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Flamingo (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Flamingo (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Flamingo (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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kann.«
    »Nach einer Dusche geht’s mir schon viel besser.« Er hörte auf, sich zu kämmen. »Hey, sagen Sie mir mal was, und zwar ehrlich. Da drunten im Bunker, da haben Sie mich nicht bloß verscheißert? Ich meine... Haben Sie nicht den Respekt vor mir verloren?«
    »Nein.«
    »Weil ich mich niemandem aufdränge.«
    »Sie haben sich mir nicht aufgedrängt.«
    »Sie wollten wissen, was da war, und ich hab’s Ihnen gesagt.«
    Ich nickte, ohne zu antworten.
    »Aber wenn einer deswegen jetzt weniger von mir hält, nehm ich ihm das nicht übel. Sind wir uns darüber einig?« sagte er.
    »Sie sind nicht der einzige, der von dort ein Problem mit nach Hause gebracht hat, Tony. Das betrifft mich genauso. Vielleicht sind meine Probleme schlimmer als Ihre.«
    »Ja?«
    »Vier meiner Männer sind auf einem Dschungelpfad getötet worden, weil ich unvorsichtig und dumm war. Jeder hat seine eigene Mördergrube im Herzen, mit der er sich auseinandersetzen muß.«
    »Ihre Stimme klingt etwas gereizt, Dave.«
    »Ich finde, Stolz ist ein Haufen Scheiße.«
    Er lachte. »Sie tragen wirklich Ihr Herz auf der Zunge«, sagte er. »Wie wär’s, wenn Sie mit Bootsie zum Abendessen hierher kommen und wir danach alle zusammen ins Kino gehen.«
    »Der Abend soll eher privat sein, Tony.«
    »Paul hatte sich darauf gefreut.«
    »Dann hätten Sie mir früher Bescheid sagen müssen, Partner.«
    Er nickte stumm, dann begann er sich vor einem mannshohen Spiegel anzukleiden, als wäre ich nicht mehr da.
    Ich hatte keine Zeit, mir weiter über Tonys Stimmungsschwankungen und seine suchttypische Neigung, alles und jeden in seiner Umgebung kontrollieren zu wollen, den Kopf zu zerbrechen. Tatsächlich waren wir uns in dieser Hinsicht viel zu ähnlich, und aus diesem Grund verstand ich mich mit ihm nicht nur besser, als es ein Polizist eigentlich tun sollte, ich sah auch, daß er in seinem Inneren von denselben Höllenhunden gehetzt wurde wie ich. Als ich in Clete’s Club kam, stand Nate Baxter alleine am hinteren Ende des Tresens, einen glänzend polierten braunen Schuh auf die Messingfußleiste gestellt. Er trug hellbraune Hosen mit einer scharfen Bügelfalte, ein nicht ganz zugeknöpftes gelbes Hemd und ein Sportsakko mit Fischgrätmuster. Die goldene Uhr und das goldene Armband mit dem Namensschildchen glänzten schwach im Licht.
    »Schick haben Sie sich rausgeputzt, Nate«, sagte ich.
    Er klopfte die Asche seiner Zigarette penibel in einen Aschenbecher und nahm einen Schluck aus einem hohen Glas. Seine Augen beobachteten mich im Spiegel hinter der Bar.
    »Ist Ihnen ein DEA-Agent namens Minos Dautrieve geläufig?« fragte er.
    »Er sitzt in Lafayette. Ja, den kenne ich.«
    »Er ist jetzt in New Orleans. Er leitet hier eine verdeckte Aktion.«
    »Warum erzählen Sie mir die Familiengeheimnisse?«
    »Ich habe Sie unterschätzt«, sagte er.
    »Ich habe in ein paar Minuten eine andere Verabredung. Was wollten Sie mir sagen, Nate?«
    »Sie ist meine Informantin. Sie hätten die Finger von ihr lassen sollen.«
    »Wovon ist hier die Rede?«
    »Sie wissen genau, wovon ich rede. Sie waren in ihrer Wohnung draußen in Metairie. Sie haben sie aus dem Verkehr ziehen lassen. Aber das wird Ihnen nichts nützen. Sie ist unsere Zeugin, und sie wird für uns aussagen. Das können Sie Dautrieve von mir ausrichten, wenn Sie wollen.«
    »Ich kann Ihnen nicht mehr folgen.«
    »Das Mädchen, bei der sie untergekommen war, arbeitet im selben Lokal draußen auf dem Airline Highway. Sie hat uns gesagt, daß Sie und Purcel in der Wohnung waren. Sie hat auch gesagt, daß etwas später ein paar Typen von der DEA die Dollinger abgeholt haben. Also habe ich Sie unterschätzt. Sie haben immer noch Ihre Marke, stimmt’s? Aber das bedeutet noch lange nicht, daß Sie deswegen unsere Aktion verbocken.«
    »War’s das, was Sie mir sagen wollten?«
    Er schnippte wieder die Asche in den Aschenbecher. Er hatte mich immer noch nicht direkt angeblickt. Er paffte einmal an seiner Zigarette, kratzte sich dann mit einem Fingernagel den Bart.
    »Sie können Kim Dollinger sagen, entweder sie kommt zu uns, oder ihr Bruder wandert ins Zuchthaus«, sagte er. »Lassen Sie sich von der Braut nicht an der Nase rumführen, Robicheaux. Als wir ihren Bruder hochnahmen, hätte ich sie genauso unter Anklage stellen können. Sie hatte genauso viel Dreck am Stecken wie er.«
    »Wissen Sie, daß Jimmie Lee Boggs sie fast umgebracht hat?«
    »Haben Sie hier ein persönliches Interesse an irgendwas? Wir

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