Flamingo (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)
Sie können.«
Ich ging nach draußen in die Sonne und ging auf meinen Pick-up zu, der unter einer Eiche geparkt war. Ein Mann in Khakikleidung, der am Gürtel ein Senklot zur Landvermessung trug, lehnte an meinem Kotflügel.
»Nehmen Sie mich mit bis zum Park?« fragte er.
»Wer sind Sie?«
»Ich hab hier eine Kleinigkeit für Sie. Nehmen Sie mich mit?«
»Springen Sie rein«, sagte ich, und wir fuhren durch eine Nebenstraße in Richtung Audubon Park und hielten schließlich vor einem viktorianischen Haus mit einem Galeriebalkon, der ums ganze Haus herum verlief. Drüben im Park spielten vor großen Haufen Eichenlaub Schüler von den Tulane- und Loyale-Colleges Touchfootball. Der Mann faßte tief in seine Vespertüte und zog eine verschweißte Plastiktüte heraus, die einen Miniaturkassettenrecorder enthielt. Er war dünn, trug eine randlose Brille und Arbeitsstiefel, und er war stark sonnengebräunt und hatte Leberflecken auf den Händen.
»Das Gerät ist leicht und flach«, sagte er. Er griff noch einmal in die Tüte und nahm eine Rolle Klebeband heraus. »Sie können es in der Jackentasche tragen, Sie können es aber auch überall an Ihren Körper kleben, wo es Ihnen angenehm ist. Es ist leise und verläßlich, und man setzt es mit diesem kleinen Knopf hier in Betrieb. Tatsache ist, da hat jemand echt gute Arbeit geleistet. Wenn Sie das Gerät bei sich tragen, versuchen Sie, ganz natürlich zu sein. Versuchen Sie zu vergessen, daß Sie es mit sich rumtragen. Vertrauen Sie dem Gerät. Es zeichnet alles auf, was nötig ist. Fühlen Sie sich nicht dazu genötigt, es gewissermaßen auf jemanden zu richten. Das sind die Momente, wo’s kritisch wird.«
»Okay.«
»Jede Kassette hat eine Laufzeit von sechzig Minuten. Wenn das Band voll ist und die Situation nicht zuläßt, eine neue Kassette einzulegen, machen Sie sich deswegen keine Sorgen. Muten Sie sich nie zuviel zu, und versuchen Sie nie verkrampft, mehr aufzuzeichnen, als die Situation gefahrlos zuläßt. Wenn sich Ihre Gesprächspartner beim ersten Mal auf Band nicht belasten, dann beim nächsten Mal. Sie müssen es vermeiden, den Vorgang kontrollieren zu wollen.«
»Sie scheinen das ziemlich gut drauf zu haben.«
»Ist immer noch besser, als Schuhe zu verkaufen, schätze ich. Haben Sie noch Fragen?«
»Wie viele Undercoveragenten sind mit einem dieser Geräte aufgeflogen?«
»Ob Sie’s jetzt glauben oder nicht, es kommt nicht sehr häufig vor. Wir zapfen Telefonleitungen an, legen Wanzen in Büros und Privatwohnungen, wir statten Informanten im Mob mit versteckten Mikrophonen aus, und es funktioniert immer wieder. Diese Leute sind alle nicht sehr schlau.«
»Tony C. schon.«
»Ja, aber er ist auch verrückt.«
»Da liegen Sie falsch, Partner. Der einzige Grund, warum Leute wie wir ihn für verrückt halten, besteht darin, daß er sich anders benimmt als die andern. Das ist ein Fehler.«
»Das mag sein. Aber Sie reden besser noch mal mit Minos. Er hat heute morgen von den Militärbehörden ein paar Sachen über Cardo erfahren. Unser Mann war für eine Weile in der Gummizelle.«
»Er ist abhängig von Aufputschmitteln.«
»Ja, vielleicht wegen der letzten paar Monate seiner Dienstzeit in Vietnam.«
»Was ist damit?«
»Sprechen Sie mit Minos«, sagte er, stieg aus dem Pick-up aus und sah mich durchs Fenster noch einmal an. »Viel Glück. Prägen Sie sich gut ein, was ich Ihnen gesagt habe. Bringen Sie das aufs Band, was in Ihren Möglichkeiten steht, und überlassen Sie den Rest dem Teufel.«
Dann überquerte er die Straße und ging durch den Park in Richtung der St. Charles Street. Seine ganze Aufmerksamkeit schien bereits den Collegekids zu gelten, die dort am See Football spielten. Vor dem Campus der Tulane University auf der anderen Straßenseite schepperte die Straßenbahn lautstark über die Schienen. Ich ging zu Fuß zu einem kleinen Lebensmittelladen ein paar Blocks weiter runter auf der St. Charles Street, dessen Besitzer im Inneren des Ladens Tische aufgestellt hatte, an denen Berufstätige in der Mittagspause essen konnten. Von dort rief ich Minos in seinem Büro an, um zu checken, ob er Kim sicher untergebracht hatte. Darüber hinaus wollte ich wissen, was er sonst noch über Tonys Zeit in Vietnam in Erfahrung gebracht hatte – zusätzlich zu dem merkwürdigen Sachverhalt, daß Tony als Drogensüchtiger in der geschlossenen Psychiatrie untergebracht und nicht wegen seiner Sucht behandelt worden war.
Minos war nicht da. Aber
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