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Flamingo (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Flamingo (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Flamingo (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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jetzt mit Dave nach draußen. Es ist ein schöner Tag. Wir gehen jetzt alle wieder nach draußen und machen uns einen schönen Tag.«
    Clete blickte mich über Baxters Kopf hinweg an und machte mit dem Daumen eine Bewegung in Richtung der Tür. Ich ging durch die Bar hinaus auf den Gehsteig unter der Kolonnade. Clete folgte mir. Der French Market und die Tische im Café du Monde waren jetzt dicht gefüllt mit Touristen, und auf der Straße war dichter Nachmittagsverkehr. Clete rückte seine Krawatte zurecht, zündete sich mit dem Feuerzeug, das er mit beiden Händen abschirmte, eine Zigarette an und nahm die Straße in Augenschein, als dächte er an nichts anderes als das nächste freudige Ereignis in seinem Leben.
    Ich rieb mir das Schlüsselbein und die wulstige Narbe über der Schußwunde und streckte den Rücken.
    »Wie fühlt sich’s an?«
    »Als hätte man’s in Trockeneis gepackt.«
    Er tastete mit Daumen und Zeigefinger die Schulter ab. Er sah, wie ich zusammenzuckte.
    »Da hat er dich erwischt?«
    »Ja.«
    »Es ist nicht gebrochen. Wenn das Schlüsselbein bricht, gibt’s einen Knoten so dick wie ein Baseball.«
    »Wer ist die Nutte?«
    »Keine Ahnung. Die paar, die ich vor fünf Jahren kannte, sind mittlerweile vermutlich alte Schachteln auf dem Abstellgleis. Tatsache ist, das waren sie damals schon.«
    »Du bist ziemlich gerissen, Clete.«
    »Was soll ich sagen?« Er grinste mich an. »Aber einen guten Rat geb ich dir noch, mein Bester. Du solltest ernstlich erwägen, wieder nach Bayou Têche zurückzugehen und New Orleans alleine vor die Hunde gehen zu lassen. Dich in der Stadt zu haben, läßt mich aus unerfindlichen Gründen immer an einen Mann denken, der mit einem Baseballschläger in einen Uhrenladen kommt.«
    Sie hatte Rosen und Wunderblumen immer geliebt. Die Blumenbeete im Garten ihrer Eltern und die schattigen Flächen an dem kleinen Flüßchen daheim im Spanish Lake waren förmlich davon übergequollen. Jetzt hatte sie die gleichen Blumen entlang der Terrassenmauer in der Camp Street angepflanzt. Die Samen der Wunderblumen lagen bereits wie große schwarze Pfefferkörner auf den verblichenen Steinen, aber ihre gelben und blauen Mischrosen hatten noch immer Blüten so groß wie Männerfäuste. Durch die Eichen sah man den Himmel, der im Westen von tiefroten Streifen durchzogen war, und über den Lichttunneln der Unterwasserscheinwerfer im Swimmingpool trieben Blätter. Das rauchige Aroma des Feuers im Holzkohlengrill vermischte sich mit der bittersüßen Kühle typischer Herbstgerüche – verbrennende Zuckerrohrreste, liegengebliebene Pecannüsse, die in der Schale unter den Bäumen verfaulten.
    Sie wendete mit einer Gabel die Steaks auf dem Grill, mit vom Rauch tränenden Augen, und lächelte mich an. Sie trug Ledersandalen, verwaschene Designerjeans und eine schwarze Bluse, auf die rote Blumen aufgenäht waren. Lichter tanzten in ihrem honigfarbenen Haar, und im Nacken, wo es frisiert war, wirkte es dicht und fest und gleichzeitig so weich, daß man es anfassen wollte.
    Sie sah, daß ich schon wieder die Hand auf die Schulter preßte.
    »Tut dir was weh, Dave?« sagte sie.
    »Nein, es zieht nur immer ein bißchen, wenn ein Wetterumschwung bevorsteht. Ich glaube, es wird regnen. Du weißt, wie es um diese Jahreszeit ist. Die Blätter werden bunt, dann regnet es einmal richtig stark, und auf einmal haben wir Winter.«
    »Dazu ist es noch zu früh«, sagte sie. »Abgesehen davon haben wir hier ja ohnehin keinen so harten Winter.«
    »Nein, da hast du recht. Boots, kann ich mal kurz von hier aus in New Iberia anrufen? Ich muß mich mal bei Alafair melden.«
    »Aber sicher doch, Schatz.«
    Als ich Alafairs Stimme hörte, wollte ich New Orleans auf der Stelle verlassen. Vielleicht verstärkte sie in mir auch nur den Wunsch, der bösen Vorahnung zu entkommen, die zwischen mir und Bootsie zu hängen schien wie ein Geheimnis, das wir beide kannten, das aber keiner von uns preisgeben wollte.
    Sie mußte mir nicht erzählen, was es mit dem Besuch in der Baylor-Klinik in Houston auf sich hatte: Ich hatte es in ihren Augen gesehen. Es war ein eigenartig distanzierter Ausdruck in den Augen, als wäre diese Person kurz um eine Ecke gebogen und hätte dort das Ende einer langen, grauen Straße erblickt, auf der sich keine anderen Menschen befanden. Ich war in einem Truppentransporter mit lauter verwundeten Soldaten geflogen. Man hatte ihnen mit Silberfarbe ein großes M auf die Stirn gemalt, was besagte,

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