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Flaming Bess 02 - Wo die Echse herrscht

Flaming Bess 02 - Wo die Echse herrscht

Titel: Flaming Bess 02 - Wo die Echse herrscht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Ziegler
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Boden. In der Luft hing der süßliche Geruch von verschmortem Horn. Er wirbelte herum, zu Stengel, der sich in Panik zur Flucht wandte. Im gleichen Moment kam Ken Katzenstein hinter seinem Kontrollpult hervor, einen klobigen Laser im Anschlag, und schon setzte Ka zum Sprung an, bereit, sein Leben einzusetzen, um die Echse von Stengel abzulenken.
    »Nicht schießen!« schrie Bess. »Stengel, bleiben Sie stehen, rühren Sie sich nicht vom Fleck! Ka, zurück an dein Pult!« Ihr scharfer Befehlston erreichte seinen Zweck.
    Katzenstein ließ die Waffe sinken; der Clansmann wich an sein Terminal zurück; und Stengel erstarrte mitten in der Drehung.
    Das Gebrüll des Dhrakanen brach ab.
    Unschlüssig peitschte er mit dem Schwanz hin und her, bedachte Stengel mit einem letzten lauernden Blick und trat dann über die reglosen Körper der beiden Flottensoldaten auf das massive Zentralschott zu. Eine Klauenhand fuhr hoch, und der heftige Schlag ließ das stählerne Schott wie eine Glocke dröhnen. Das Metall galt als unzerstörbar, doch der Hieb hatte eine Delle hinterlassen, und schaudernd fragte sich Bess, über welche Kräfte der Dhrakane verfügen mochte.
    Ein zweiter Schlag.
    Das Schott bebte.
    »Glory!« sagte Flaming Bess. »Öffnen Sie das Schott. Schnell!«
    Ein dritter Schlag.
    Dann glitten die Schotthälften zischend zur Seite. Mit einem triumphierenden Grollen schob sich der Dhrakane durch die Öffnung und marschierte stampfend durch den Kabinengang, der zehn Meter weiter von einem weiteren Schott blockiert wurde. Rechts und links zweigten Seitengänge zum Rechenzentrum und zu den peripheren Lagerräumen des Kommandodecks ab, doch der Dhrakane hielt direkt auf das Schott zu.
    Der Hauptlift! dachte Bess. Er will zum Hauptlift. Wenn er in die unteren Decks eindringt … Gott, allein im 6. OD befinden sich Hunderte von Menschen!
    »Glory! Sofort das Zentralschott schließen und die Seitengänge sperren«, befahl Bess. »Und legen Sie den Lift lahm, verstanden? Der Dhrakane darf auf keinen Fall aus dem Kommandodeck entkommen!« Die Psychonautin gehorchte. Draußen auf dem Kabinengang senkten sich schwere Stahlplatten von der Decke und riegelten die Fluchtwege ab. Dann schloß sich auch das Zentralschott und entzog den Dhrakanen ihren Blicken.
    Nur sein wildes, donnerndes Gebrüll drang gedämpft durch den schimmernden Stahl.
    Flaming Bess atmete tief ein. Für einen Moment schloß sie die Augen und dachte an Pra-Yaswän. Warum hatte er sie nicht gewarnt? Oder hatte er selbst nicht gewußt, was geschehen würde, sobald die NOVA STAR in dhrakanisches Gebiet eindrang? Aber er hatte das Paratriebwerk programmiert; es war kein Zufall , daß im Zielgebiet die gigantische Raumstation auf sie wartete.
    Vielleicht hatte Cluster recht, und Pra-Yaswän hatte sie bewußt in diese Falle gelockt. Doch gefühlsmäßig wehrte sie sich gegen diese Schlußfolgerung. Sie konnte sich nicht vorstellen, daß der dhrakanische Wissenschaftler der heimtückische Verräter war, für den Cluster ihn hielt. Es ergab einfach keinen Sinn. Und da war noch ein Punkt — der wichtigste überhaupt: Während er starb, hatte er ihren Geist berührt, und für einen zeitlosen Moment hatte sie einen Blick in seine Seele werfen können: Fremd war sie gewesen, die Seele eines Reptils, das nie so etwas wie menschlic he Gefühle gekannt hatte, und den noch nicht kalt, sondern von der Glut rätselhafter Wünsche und unfaßbarer Hoffnungen erwärmt. Gedanken, glitzernd sich himmelhoch türmend wie Berge aus Glas, und Erinnerungen, dunkel und unauslotbar wie eine tiefe See.
    Nein, Pra-Yaswän hatte sie nicht verraten.
    Es mußte eine andere Erklärung für das feindselige Verhalten der Dhrakanen geben …
    »Bess?«
    Sie sah zur Galerie hinauf, wo Ka neben den reglosen Körpern der beiden Soldaten kniete.
    »Sie sind tot«, sagte der Clansmann.
    Flaming Bess schwieg. Sie wußte, daß Cluster durch seinen Angriff auf die Echse den Tod der bei den Männer provoziert hatte, aber dieses Wissen vertrieb nicht die nagenden Schuldgefühle. Sie war die Kommandantin; sie trug die Verantwortung für das Leben aller Menschen an Bord. Es wäre besser gewesen, sie hätte Cluster und seine Leute vor dem Rücksturz in den Normalraum aus der Zentrale verwiesen … Und Glory Moon — verdammt, warum hatte sie den Admiral überhaupt eingelassen?
    »Mein Arm«, sagte Cluster; seine Stimme klang gepreßt, und sein rechter Arm hing schlaff herab. »Diese Bestie hat mir das Handgelenk

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