Flaming Bess 03 - Gefangene der Schatten-Welten
neben den Kontrollpulten postiert.
Sein Blick wanderte weiter. Vira Mandala saß bleich an ihrem Terminal, und in ihren Augen las er Furcht und Verzweiflung. Stengels Gesicht drückte hilflose Wut aus, und Glory Moon schien sich jeden Moment auf die beiden Soldaten stürzen zu wollen, die zu ihrer Bewachung abkommandiert waren.
An Flaming Bess’ Pult saß Admiral Cluster.
Kalt sah er Katzenstein an.
»Als Oberbefehlshaber der Vereinigten Bündnisflotten der Inneren Welten habe ich das Kommando über die NOVA STAR übernommen«, sagte der Admiral. »Das Schiff steht ab sofort unter Kriegsrecht. Gehorsamsverweigerung und Verstöße gegen die Disziplin werden unnachsichtig geahndet.«
Katzenstein schüttelte ungläubig den Kopf.
»Sie müssen den Verstand verloren haben!«, stieß er hervor. »Damit kommen Sie nicht durch, Cluster!«
Der Admiral lächelte zynisch.
»Glauben Sie, Katzenstein? Nun gut, um Ihnen meine Entschlossenheit zu demonstrieren … «
Er gab den beiden Soldaten an Viras Kontrollpult einen Wink.
Sie zerrten die Mediacontrolerin brutal aus ihrem Sessel und schleppten sie zu Cluster.
Katzenstein ballte die Fäuste, doch sofort ruckten die Waffen der Soldaten hoch. Voll ohnmächtigem Zorn starrte er Cluster an.
Der Admiral lächelte breit.
»Ihre Freunde weigern sich, meinen Befehlen zu gehorchen«, fuhr er im entspannten Plauderton fort. »Ich habe Anweisung gegeben, sofort nach Ihrer Rückkehr Kurs auf den interstellaren Raum zu nehmen, doch Glory Moon beharrte darauf, daß sie nur von Ihnen Befehle entgegennimmt. Also sagen Sie ihr, daß sie tun soll, was von ihr verlangt wird.«
»Ich denke nicht im Traum daran, Flaming Bess im Stich zu lassen«, sagte Katzenstein mit gepreßter Stimme.
Cluster nickte. »Ich habe eine ähnliche Antwort erwartet. Aber das Kriegsrecht sieht für Befehlsverweigerung die Todesstrafe vor … Glory Moon ist als Psychonautin unersetzlich; im Gegensatz zu Vira Mandala.«
Seine Miene verhärtete sich.
»Ich gebe Ihnen eine Stunde Bedenkzeit, Katzenstein. Wenn es Ihnen bis dahin nicht gelungen ist, die Psychonautin zur Vernunft zu bringen, lasse ich Vira Mandala erschießen.«
Das Erwachen war Schmerz.
Purer, feuriger Schmerz in jeder Zelle ihres Körpers, aber sie begrüßte den Schmerz, denn er sagte ihr: Du lebst.
Flaming Bess stöhnte.
Sie sehnte sich danach, in die dumpfe Betäubung der Bewußtlosigkeit zurückzufallen, von den Qualen erlöst zu werden, doch sie kämpfte dagegen an.
Langsam, schrecklich langsam, ließ der Schmerz nach, und die Erinnerungen kamen: Die herculeanische Station … die Nacht, die wie eine schwarze Flutwelle heranbrandete … die Schatten, aus denen die Klonsoldaten traten … das grelle Mündungsfeuer ihrer Energiegewehre … und dann verzehrender Schmerz, wie von einem tödlichen Stromschlag, und ein letzter flackernder Gedanke: Das ist das Ende.
Sie stöhnte erneut.
Es war nicht das Ende. Sie lebte.
Schockwaffen, dachte sie benommen. Die Klonsoldaten müssen Schockwaffen eingesetzt haben …
Mit aller Willenskraft zwang sie sich, die Augen zu öffnen. Ihre Lider waren bleischwer, und zuerst sah sie nur Flimmern, tanzende Lichtpunkte, bis sich aus dem Flimmern deutliche Bilder herausschälten.
Da war ein Himmel, grau und düster, von hochgetürmten, zerrissenen Wolkenbänken bedeckt, die sich am Horizont zu schrundigen schwarzen Gebirgen formierten.
Da war eine Sonne, ein fahlweißes Rund hinter den Wolken, kalt und müde, nicht mehr als ein Lichtfleck, wie ein brackiger Tümpel Helligkeit.
Da war ein Horizont, gezackt und zerklüftet, ein geborstener Wall aus rußigem Gestein, hier und dort von glühenden Lavaströmen zerfurcht, so dass es aussah, als ob ein gnadenloser Feind dem Fels tiefe Wunden geschlagen hatte, aus dem heißes, rauchendes Blut strömte.
Da war eine Ebene wie ein schmutziges Tuch, oder wie straff gespannte Haut, gefleckt, entzündet, grindig verschorft, auf der verkrüppelte Bäume und bleiches Buschwerk wuchsen.
Flaming Bess befand sich hoch über der Ebene auf einer runden, nicht mehr als zehn Meter durchmessenden Plattform aus blankem Metall. Sie war an eine Stahlsäule gekettet, nur einen Schritt vom Rand der Plattform entfernt, und auf der gegenüberliegenden Seite erhob sich eine zweite Säule, und dort stand Ka, der Clansmann.
Der eisige Wind, der über die Plattform heulte, ließ Bess schaudern. Man hatte ihr den Raumanzug genommen, und ihre dünne Bluse bot keinen
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