Flaming Bess 04 - Das Grauen an Bord
sensibel; sie haßt es, eingesperrt zu sein. Ich … «
»Schluß«, unterbrach Flaming Bess. »Fortunato, Chip — ihr kümmert euch um den Flottenkybernetiker im Rechenzentrum. Rasch!«
Chipansky nickte und eilte mit Stengel davon, dicht gefolgt von der aufgeregt gestikulierenden Kiste. Ka zerrte die beiden bewußtlosen Soldaten in die leerstehende Kabine und verriegelte die Tür.
Bess warf ihm einen Schocker zu, und er fing die Waffe geschickt auf.
»Fertig, Ka?«
Der Clansmann trat mit einem düsteren Lächeln durch das Zentralschott.
»Fertig.« Er entsicherte den Schocker.
Flaming Bess atmete tief durch. »Glory?«
»Ich bin bereit«, drang es aus den Lautsprechern.
Bess hob ihre Waffe und wechselte einen kurzen Blick mit Ka. In den grauen Augen des Clansmanns sah sie ein Echo ihrer eigenen Gedanken. Sie mußten schnell handeln, um Glory Moon nicht zu gefährden. Cluster und seine Leute durften keine Gelegenheit erhalten, die Psychonautin als Geisel zu nehmen.
»Jetzt!«, sagte Flaming Bess.
Die Schotthälften glitten zischend auseinander.
Vor ihnen die Zentrale: die Galerie, die stufenartig abfallenden Ebenen mit den einzelnen Kontrollpulten auf der Grundebene, vor dem Hauptbildschirm der Spezialsitz der Psychonautin. Die Aufmerksamkeit der Soldaten an den Pulten war auf den Großmonitor gerichtet; Admiral Cluster saß über sein Terminal gebeugt und hantierte an den Schaltungen.
Flaming Bess und Ka waren bereits auf der Galerie, als sich einer der Soldaten umdrehte. Sein Gesicht verzerrte sich, und er setzte zu einem Warnruf an, doch mit einem leisen Singen entlud sich Kas Schocker. Gelähmt rutschte der Soldat von seinem Sitz. Ein anderer Soldat griff nach seinem Waffenholster. Bess riß ihren Schocker hoch und schoß. Kas Waffe sang noch immer.
Sekunden später waren alle von Clusters Leuten betäubt. Der alte Admiral kam halb hinter seinem Kontrollpult hoch, totenbleich, ein wildes, verzweifeltes Funkeln in den Augen. Er gab unartikulierte Laute von sich. Wie eine Erscheinung starrte er Flaming Bess an.
»Aber, wieso …«, stammelte er, »wie ist das möglich?«
Sein flackernder Blick wanderte zu Ka, dann ruckte sein Kopf zu Glory Moon herum.
Cluster verstand.
Er schrie auf. Plötzlich hielt er eine Energiepistole in der Hand.
»Vorsicht!« stieß Ka hervor.
Sein Schocker sang, aber der Admiral hatte sich instinktiv zur Seite geworfen.
Sein Strahler kam hoch. Ein blendend heller Energieblitz zuckte aus dem Lauf, und aus den Bordlautsprechern drang Glory Moons gellender Schmerzensschrei. Im gleichen Moment wurde Cluster von Bess’ Schockstrahl voll getroffen.
Schwer stürzte er zu Boden.
»Glory!« rief Flaming Bess. Mit einigen großen Sprüngen war sie bei der Psychonautin und kniete neben ihr nieder. »Verdammt!« Der Energiestrahl hatte Glory Moons linken Oberschenkel gestreift und den Stoff ihrer weißen Montur verkohlt. Blasig verbrannte Haut lag bloß.
»Nur … ein Kratzer«, erklang ihre verzerrte Lautprecherstimme. »Alles in Ordnung, Bess.«
Flaming Bess strich ihr sanft über die schweißbeleckte Stirn. »Tut mir leid, Glory«, sagte sie leise. Ich hatte nicht damit gerechnet, daß Cluster so weit gehen würde.«
Ka trat an ihre Seite. Kalt sah er auf den reglosen Körper des Admirals hinunter. »Er wird dafür bezahlen«, sagte der Clansmann. Sein Narbengesicht war ausdruckslos wie immer, doch sein Tonfall ließ Flaming Bess frösteln.
Sie richtete sich auf. »Cluster bekommt einen fairen Prozeß«, erklärte sie warnend.
Der Clansmann hob langsam den Kopf. »Er wird dafür bezahlen«, wiederholte er grimmig. Dann wandte er sich zum Kommandantenpult, um Dr. Go über Interkom in die Zentrale zu rufen.
Flaming Bess seufzte und berührte Glory Moon leicht an der Schulter.
»Wir brechen den Paraflug ab, Glory, damit sich Dr. Go um deine Verletzung kümmern kann.«
Die Psychonautin bestätigte, und kurz darauf mäßigte sich der wummernde Herzschlag des Paratriebwerks, als das Schiff zum Rücksturz in den Normalraum ansetzte. Die Ära Cluster war beendet. Aber Flaming Bess verspürte keinen Triumph. Der Sieg über einen alten, gebrochenen Mann war kein Anlaß zum Triumphieren. Denn das war der Admiral: ein alter Mann, der nicht bemerkt hatte, daß seine Zeit längst abgelaufen war.
6.
Als Samwell A. Goldberg in seiner Oberdeck-Kabine erwachte, wurde er von einer gespenstischen Halluzination heimgesucht: Ein Teil der Decke löste sich auf, verwandelte sich
Weitere Kostenlose Bücher