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Flamingo (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Flamingo (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Flamingo (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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einmal selbst diese Frage: Wer, der selbst als Soldat diese Horrorshow mitgemacht hat, würde denn ein hartes Urteil über Sie fällen? Gibt es denn überhaupt jemanden, der ein Recht hätte zu behaupten, Sie hätten Ihr Pensum nicht geleistet?«
    Er sperrte die Augen weit auf und blickte zwischen seinen Beinen auf den Betonfußboden. Er faßte sich mit Daumen und Zeigefinger an den Nasenrücken und gab einen schniefenden Laut von sich. Er wollte etwas sagen, räusperte sich dann und blickte wieder zu Boden.
    »Sie ziehen sich jetzt besser mal an«, sagte ich. »Sonst holen Sie sich hier noch eine Erkältung.«
    »Ja, das mach ich.«
    »Wir sehen uns dann nachher im Haus«, sagte ich.
    »Da ist noch etwas, über das ich nicht die Wahrheit gesagt habe. Ich gehe nicht mit Paul hierher zum Campen. Sehen Sie das AR-15 da? Früher bin ich immer hierher gekommen und saß im Dunkeln mit dem Gewehr in der Hand da und dachte daran, mich umzubringen. Wenn man das Licht ausschaltet, ist es wie im Innern einer Kiste, wie im Innern eines Grabes. Ich hielt mir das Visier unter die Zähne, so daß es oben den Gaumen berührte, und mein Kopf war auf einmal völlig leer. Das war ein schönes Gefühl.«
    Ich stieß die Falltür auf, die aus Stahl gemacht und mit einer Lage Beton überzogen war und mittels dicker schwarzer Federn bewegt wurde, und ging die steile Treppe hoch, hinaus in den milden Novembernachmittag. In den moosbehangenen Eichen an der rückwärtigen Mauer hörte man das laute Zwitschern von Blauhähern und Spottdrosseln. Ich blickte noch einmal zurück in den Bunker und sah Tony. Er saß immer noch auf dem Rand der Pritsche, das Gesicht zum Boden. Die Haut auf seinem Rücken glänzte vor Schweiß.
    Mein nächstes Ziel war das Einkaufszentrum, wo ich Minos in seinem Büro anrief, um herauszufinden, was mit Kim war, aber er war immer noch nicht wieder da. Als ich wieder zu Tonys Haus kam, hatte der Schulbus gerade Paul abgesetzt, und Jess schob ihn im Rollstuhl nach drinnen.
    »Wie geht es dir, Paul?« sagte ich.
    »Prima. Die Sonderklasse durfte heute mit dem Zug fahren.« Er trug eine gestreifte Lokomotivführermütze, ein kariertes Hemd und Bluejeans mit einem Cowboygürtel.
    »Na, das hat sicher Spaß gemacht, oder? Wo ist dein alter Herr?«
    »Er zieht sich an.« Er grinste breit. »Dad hat in der Unterhose auf dem Rasen rumgeturnt.«
    »Warum nicht? Es ist das richtige Wetter dafür«, sagte ich und blinzelte ihm zu.
    »Jemand hat telefonisch eine Nachricht für Sie hinterlassen«, sagte Jess. »Dieser Freund von Ihnen mit der Bar, wie hieß er doch gleich?«
    »Clete?«
    »Ja, er sagt, Sie sollen ihn im Lokal anrufen.«
    »Danke.«
    »Dad hat gesagt, wir gehen heute vielleicht alle zusammen ins Kino«, sagte Paul.
    »Tja, ich bin heute leider schon zum Abendessen mit einer Freundin verabredet.«
    »Oh.«
    »Wie wär’s mit morgen abend?« sagte ich.
    »Sicher«, sagte er, aber ich sah die Enttäuschung in seinem Gesicht.
    Jess schob ihn über die Rampe ins Haus, und ich rief Clete vom Telefon in der Küche aus an.
    »Wo bist du jetzt?« sagte Clete.
    »Bei Tony.«
    »Kannst du reden, oder willst du mich von einem günstigeren Ort zurückrufen?«
    »Was ist los?«
    »Nate Baxter ist hier in der Bar.«
    »Ich verstehe.«
    »Er sagt, er ist jetzt hier, wenn du mit ihm reden willst.«
    »Was soll das denn heißen?«
    »Du kennst doch Nate. Der muß immerzu in seine Hose gucken, um sicherzugehen, daß er einen Schwanz hat.«
    »Wenn’s ihn denn glücklich macht, sag ihm, ich statte ihm demnächst mal einen Besuch ab.«
    »Etwas hat er allerdings gesagt, das mir ein bißchen Kopfzerbrechen bereitet. Er hat gesagt: ›Sagen Sie Robicheaux, ich weiß, daß er die Braut aus dem Verkehr gezogen hat.‹«
    Im Haus war es still, bis auf das Geräusch des Duschwassers im Bad, das an Tonys Schlafzimmer anschloß.
    »Bist du noch dran, Dave?« sagte Clete.
    »Ja.«
    »Klingt so, als wüßte unser Mann ein bißchen mehr, als er sollte.«
    »Was macht er jetzt?«
    »Er sitzt an der Bar und trinkt etwas.«
    »Ich bin in einer halben Stunde da.«
    Ich sagte Tony, ich müßte ein paar Sachen in der Stadt erledigen und wollte anschließend mit Bootsie zu Abend essen.
    »War das Bootsie da am Telefon?« fragte er. Er stand in der Tür seines Schlafzimmers, ein Handtuch um die Hüfte gewickelt, und kämmt sich das Wasser aus dem Haar.
    »Nein, es war Clete. Er kennt jemanden, bei dem ich vielleicht günstig ein Boot kaufen

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