Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Flaming Bess 06 - Sternbaronat Roter Riese

Flaming Bess 06 - Sternbaronat Roter Riese

Titel: Flaming Bess 06 - Sternbaronat Roter Riese Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Ziegler
Vom Netzwerk:
manchmal lange Stunden vor den Nullzeitsphären verbrachte und sich mit perversem Sammlerstolz am Anblick der Zeitgefangenen ergötzte.
    Auf den nächsten Plateaus waren die Besatzungsmitglieder eines Raumschiffes untergebracht, das vor rund vierhundert Jahren im Sternbaronat gestrandet war. Hochgewachsene, schlanke Menschen mit dunkler Haut und goldenen Augen, haarlosen Köpfen und spitz zulaufenden Ohrmuscheln. Ihre Mienen wirkten resigniert, fast fatalistisch, als hätten sie ihr Schicksal vorausgeahnt.
    Sphäre reihte sich an Sphäre, Plateau an Plateau. Bei den meisten Opfern handelte es sich um Vertreter verschiedener Menschenvölker, deren gemeinsamer Ursprung trotz aller Unterschiede in Größe, Hautfarbe oder Körperbau offenkundig war. Aber weiter hinten in der Halle stieß der Mann auf die ersten Fremdwesen — hornig geschuppte Riesen mit knöchern gepanzertem Echsenschädel, kleinen, kalten Augen und zähnestarrendem Maul. Wulstige Muskelbündel zeichneten sich unter dem Schuppenkleid ab, Arme und Beine liefen in Klauen aus und verliehen ihnen zusammen mit dem kräftigen Reptilienschwanz etwas Tierisches, Bestialisches, aber ein Blick in die Augen genügte, um zu erkennen, daß es sich bei ihnen um intelligente Wesen handelte. Nicht intelligent im menschlichen Sinne — dafür waren ihre Augen zu kalt. Gefühle mußten ihnen unbekannt sein; ihre Intelligenz war reiner Intellekt, frei von Trieben, Wünschen, Bedürfnissen. Und da war eine Aura der Macht, die selbst durch die schillernden Kraftfelder der Nullzeitsphären spürbar war.
    Es war unmöglich, aber der Mann hatte den Eindruck, daß die Echsen ihn sahen, seine Gegenwart wahrnahmen, als hätten sie eine Möglichkeit gefunden, einen Teil ihres Bewußtseins von den Fesseln der Zeit zu befreien. Ein ähnliches Gefühl hatte ihn bei seinem ersten Besuch in der Stasishalle beschlichen, und wie damals war er froh, das Plateau der Echsen wieder zu verlassen.
    Bei den Zeitgefangenen des nächsten Plateaus handelte es sich wieder um Menschen, aber auf eine undefinierbare Weise wirkten sie fremder als die Echsen: Männer in schwarzen, metallverstärkten Kampfanzügen und schwarzen Helmen mit getönten Visieren. Sie waren einander so ähnlich, als handelte es sich bei ihnen um perfekte Kopien eines einziges Orginals.
    Der Mann hatte noch nie von den Herculeanern gehört; er wußte nicht von den Grausamkeiten und der Brutalität, mit denen Kriegsherr Kroms Klonarmeen die Planeten des Sternenbundes unterworfen hatten. Doch instinktiv erkannte er, daß ihr Menschsein eine Maske war.
    Er mustert die Displayanzeigen. Sechs Jahre, dachte er. Vor sechs Jahren ist ihr Schiff in den Sog des Strings geraten, und seitdem sind sie Gefangene der Nullzeit.
    Er drehte den Kopf.
    Bei seinem ersten Besuch in der Stasishalle waren die Felsinseln jenseits dieses Plateaus leer gewesen, doch jetzt schillerten auch dort die Nullzeitsphären. Er hatte damit gerechnet, neue Gefangene vorzufinden; überraschend war nur ihre Zahl. Es mußten mehrere Tausend sein.
    Die Besatzung eines Kolonistenschiffs? Oder waren es Soldaten? Eine Armee jener genetisch produzierten Männer in Schwarz, ausgeschickt, um nach dem Verbleib des vor sechs Jahren verschollenen Raumschiffs zu forschen?
    Das Schillern der Kraftfelder machte es unmöglich, aus dieser Entfernung Einzelheiten zu erkennen. Wenn es sich bei den neuen Gefangenen tatsächlich um Klonsoldaten handelte — vielleicht sogar um eine Invasionsstreitmacht — dann veränderte das die Lage auf dramatische Weise. Früher oder später würden weitere Kriegsschiffe im Sternbaronat auftauchen, und gegen einen massierten Angriff aus dem Raum bot selbst die Transmitterwaffe keinen Schutz.
    Der Mann trat an den Rand des Plateaus und sah sich suchend um. Er fluchte. Es gab keine Brückenverbindung zum Nachbarplateau. Er musste nach unten klettern und den beschwerlichen Weg über den zerklüfteten, geröllbedeckten Boden nehmen.
    Der Abstieg war beschwerlicher als erwartet. Die Felswand war glatt, fiel fast senkrecht ab und bot wenig Halt; mehr als einmal konnte er sich nur mit Mühe vor einem Sturz bewahren. Als er wieder festen Boden unter den Füßen hatte, atmete er erleichtert auf.
    Forschend sah er durch das gründurchschimmerte Halbdunkel zur nächstgelegenen Steininsel hinüber. Sie war nur knapp fünfzig Meter entfernt, aber breite Spalten zerklüfteten den Boden — zu breit, um sie zu überspringen. Ihm blieb nichts anderes übrig, als

Weitere Kostenlose Bücher