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Flamingo (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Flamingo (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Flamingo (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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Regenwasser, und wir ruckelten so hart auf den Stoßdämpfern, daß sich Tony mit einer Hand am Armaturenbrett abstützen mußte. Ich rieb mich mit der Handfläche am Oberschenkel und drückte mit dem Daumen den kleinen Knopf an der Seite des Kassettenrecorders. Bevor wir die Angelhütte verlassen hatten, hatte Tony sich einen Regenmantel angezogen und seine verchromte .45er Automatik in die Manteltasche gesteckt. Es tat einen Schlag, als ich wieder durch ein Schlagloch fuhr, und die .45er schlug gegen den Türgriff. Tony zog den Regenmantel gerade, so daß die Waffe wieder auf dem Oberschenkel zu liegen kam.
    »Meinen Sie, Sie brauchen sie?« fragte ich.
    »Ich trage sie, damit ich sie nicht brauche.«
    »Haben Ihnen diese Burschen schon mal Ärger gemacht?«
    »Diese Typen stehen in der Nahrungskette ziemlich weit unten. Die trauen sich nicht allzu viel.«
    »Sie scheinen nicht viel von ihnen zu halten.«
    »Ich halte gar nichts von ihnen. Sie existieren für mich eigentlich nicht.«
    »Ich weiß zu schätzen, was Sie für mich tun.«
    »Das haben Sie mir bereits gesagt, also vergessen Sie’s. Schauen Sie, mein Sohn mag Sie. Wissen Sie, warum? Weil es Kinder nämlich instinktiv erkennen, wenn Erwachsene Integrität besitzen. Ich gebe Ihnen einen guten Rat, Dave. Nach diesem Deal sollten Sie die Finger von solchen Sachen lassen. Es lohnt sich nicht. Es gibt keinen Morgen, wo ich nicht schon beim Aufwachen an die Steuerbehörde, die DEA, städtische Cops wie Nate Baxter oder irgendwelche Cowboys denke, die einen jederzeit umlegen würden, nur damit sie mal im Jockeyclub in Miami am Tisch eines bestimmten Kerls sitzen dürfen. Es ist wie der Spruch über die Ehe: Wenn du’s für Geld tust, mußt du dir jeden Cent davon hart verdienen.«
    »Schätze, jeder entscheidet sich mal, Tony«, sagte ich.
    Er drehte langsam den Kopf und erwiderte meinen Blick.
    »Allerdings«, sagte er, »und genau das tue ich jetzt. Als sie mich im Militärhospital in den Psychotrakt gesteckt haben, war in den Therapiegesprächen viel die Rede von Charakterdefiziten. Davon hab ich eine Menge, aber lügen gehört nicht dazu. Ich pflege mein Wort zu halten, und ich kann Moralapostel nicht ausstehen, vor allem, wenn sie über mein Leben reden.«
    Er wischte mit dem Ärmel die beschlagene Vorderscheibe. Hinter den Bäumen, die uns wie ein Tunnel umgaben, sahen wir Weideland und den Himmel.
    »Da ist meine Landebahn. Jetzt ist es noch etwas mehr als ein Kilometer«, sagte er. »Dave, wenn Sie Ihre Ware haben, trennen sich unsere Wege am besten wieder.«
    »Okay, Tony.«
    »Sie halten mich für einen ziemlichen Heuchler, oder?«
    »Ich habe selbst zu viele Probleme, als daß ich mir anmaßen würde, über andere Leute zu urteilen.«
    »Bevor Sie mich abschreiben, möchte ich Ihnen etwas klarmachen. Sie haben mir sehr geholfen. Aber jetzt im Augenblick kommt es für mich wirklich knüppeldick – die Sucht, meine Scheiß-Frau, diese Arschgesichter in Houston und Miami –, und ich muß mein Leben wieder in Ordnung bringen und vereinfachen und mich einzig und allein auf Paul konzentrieren. So stehen die Dinge.«
    Er wartete, daß ich darauf antwortete.
    »Haben Sie dazu nichts zu sagen?« fragte er.
    »So oder so wird sich alles klären.«
    »Ja, so seh ich das auch. Semper fi, Mac, und ab dafür.« Er kurbelte das Fenster herunter, so daß ein bißchen Nebel hereingeweht wurde, und holte tief Luft. Ein Blitz schlug irgendwo hinter den Baumwipfeln am südlichen Ende der Weide ein, wo Tony sein Flugzeug hatte. Die Luft roch so metallisch und kalt wie Messing.
    Anderthalb Kilometer weiter ließen wir schließlich die Faulbäume und Pinien hinter uns und kamen auf die Weiden mit der gemähten Landebahn und dem Blechhangar, von dem Tony mir bei unserem ersten Abstecher ins Gebiet des Pearl River gesagt hatte, ich solle ihn mir gut einprägen. Vor dem Hangar waren zwei Wagen und ein Kleinbus geparkt, und das Haupttor des Hangars war ungefähr einen Meter weit aufgeschoben. Die Felder, die ihn umgaben, waren hellgrün und durchnäßt, und von Horizont zu Horizont bedeckten stahlgraue Wolken den Himmel.
    »Das Flugzeug war noch nicht da, sonst würden diese Typen hier nicht mehr rumhängen«, sagte Tony. »Ich bleibe bei Ihnen, bis alles abgewickelt ist, dann fahre ich mit den anderen im Caddy zurück und überlasse Sie sich selbst.«
    »Okay, Tony.«
    »Überprüfen Sie auf jeden Fall die Qualität der Ware, bevor Sie gehen. Denken Sie ja nicht, daß Sie

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