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Flamingo (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Flamingo (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Flamingo (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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versuchte mit beiden Händen den Motorblock hochzustemmen. An seinem Hals traten Sehnen und Muskeln wie Seile hervor.
    »Einen Moment«, sagte ich, setzte das Unterteil des Wagenhebers diesmal direkt am Schiffsrumpf an und schob das andere Ende unter die Kurbelwelle des Motors. Langsam hebelte ich den Griff mit beiden Händen höher, eine Raste nach der anderen. Ich wollte das Gewicht des Motors etwas weiter unten auf Boggs’ Beinen verlagern, damit er sich etwas höher aufsetzen konnte.
    »Was hatte sie für ein Motiv, Hipolyte zu töten?« sagte ich.
    »Sie wollte ihre Einnahmen nicht teilen. Die Chance dazu war perfekt. Sie wußte, daß alle dem Jungen die Schuld geben würden. Scheiße, Mann, beeil dich.«
    »Warum würden alle Tee Beau für den Schuldigen halten?«
    »Der Redbone war scharf auf ihn. Er wollte ihn zu seiner Tunte machen.«
    Ich hebelte den Wagenheber noch eine Raste höher, sah, wie sich der Motorenblock vielleicht einen Zentimeter bewegte, dann noch eine Raste höher. Der Wagenheber rutschte von der Kurbelwelle ab und schoß mit solcher Kraft nach oben, daß er wie eine Fontäne die Wasseroberfläche durchbrach. Der Mund von Boggs öffnete sich atemlos.
    »Du Dreckskerl, du reißt mir ja die Eingeweide raus«, sagte er.
    »Hör zu, ich brauche einen Schlauch oder ein Rohr.«
    »Was?« Entsetzen stand in seinen Augen.
    »Ich muß etwas holen, durch das du atmen kannst.«
    »Nein! Versuch’s weiter mit dem Wagenheber.«
    Ich hielt ihn in der Hand hoch.
    »Der ist hinüber, Boggs«, sagte ich.
    »Oh Mann, bloß das nicht.«
    »Nicht aufgeben, wir sind noch nicht am Ende. Ich bin gleich wieder da.«
    Hastig suchte ich im Steuerhaus und längsschiffs auf dem Deck, aber alles, was nicht niet- und nagelfest war, hatte sich schon lange jemand unter den Nagel gerissen. Dann überquerte ich wieder die Brücke und riß gewaltsam den Heizungsschlauch aus meinem Pick-up. Als ich wieder in den Maschinenraum kam, hatte Boggs den Kopf ganz nach hinten gebogen, so daß die Ohren unter Wasser waren und nur sein Gesicht noch darüber.
    Ich kniete neben ihm nieder und legte eine Hand unter seinen Hinterkopf.
    »Hol tief Luft und heb den Kopf, damit du mich hören kannst«, sagte ich.
    Dann sagte ich es noch einmal und stupste seinen Hinterkopf an. Er zog den Hals gerade und blickte mich mit weit aufgesperrten Augen an. Sein Mund war zugepreßt, und die Nasenlöcher versuchten zittern, dem Wasser auszuweichen.
    »Wir werden jetzt diesen Schlauch so fest wir können an deinen Mund halten«, sagte ich. »Ich bleibe bei dir, bis wieder Ebbe ist. Dann hole ich Hilfe, und wir holen dich da raus. Du hast mein Wort, Jimmie Lee. Ich rühre mich nicht vom Fleck. Aber wir müssen versuchen, den Schlauch immer fest an deinen Mund zu halten. Ist dir das klar?«
    Er blinzelte einmal mit den Augen, legte dann den Kopf wieder ins Wasser, und ich drückte ihm das harte Gummiende des Heizungsschlauchs an den Mund.
    Fünfzehn Minuten lang hielten wir es so zusammen aus. In der Zwischenzeit war das Wasser immer höher gestiegen und bedeckte sein Gesicht jetzt völlig. Sein Haar trieb lose über dem Kopf im Wasser, und seine Augen starrten wie wäßrige grüne Murmeln hoch zu mir. Dann spürte ich, wie das Gummi an seiner Haut abrutschte. Ich hörte durch den Schlauch, wie er Wasser in die Atemwege bekam, und sah die kleinen Luftbläschen, die wie eine feine Perlenkette von seinen Mundwinkeln aufstiegen.
    Ich versuchte, den Schlauch wieder richtig in seinen Mund zu bekommen, aber er hatte Wasser geschluckt und strampelte jetzt wie ein Irrer. Zuerst umklammerte er mit den Händen meine Handgelenke, als wäre ich die Ursache seiner Qual; dann brachen seine Fäuste durch die Wasseroberfläche und fuchtelten in der Luft. Schließlich bekam er mein Hemd zu fassen und riß es mir von der Brust. Noch einmal drückte ich den Schlauch auf sein Gesicht, aber es gab für ihn jetzt keine Möglichkeit mehr, das Wasser herauszublasen und so wieder richtig atmen zu können.
    Dann löste sich eine Hand von meinem Hemd, faßte höher und betastete mein Gesicht, wie ein Blinder, der die Hand ausstreckt, um dem zerbrechlichen und zarten Geheimnis der menschlichen Existenz auf die Spur zu kommen, und ein letztes, einzelnes Luftbläschen stieg aus seiner Kehle, trieb an die Oberfläche und platzte in der abgestandenen Luft.

15. Kapitel
    Tony hatte zu Fuß seine Angelhütte schon fast wieder erreicht, als ich unter einer Reihe von moosüberwucherten

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