Flaming Bess 03 - Gefangene der Schatten-Welten
Türsummer schnitt in seine Gedanken. Irritiert sah er auf. Er erwartete keinen Besuch; nach dem deprimierend verlaufenen Gespräch mit Cluster in Lady Gondelors Suite hatte er alle Termine abgesagt und es seinem Stellvertreter überlassen, sich mit den Sorgen und Nöten der Magazinverwalter der einzelnen Decks herumzuschlagen.
Gondelor?
Unwahrscheinlich; die gute Lady hatte sich — aus Furcht, daß ihre Räume beschlagnahmt oder von beengt wohnenden Flüchtlingen besetzt wurden, wenn sie sie auch nur eine Minute lang verließ — in ihrer Suite verbarrikadiert.
Frust lächelte dünn.
Wirklich ein raffinierter Schachzug der Kommandantin, dachte er mit widerwilliger Bewunderung. Sie hat genau Gondelors schwache Stelle getroffen. Aber die Kommandantin war wahrscheinlich tot; oder Kroms Gefangene. Vielleicht hatte diese erfreuliche Neuigkeit die Sorgen der Lady zerstreut.
Das Summen hielt an.
Frust stand auf und öffnete die Tür.
»Cluster!« rief er verblüfft.
Der Admiral drängte sich an ihm vorbei. Er atmete schwer, sein Gesicht war dunkelrot, und in seinen Augen bemerkte Frust einen fiebrigen Glanz.
»Schließen Sie die Tür, Frust«, zischte der Admiral. »Schnell. Ich möchte nicht, daß uns jemand zusammen sieht.«
Frust wölbte die Braunen. Er verbiß sich die Bemerkung, daß es unter diesen Umständen sehr unklug war, ihn ausgerechnet in seinem Büro zu besuchen, und kam statt dessen Clusters Aufforderung nach.
»Nun?«, fragte er reserviert. »Nach unserem, ah, unbefriedigenden Gespräch heute morgen hatte ich an sich nicht damit gerechnet, Sie … «
»Lassen Sie das«, knurrte Cluster. »Die Situation hat sich inzwischen geändert. Sie wissen, daß Flaming Bess und Ka verschollen sind?«
Der Supervisor nickte. »Gute Nachrichten verbreiten sich schnell.«
»Ich habe sie gewarnt«, schnaufte Cluster. »Aber sie wollten nicht auf mich hören.«
»Zum Glück, wie ich meine«, sagte Frust. »Katzenstein hat das Kommando übernommen«, fuhr der Admiral fort, ohne auf Frusts zynische Bemerkung einzugehen. »Dieser Narr glaubt immer noch, daß es eine Möglichkeit gibt, Bess und den Clansmann zu retten. Er weigert sich, das System zu verlassen.«
»Und Sie wollen, daß ich ihm zurede?«, fragte Frust mit mildem Spott.
»Sie glauben, daß er auf meinen Rat eher hört als auf den Ihren?«
»Unsinn!« brauste Cluster auf. »Katzenstein ist als Kommandant der NOVA STAR untragbar. Er will diese absolut sinnlose und gefährliche Suche nach der Erde fortsetzen, auch wenn Flaming Bess nicht mehr an Bord zurückkehrt.«
»Was wir alle hoffen«, sagte Frust. Sein Gesicht war völlig ausdruckslos, doch innerlich fieberte er den nächsten Worten des Admirals entgegen. War dies der Moment, auf den er und Lady Gondelor schon so lange gewartet hatten? War Cluster endlich zum Handeln bereit?
»Machen wir uns nichts vor«, knurrte der Admiral. »Selbst wenn Bess noch lebt, gibt es keine Hoffnung mehr für sie. Wir müssen jetzt an die Sicherheit des Schiffes denken. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis eine herculeanische Flotte in diesem System erscheint. Wir müssen weg von hier, und zwar so schnell wie möglich.«
Frust nickte. »Sie haben vollkommen recht. Aber wie wollen Sie Katzenstein den Ernst der Lage begreiflich machen? Seine Loyalität zu Flaming Bess … «
»Ich werde Katzenstein seines Postens entheben«, erklärte Cluster. »Ich habe keine andere Wahl. Es geht nicht nur um unsere Sicherheit. Es geht um das Leben und die Freiheit der versklavten Bürger der Inneren Welten.
Sobald ich das Kommando über die NOVA STAR übernommen habe, werden wir zum Sternenbund zurückkehren und den Kampf gegen die Herculeaner fortsetzen.«
Frust hüstelte.
Nun, sollte Cluster ruhig weiter von seinem Rachefeldzug gegen die Herculeaner träumen. Lady Gondelor und er würden schon einen Weg finden, den Admiral an der Durchführung dieses selbstmörderischen Planes zu hindern. Wenn Katzenstein erst einmal aus dem Weg geräumt war …
»Wie wollen Sie konkret vorgehen, Admiral?«, sagte er laut.
Cluster sah auf die Zeitanzeige seines Multizweckarmbands. »In einer halben Stunde werden meine Leute die Zentrale besetzen. SD-Chef Muller McLasky und die höchsten Offiziere des Sicherheitsdienstes werden gleichzeitig unter Arrest gestellt. Sobald Ken Katzenstein von seinem Erkundungsflug zurückgekehrt und in unserer Gewalt ist, nehmen wir Kurs auf den interstellaren Raum. Erst dort werden wir die Flüchtlinge über
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