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Flamingo (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Flamingo (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Flamingo (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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Eichen neben ihm auf die Bremse trat. Es hatte aufgehört zu regnen, und draußen auf den Weiden hatten sich die Kühe wieder aus dem Unterholz hervorgewagt und grasten jetzt wieder. Das Haar auf Tonys Hinterkopf war zur Farbe von verbranntem Kupfer versengt. Er warf mir einen kurzen, indifferenten Blick zu, ohne den Kopf zu drehen, und marschierte weiter.
    »Steigen Sie ein«, sagte ich.
    Er sprang über eine Pfütze auf dem Weg und wischte einen nassen Ast aus seinem Gesicht. Ich ließ den Wagen langsam im ersten Gang weiterrollen.
    »Kommen Sie schon, Tony, steigen Sie ein«, sagte ich.
    »Soll das eine Verhaftung sein? Wenn ja, dann halten Sie sich an die Regeln. Ich habe Anwälte, die Kleinholz aus Ihnen machen werden.«
    Ich schnitt ihm den Weg ab, trat auf die Bremse und stieß die Beifahrertür auf.
    »Seien Sie nicht so eingeschnappt, Tony«, sagte ich. »Ich will Ihnen was sagen.«
    Er blieb stehen, ließ den Blick über die Felder schweifen, kniff sich in die Nase, stieg dann in den Pick-up und schloß die Wagentür. Seine Kleider rochen nach Rauch und Asche. Ein Feuerwehrwagen passierte uns in entgegengesetzter Richtung und spritzte einen Vorhang gelben Wassers quer über meine Windschutzscheibe. Tony sah dem Feuerwehrwagen durchs Rückfenster nach, bis er hinter uns verschwunden war. Schließlich sagte er: »Ist Ihnen Jimmie Lee entwischt?«
    »Nein.«
    »Haben Sie ihn abgeknallt?«
    »Er ist ertrunken.«
    »Ertrunken?«
    Ich erzählte ihm, was im Maschinenraum des Schiffswracks geschehen war.
    »Na, das muß ja ein wahrhaft großer Tag für Sie sein, Dave. Sie durften mit ansehen, wie sich Jimmie Lee zu den Englein versammelt, und Sie werden der Drogenschnüffler sein, der Tony C. hoppgenommen hat.«
    »Sehen Sie das so?«
    »Ich hab es Ihnen schon mal gesagt, auf die eine oder andere Art macht jeder seinen Schnitt mit mir. Aber freuen Sie sich nicht zu früh auf Ihre Beförderung und die Gehaltserhöhung, Dave. Was hier gelaufen ist, fällt eindeutig unter Verleitung zu einer Straftat. Ich glaube auch nicht, daß Sie genug auf dem Band haben, um im Büro der Bundesstaatsanwaltschaft richtige Begeisterung aufkommen zu lassen. Sie sind von der DEA, stimmt’s?«
    »Indirekt.«
    »Ich werde ein Wort für Sie einlegen. Ich werde ihnen sagen, daß Sie Ihren Job richtig gut gemacht haben.«
    Die Straße machte eine Kurve und näherte sich wieder dem Fluß. Vor uns konnte ich Tonys Angelhütte und dahinter unter den Bäumen geparkt das Lincoln-Cabriolet sehen. Aus dem Schornstein stieg Rauch auf, der sich im salzigen Meereswind verflog. Ich fuhr an den Straßenrand und machte den Motor aus.
    Ich nahm Tonys .45er aus meiner Armeejacke und gab ihm die Waffe. Er blickte mich seltsam berührt an.
    »Ich sage Ihnen jetzt mal, wie ich die Sache sehe, Tony«, sagte ich. »Ich glaube, Sie haben ein gewaltiges Brett in Form eines Purple Heart vor dem Kopf. Alle sollen glauben, Sie seien der einzige, der in Vietnam schlimme Dinge erlebt hat. Sie tun auch so, als sei jemand anderes für Ihre Drogensucht verantwortlich und dafür, Sie davon zu heilen. Aber unterm Strich bleibt, daß Sie anderen Menschen Drogen verkaufen, die deswegen vor die Hunde gehen.«
    »Vielleicht sind Sie es, der Probleme mit seinem Gewissen hat, Dave.«
    »Da täuschen Sie sich. Von jetzt an sind Sie auf sich allein gestellt. Soweit ich weiß, sind Sie in dem Feuer dort hinten ums Leben gekommen. Ich glaube nicht, daß die Gerichtspathologen hier in der Provinz, schon gar nicht an diesem Ort, jemals aus den Knochen und Zähnen in diesem Hangar richtig schlau werden. Wenn Sie mit Paul nach Mexiko verschwinden und die Finger vom Geschäft lassen, nehme ich an, daß die DEA Sie schnell abschreibt. Ich bezweifle auch, daß Ihre Frau ein echtes Problem darstellt, da ja nahezu Ihr ganzer Besitz auf sie übergehen wird.«
    Er nagte an der Unterlippe und blickte den Hang hoch.
    »Sie haben ein Flugzeug, Sie haben Jess, der es fliegen kann, Sie haben einen prächtigen kleinen Jungen, den Sie mitnehmen können«, sagte ich. »Ich glaube, wenn Sie die richtige Entscheidung treffen, Tony, steht Ihnen nichts mehr im Weg.«
    »Die werden Ihnen nicht glauben.«
    »Vielleicht überschätzen Sie sich. Vierundzwanzig Stunden nach Ihrem Abtreten sitzt an Ihrer Stelle schon der nächste. In einem Jahr findet keiner mehr Ihre Akte.«
    Er blies Luft in seine Wangen und spielte damit herum, als spüle er mit Wasser seinen Mund.
    »Ist gar nicht so abwegig,

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