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Flamingo (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Flamingo (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Flamingo (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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nachher reinstecke.‹ Er hätte mich umgebracht, wenn die Vermieterin nicht wegen der Miete gekommen wäre und an die Tür geklopft hätte.«
    Sie sah mein Gesicht von der Seite her an.
    »Warum haben Sie als Informantin für Nate Baxter gearbeitet?«
    »Mein Bruder hat einen kleinen Job in den Fairgrounds. Lieutenant Baxter hat ihn wegen Drogenbesitz ins Gefängnis gesteckt. Er sagt, die Anklage ließe sich jederzeit auch auf organisierten Drogenhandel ausweiten, und Albert – das ist mein Bruder – müßte dann fünfzehn Jahre in Angola absitzen.«
    »Baxter hat Sie bei Tony eingeschleust?«
    »Ich habe bereits in dem Club gearbeitet. Ich mußte nur verfügbar sein.«
    »Verfügbar?« sagte ich.
    »Ich habe Baxter gesagt: ›Was genau meinen Sie damit?‹ Da hat er gesagt: ›Sie haben da ein Betriebskapital, mit dem kriegen Sie alles, was Sie nur wollen.‹ Er schaut einmal über seinen Schreibtisch und fährt dann fort: ›Klarer geht’s nicht, oder? Sprechen Sie’s mal mit Ihrem Bruder durch. Lassen Sie mich dann wissen, wozu Sie sich entschieden haben. Denn mir ist’s egal, Schätzchen, ob’s so oder so läuft.‹«
    »Warum haben Sie sich nicht bei seinem Vorgesetzten beschwert, Kim?«
    »Na großartig. Ich arbeite in einem Bumslokal der Mafia, mein Bruder ist ein Drogenkopf, der im Bau sitzt, und da soll ich mich über das Verhalten eines Lieutenants von der Sitte beschweren? Hören Sie, jetzt spielt es keine Rolle mehr, was er gesagt hat. Ich hab gemacht, was er wollte. Ich hab ihm alles gesagt, was Tony machte. Ich hab ihm von Ihnen erzählt, und ich bin schuld an dem, was da unten in Cocodrie passiert ist.«
    »Sie wollten mich warnen. Machen Sie sich nicht schlechter, als Sie sind.«
    »Werden Sie es Tony sagen?«
    »Nein. Aber ab sofort sind Sie aus dem Spiel, Kim. Sie gehen nicht mehr zur Arbeit, nicht mehr zurück in Ihre Wohnung, nicht mehr zu Tony. Ich rate Ihnen, sich auch von Nate Baxter fernzuhalten. Er ist ein Lügner und ein Feigling und ein mieses Schwein. Abgesehen davon liegt es nicht in seiner Macht, die Anklage gegen Ihren Bruder zu verschärfen. Das kann nur das Büro der Staatsanwaltschaft. Glauben Sie mir, Ihr Bruder ist besser dran, wenn er allein sein Glück versucht.«
    Sie nahm ein Kleenex aus dem Bademantel und betupfte damit ein Nasenloch. Sie hatte keine Schminke im Gesicht, das weiß glänzte, wo keine blauen Flecke waren.
    »Ich weiß nicht, was ich tun soll«, sagte sie. »Ich habe nur wenig Geld. Ich muß arbeiten.«
    »Man wird für Sie sorgen. Das garantiere ich Ihnen.«
    Sie steckte das Kleenex weg und spielte an ihren Fingernägeln herum.
    »Ich muß Sie was fragen«, sagte sie.
    »Ja?«
    »Das mag jetzt hier ziemlich fehl am Platze sein, aber es besteht ohnehin keine Chance, oder? Nicht nach allem, was war.«
    »Keine Chance wofür?« sagte ich, obwohl ich die Antwort bereits wußte.
    »Was ich damit sagen will, na ja, wenn man einem anderen etwas zufügt, oder vielleicht auch sich selbst, etwas, das schlecht ist und wofür man sich schämt, dann macht das alles kaputt, was sich zwischen zwei Menschen hätte entwickeln können, oder etwa nicht?«
    »Ich weiß nicht, Kim.«
    »Oh doch, das wissen Sie sehr wohl. Deswegen ist mein Bruder Albert so geworden. Vor Jahren hatte er eine Frau und eine kleine Tochter. Dann hat er sich eines Abends auf einer Party schwer betrunken und ist mit einer anderen Frau ins Bett. Weil er Katholik ist, hat er anschließend irrsinnige Schuldgefühle bekommen, und statt daß er es hätte gut sein lassen, macht er seine Frau betrunken und bringt sie dazu, daß sie wiederum mit einem anderen ins Bett geht. Das einzige, was ihm das gebracht hat, war die Erkenntnis, sich selbst nicht mehr ausstehen zu können, und als Folge davon denkt er auch, daß ihn niemand anderes mehr ausstehen kann.«
    »Ich glaube nicht, daß jetzt der richtige Zeitpunkt ist, um all diese Fragen zu klären, Kim.«
    »Tony hatte recht. Wir sind alle im Arsch. Die ganze menschliche Rasse.«
    »Billige Zyniker und Nihilisten gibt’s haufenweise«, sagte ich. »Lassen Sie sich von denen keinen Bären aufbinden. Hören Sie zu, ein Mann namens Minos Dautrieve wird mit Ihnen Kontakt aufnehmen. Das ist ein alter Freund von mir und bei der DEA, Sie können ihm vertrauen. Wir werden uns um Sie kümmern.«
    »Ich hatte also recht. Sie sind immer noch bei der Polizei.«
    »Was spielt das für eine Rolle? Das einzige, was zählt ist, daß Sie von jetzt an nicht mehr dabei sind.

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