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Flaming Bess 02 - Wo die Echse herrscht

Flaming Bess 02 - Wo die Echse herrscht

Titel: Flaming Bess 02 - Wo die Echse herrscht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Ziegler
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Shee. Das Schott schloß sich automatisch hinter ihnen, und im gleichen Moment fielen alle Zweifel und Sorgen von Gahl Belfort ab.
    Es war wie in der vergangenen Nacht. Sie fühlte sich geborgen und sicher, unter Freunden, und sie spürte die Liebe ihrer Brüder und Schwestern wie die Berührung einer warmen, tröstenden Hand. Kospodin, Darb, die düsteren Erinnerungen an den Krieg und den Tod ihrer Eltern, die vage Furcht vor den Dhrakanen — alles verlor an Gewicht, verblaßte, verging. Sie war heimgekehrt.
    Gahl ließ sich zwischen Shee d’Anshe und einem kräftigen, rothaarigen Mann in einem gesteppten Kapuzenmantel nieder; Bruder Niehl von Shogab Q, der Gletscherwelt im Westwolken-Sektor, im dritten Jahr des Krieges von den Herculeanern überrannt. Aber der Krieg war vorbei. Die Herculeaner stellten keine Gefahr mehr da. Mahmed, der Prophet, schützte die Auserwählten. Wie die anderen wartete Gahl schweigend in der Dunkelheit, und in jedem von ihnen war tiefer Frieden. Das ist Mahmeds Werk, dachte Gahl schläfrig. Er ist ganz nah …
    Sie hörte nicht, wie der Prophet den Raum betrat, aber sie spürte seine Gegenwart, und als sie die nie dergeschlagenen Augen hob, sah sie ihn: eine weißgekleidete, wie hinter einem Schleier verborgene Gestalt, ein Schemen im Kerzenlicht.
    Ein Raunen ging durch die Reihen der Auserwählten.
    »Höret!«
    Abrupt wurde es still. Nur noch die Stimme des Propheten durchpulste den Raum: Voll, warm, hypnotisch. Und jedes Wort war Weisheit, jeder Satz eine Offenbarung. Niemand konnte sich dem Klang der Stimme entziehen; sie schlich sich in die Köpfe, in die Innenwelt der Gedanken, und wo sie war, gab es keinen Platz für andere Dinge.
    »Ihr seid die Auserwählten, denn ich sah eure Gesichter in den ungeborenen Welten von Morgen, und andere Gesichter sah ich nicht. Aber der Weg, auf dem ihr mir folgt und der euch ins verheißene Land führen wird, ist nicht frei von Gefahren, und auch wenn meine schützende Hand über euch liegt, droht euch Schaden an Leib und Seele. Nur wer aus eigener Kraft den Versuchungen trotzt, die Prüfungen besteht und die Feinde besiegt, ist würdig, ein Auserwählter zu sein und nach den Letzten Tagen der Menschheit die Geburt des Zeitalters des Friedens zu erleben. Und wenn ihr mich nach den Versuchungen fragt, so antworte ich euch: die Macht der Täuschung ist groß, und oft kommt die Lüge als Wahrheit maskiert, also verschließt eure Ohren vor den Worten der Unwissenden, die vorgeben zu wissen und doch nur Narren sind. Sie versprechen alles und halten nichts; sie glauben zu sehen und sind dennoch blind; und ihre Lockungen blenden.
    Und wenn ihr mich nach den Prüfungen fragt, so antworte ich euch: es sind Prüfungen des Glaubens, und jeder einzelne von euch wird einer Prüfung unterzogen, und geprüft werde auch ich. Denn euer Glaube ist die Quelle meiner Kraft, und ist euer Glaube zu schwach, wird die Quelle versiegen, meine Kraft wird schwinden, und niemand wird dann die Pforte öffnen, hinter der das Land der Verheißung wartet. Also wappnet euch, und glaubt, und zweifelt nicht, dann ist euch das Heil gewiß.
    Und wenn ihr mich nach den Feinden fragt, so antworte ich euch: ich habe die Schatten der Zukunft gesehen, und in den Schatten Gesichter. Nicht eure Gesichter, denn jene Zukunft ist nicht eure Zukunft, sondern nur ein Schritt auf eurem Weg, und für einige das Ende. In den Gesichtern, die ich sah, waren die Augen in der Kälte des Weltraums gefroren, und sie waren hungrig und voller Haß. Alt wie die Sterne lauern sie im Nichts, und sie leben, um das |eben zu verderben. Sie sind nicht von unserem Fleisch. Sie sind nicht von unserem Blut. Sie warten, und sie sind ganz nah.
    Hört ihr sie nicht? Spürt ihr sie nicht?
    Ich sehe sie!
    Hütet euch, sie kommen!«
    Beschwörend hob der Prophet die Arme, und wie auf ein Stichwort gellte das Wimmern der Alarmsirenen durch das Schiff.
     

5.
     
    In das Dröhnen des Alarms mischten sich die hektischen elektronischen Warnsignale einzelner Meßgeräte; wie das Gezwitscher verängstigter Vögel erfüllten sie die Kommandozentrale. Irgend jemand — Cluster? Katzenstein? — schrie etwas, aber die Worte gingen im Sirenenlärm unter.
    Flaming Bess starrte auf den Hauptmonitor.
    Wo sich soeben noch die dunstigen interstellaren Gaswolken und der drohende, ungeheure Koloß der dhrakanischen Raumstation abgezeichnet hatten, brodelte jetzt ein Meer aus blutfarbener Energie. Mit den Fingerspitzen tippte Bess auf

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