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Flaming Bess 06 - Sternbaronat Roter Riese

Flaming Bess 06 - Sternbaronat Roter Riese

Titel: Flaming Bess 06 - Sternbaronat Roter Riese Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Ziegler
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erfunden, sondern von seinen Vorgängern übernommen hatte, traf ihn die volle Schuld. Denn um die Lüge aufrechtzuerhalten, schreckte er vor keinem Verbrechen, keiner Gewalttat zurück.
    Der Mann preßte die Lippen zusammen.
    Storks Tage waren gezählt. Früher oder später würde das Volk die Lüge durchschauen und sich gegen den Tyrannen erheben. Und vielleicht fand er in der Stasishalle ein Mittel, um den Sturz des Barons zu beschleunigen …
    Der Mann nestelte an seinem Gürtel und brachte aus einem der Futterale einen fingerlangen Metallstab zum Vorschein. Nachdenklich wog er den elektronischen Kodegeber in der Hand. Jetzt hing alles davon ab, ob Stork in der Zwischenzeit das Verschwinden des Passepartouts bemerkt hatte oder nicht; wenn der Öffnungscode des Schotts geändert worden war, würde er unverrichteterdinge umkehren müssen.
    Er richtete den Kodegeber auf das Schott.
    Sekundenlang geschah nichts. Der Mann fluchte leise. Schon wollte er sich enttäuscht abwenden, als das Schott knirschend in den Boden sank.
    Vor ihm lag die Stasishalle.
    Sie war eine der größten Höhlen des gesamten Systems, ein gewaltiger Hohlraum im Gestein, dessen wahre Ausmaße nicht abzuschätzen waren. Das Licht der überall installierten Energiefackeln reichte nicht aus, die Schatten zu vertreiben, die sich unter der hohen Decke zu undurchdringlicher Finsternis verdichteten. In der Ferne verschwamm alles in vagem Halbdunkel, begrenzt von den bemoosten, matt phosphoreszierenden Seitenwänden. Der Boden war schrundig und zerklüftet, geröllbedeckt und von glitzernden Kristalladern durchzogen. Bizarre Felsformationen ragten wie mahnende Finger empor und wuchsen an vielen Stellen zu steinernen Inseln zusammen. Ein Geflecht freischwebender, anmutig geschwungener Metallbrücken verband die Plateaus miteinander.
    Und auf den Plateaus, eingeschlossen in schillernde Energieblasen, die Gefangenen der Zeit.
    Es waren Hunderte, Tausende. Raumfahrer von fernen Planeten und aus namenlosen Sternenreichen, die mit ihren Schiffen in die Falle des Strings geraten und im System der roten Riesensonne gestrandet waren. Der Schock des String-Durchgangs hatte sie betäubt, und noch bevor sie aus ihrer Betäubung erwacht waren, hatte das Grüne Leuchten sie in die Zeitgefängnisse der Stasishalle versetzt.
    Manche befanden sich schon seit Generationen in den schillernden Energiesphären, in denen die Zeit erstarrt war. Die Jahre und Jahrzehnte verstrichen, dehnten sich zu Jahrhunderten, doch für die Gefangenen war seit ihrer Entführung nicht einmal eine Sekunde vergangen.
    Aus den Nullzeitsphären gab es keine Flucht. Sie waren das perfekte Gefängnis.
    Der Mann betrat die Halle, wandte sich nach links, balancierte geschickt über einen schmalen Felsgrat und wechselte mit einem gewagten Sprung auf eine der geländerlosen Metallbrücken. Die Brücke führte zu einem der größten Plateaus mit mehr als zwei Dutzend Energieblasen. Die Sphären wölbten sich über sechseckigen Sockeln aus blitzendem Metall. In die angeschrägten Seitenflächen waren ziffernblattähnliche Displays eingelassen, zentriert um einen wuchtigen, plombierten Hebel.
    Als sich der Mann einer der Sphären näherte, löste er einen verborgenen Mechanismus aus. Die Displays wurden hell; Zeiger leuchteten auf und drehten sich’ rasend schnell, der Zählmechanismus der Jahreszahl kam bei 473 zum Stillstand.
    Der Mann fröstelte unwillkürlich.
    Seine Blicke wanderten höher, zu der Gestalt hinter dem schillernden Kraftfeld. Seit fast einem halben Jahrtausend befand sich der Gefangene in der Nullzeitspähre, doch für ihn hatte die Zeit ihre Bedeutung verloren.
    Gedrungen und kräftig, halb geduckt, die Arme abwehrend erhoben, die Hände zu Fäusten geballt, war er mitten in der Bewegung erstarrt. Seine Augen waren weit aufgerissen, sein Gesicht drückte eine Mischung aus Furcht und Erstaunen aus. Die zinnoberrote Uniform mit dem breiten Waffengurt ließ vermuten, daß es sich bei ihm um einen Soldaten handelte, aber er trug weder Rangabzeichen, noch Embleme anderer Art, die Rückschlüsse auf seine Stellung oder Herkunft gestatteten.
    Woher kommst du, Fremder? dachte der Mann. Unter welcher Sonne bist du geboren? Und was war dein Ziel, bevor der String dein Schiff verschlang?
    Mit einem Ruck wandte er sich ab.
    Er mußte sich beeilen. Es konnte nicht mehr lange dauern, bis der Baron in der Stasishalle auftauchte, um seine neuesten Opfer zu begutachten. Der Mann wußte, daß Stork

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