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Flaming Bess 09 - Die Erde

Flaming Bess 09 - Die Erde

Titel: Flaming Bess 09 - Die Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Ziegler
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keine Menschen mehr lebten, daß sie es mit einer Ruinenwelt zu tun hatten, die im Schutz der Sonnensphäre die Zeit verdämmerte, schien sich zu bestätigen.
    Aber natürlich konnte es auch eine Falle sein …
    »Gefechtsdistanz in minus dreizehn Minuten.«
    »Raumtorpedos für einen Präventivschlag gegen planetare Abwehrstellungen vorbereiten«, befahl Lark.
    Die Bestätigung kam prompt: »Katapulte bestückt, Sprengköpfe geschärft, Torpedoleitsysteme programmiert. Zielerfassung erfolgt durch Energietastung.«
    Lark warf erneut einen Blick zum Hauptschott.
    Wenn der Kommandant nicht bald erschien, würde er die MORTUS in die Schlacht gegen die NOVA STAR führen müssen, und dieser Gedanke gefiel ihm ganz und gar nicht. Er war kein Kriegsherr; seine Stärke war sein Organisationstalent. Er hatte die logistischen Voraussetzungen für den Feldzug gegen den Sternenbund geschaffen und nach dem Sieg über  den alten Menschentyp mit den Vorbereitungen für den Krieg gegen die Dhrakanen begonnen. Er wußte, wie man einen interstellaren Krieg organisierte, aber von der Strategie und Taktik einer Raumschlacht verstand er noch weniger als Jorl, der als Direktor für innere Sicherheit auch mit militärischen Problemen befaßt war.
    Natürlich konnte er sich auf Faal und die Zentralbesatzung verlassen.
    Doch die Verantwortung lag bei ihm. Und wenn der Angriff scheiterte …
    Lark zog es vor, nicht über diese Möglichkeit nachzudenken. Für Versager war im Direktorium von Herculea kein Platz, und Fehler wurden mit dem Tod geahndet.
    Das dumpfe Zischen des aufgleitenden Haupt-Schotts ließ ihn zusammenfahren.
    Langsam, fast widerwillig, drehte er sich um und sah den Kommandanten, und wie immer erfüllte ihn der Anblick mit einer Mischung aus Abscheu und Bewunderung.
    Einst war der Kommandant ein großer, kräftiger Mann mit breiten Schultern und durchtrainiertem Körper gewesen; jetzt war er noch immer groß, aber ausgemergelt und knochig, ein Schatten seiner selbst. Einst hatte er sich mit der Geschmeidigkeit eines großen, bösen Tieres bewegt; jetzt waren seine Schritte steif, der linke Arm hing schlaff an seiner Seite, und sein Rücken war verkrümmt. Einst war sein Gesicht kantig und hart gewesen, mit eisgrauen Augen unter strichdünn rasierten Brauen, das Gesicht eines Herrenmenschen; jetzt war die eine Hälfte knotig zernarbt, die andere mit Metall maskiert, und die Augen bestanden aus elektronischen Implantaten.
    Die Augen waren kalt.
    Es war nicht die Kälte von Metall oder Kristall; es war die Kälte eines gletscherhaften Intellekts, unberührt von menschlichen Gefühlen und menschlichen Trieben, allein dem selbstgestellten Ziel verpflichtet.
    Der Kommandant war leidenschaftslos wie der Tod.
    Und das, dachte Direktor Lark mit einem Schaudern, das ist vielleicht die Antwort: Der Kommandant ist tot. Die Medienspezialisten und Bioingenieure haben nur seinen Körper retten können. Sie haben ihn zusammengeflickt, sein Fleisch und seine Organe gezwungen, weiter zu funktionieren, wie die Teile einer Maschine funktionieren; aber bei der Revitalisierung ist ihnen ein Fehler unterlaufen. Das Gehirn arbeitet nur noch mechanisch. Es nimmt Informationen auf, verarbeitet sie und reagiert. Mehr nicht. Das Denken ist zu einem automatischen Prozeß degeneriert. Informationsverarbeitung.
    Der Atem des Kommandanten ging rasselnd.
    Es war ein unheimliches Geräusch, blechern und hohl, unmenschlich.
    Er betrachtete Lark, dann Jorl, den Hünen mit den toten Augen, der im Vergleich zu ihm wie ein Ausbund an Lebenskraft und Lebensfreude wirkte, und dann wanderten seine Blicke zum parabolischen Sichtschirm, zur alten Erde, die als wolkenverhüllte, blau-grüne Scheibe im flammenden Blau der Sonnensphäre schwamm.
    Ein dumpfes Röcheln drang aus der Kehle des Kommandanten.
    Die metallene Hälfte seines Gesichts glitzerte, als er sich halb umwandte, um sich mit eckigen Bewegungen auf dem Kommandositz niederzulassen, und dabei in den Kegel eines Scheinwerfers geriet. Die knotig zernarbte andere Hälfte zuckte.
    Lark wandte sich ab.
    Sie hätten ihn sterben lassen sollen, dachte der Direktor in einem Anflug von Barmherzigkeit. Verdammt, er war schon klinisch tot. Der Schuß … Der Energiestrahl hat nicht nur seinen Oberkörper und sein Gesicht verbrannt, sondern auch Teile seines Gehirns. Warum mußten sie ihn wiederbeleben?
    Natürlich kannte Lark die Antwort.
    Weil wir ihn brauchen, dachte er. Seine Erfahrung, seine Fähigkeiten, seine

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