichten, die zu den oberen Etagen des Decks führte.
    Shee d’Anshe warf ihr einen undefinierbaren Blick zu. »Wir wechseln regelmäßig unser Quartier. Um uns vor neugierigen Augen und Ohren zu schützen. Es gibt Leute an Bord, die unsere Versammlungen am liebsten verbieten würden. Leute, die nicht verstehen.«
    Gahl dachte an Calvin Kospodin, aber sie schwieg.
    Bei ihrem Nahen öffnete sich am Ende der Rampe ein schweres Schott. Dahinter lag ein niedriger, dunkler Raum. Rund vierzig Auserwählte hatten sich eingefunden; wartend kauerten sie am Boden, im Flackerlicht der einsamen Kerze, die an der gegenüberliegenden Wand brannte, nur umrisshaft erkennbar. Gemurmel begrüßte Gahl und

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