Flaming Bess 06 - Sternbaronat Roter Riese
Blinzeln verriet …
Doch ihre Miene blieb unbewegt.
Brak duckte sich und verwünschte seinen Leichtsinn. Ebensogut hätte Zortan oder einer der Stahlhandsoldaten aufblicken können! Dennoch war er froh. Flaming Bess wußte nun, daß sie nicht auf sich allein gestellt war. Vielleicht würde es ihr helfen, die Gefangenschaft und die Verhöre zu überstehen, bis die Rebellen eintrafen.
Brak fröstelte unwillkürlich.
Die Verhörmethoden des Barons waren berüchtigt. Und im Vergleich zu diesem Lochmoch war selbst der Baron ein barmherziger Mensch …
»Kommen Sie«, hörte er Zortans Stimme. »Der Baron erwartet Sie.»
»Wollen Sie mich auch betäuben?« entgegnete Flaming Bess. »Oder mich zumindest fesseln? Immerhin bin ich doch so etwas wie der Staatsfeind Nummer Eins, nicht wahr?«
Der General lachte rauh. »Warum sollte ich mich vor einer unbewaffneten Frau fürchten? Aber«, fügte er grimmig hinzu, »verlassen Sie sich darauf, daß ich Sie paralysieren werde, sobald Sie Schwierigkeiten machen oder versuchen, meine Leute mit Rebellenparolen aufzuhetzen.«
»Und Sie?« fragte Bess. »Fürchten Sie sich auch vor dem, was ich sagen könnte?«
Zortan fluchte. »Los. Gehen Sie! Mich interessiert Ihr Geschwätz nic ht.«
Schritte entfernten sich. Nach und nach wurde es wieder still in der Höhle.
Brak wartete noch einige Minuten, dann — nach einem prüfenden Rundblick — schwang er sich aus der Nische, kletterte mit affenartiger Behendigkeit nach unten und schlich gebückt zu dem Stollen, durch den Zortan, Flaming Bess und die letzten Stahlhandsoldaten das auf gegebene Rebellenquartier verlassen hatten.
Er horchte.
Von fern, gedämpft, vernahm er das Dröhnen schwerer Gleitermotoren. Der Motorenlärm wurde leiser.
Brak, der Rebell, machte sich auf den Weg zum Ausweichversteck der Organisation Morgenrot.
Er war noch ein halbes Kind, aber von ihm hing das Schicksal eines ganzen Volkes ab.
7.
Die Kolonne bestand aus rund zwanzig langgestreckten, gepanzerten Truppentransportern mit schwenkbaren Energiekanonen und General Zortans Privatgleiter, einer schüsselförmigen, von einer Panzerglaskuppel überwölbten Maschine, die sich stets im Feuerschutz der Transporter hielt.
Mit gleichbleibend hoher Geschwindigkeit brauste die Kolonne durch die düsteren Stollen und phantastischen Tropfsteingrotten des Äußeren Höhlensystems, als wären die Soldaten entschlossen, alles zu rammen und niederzuwalzen, was sich ihnen entgegenzustellen wagte.
Flaming Bess und Zortan saßen allein in der überkuppelten Kabine, durch eine schalldichte Glasscheibe vom Piloten getrennt. Die Polsterung war weich, die untere Hälfte des Innenraums mit Holz und Messing ausgelegt, und die Klimaanlage sorgte für frische, angenehm temperierte Luft.
Bess lehnte sich entspannt in das Polster zurück und beobachtete unter halbgeschlossenen Lidern hervor den General.
Ihr entspannte Haltung war Maske.
Innerlich war sie aufgewühlt, gequält von der Sorge um Rhonn Endor und von der Hoffnung erfüllt, daß die Situation vielleicht doch nicht so aussichtslos war wie sie schien. Sie dachte an das Gesicht — dieses bleiche, hohlwangige Gesicht, das sie für wenige Sekunden gesehen hatte. Zweifellos ein Rebell; möglicherweise ein Kundschafter, der freiwillig im geräumten Hauptquartier zurückgeblieben war, um aus seinem sicheren Versteck heraus das Treiben der Stahlhand zu beobachten.
Die Rebellen wußten, daß ihr Anführer gefangengenommen worden war. Aber war die Organisation Morgenrot auch stark genug für einen Befreiungsversuch?
Flaming Bess schob die Überlegungen beiseite.
Sie mußte abwarten, sich auf die Konfrontation mit Stork vorbereiten.
Gähnend rekelte sie sich auf dem Polster und amüsierte sich über die finsteren Blicke, die Zortan ihr zuwarf, über seine grimmige Miene.
Auch der General trug eine Maske.
Auch er war innerlich aufgewühlt, wenngleich ihn andere Gedanken beherrschten. Mit ihrem starken Einfühlungsvermögen spürte Bess, daß Zortan bewußt auf eine zusätzliche Wache verzichtet hatte. Er wollte mit ihr reden — allein, unter, vier Augen, ohne Zeugen. Gleichzeitig war er voller Mißtrauen und Furcht.
Furcht vor wem?
Vor Stork, dachte sie. Vermutlich legt der Baron größten Wert darauf, daß niemand mit mir spricht, auch nicht der Befehlshaber der Stahlhand.
Zortan räusperte sich. Nervös strich er über das stumpfe Metall seines Waffenhandschuhs.
»Sie kommen aus dem Weltraum«, begann
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