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Flamingo (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Flamingo (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Flamingo (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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Lionel ins Gesicht.
    »Er ist sauber«, sagte Lionel.
    »Dann können wir unsere Leckereien anrollen lassen«, sagte Fontenot.
    Lionel stieg wieder in den Buick und fuhr rückwärts zu der Stelle, wo mein Pick-up geparkt war. Ich warf erneut einen Blick auf das Mädchen. Sie trug kein Make-up, und ihr Gesicht war hart und glänzte. Hübsch, aber hart. So wie sie aussah, hatte sie einen harten Körper. Ihre Hände waren groß, mit ausgeprägten Knöcheln, wie die von Arbeitern in einer Konservenfabrik.
    »Ist irgendwas?« fragte sie.
    »Gar nichts«, sagte ich.
    »Gut. Ich steh nämlich nicht auf Augenficks«, sagte sie.
    »Augenficks?« sagte ich.
    Auf dem Vordersitz grinste sich Fontenot eins. Er grinste immer. Man sah die Zähne wie einzelne Maiskörner im Zahnfleisch.
    »Genug gescherzt jetzt«, sagte er. »Ich fahre in Ihrem Pick-up mit, Mr. Robicheaux. Brechen wir auf.«
    Wir fuhren südwärts aus der Stadt in den St. Charles Parish. Graue Wolken huschten im schwächer werdenden Licht über den Himmel, und weiße Blitze zuckten am Horizont jenseits des Lake Salvador. Der Buick fuhr etwa fünfhundert Meter vor uns auf der geteerten Straße.
    »Ich muß mal pinkeln«, sagte Fontenot.
    Ich hielt bei einem Bewässerungsgraben zwischen zwei trockenen Reisfeldern, und er stieg aus und urinierte ins Unkraut. Ich hörte ihn leise furzen. Regentropfen sprenkelten das beige Sportsakko mit den aufgesetzten braunen Wildledertaschen, das er trug. Er stand da im Wind, lächelte mich an und zog den Reißverschluß hoch. Dann stieg er wieder in den Wagen, nahm eine Puderdose aus der Jackentasche und kratzte behutsam mit der Klinge seines Taschenmessers etwas weißes Pulver heraus. Er hielt das Messer erst an das eine, dann an das andere Nasenloch, schnaubte, als mache er sich die Nase frei. Seine Augen wurden groß, und er schürzte die Lippen, als wären sie aufgesprungen. Dann leckte er mit der Zunge die flache Seite der Klinge ab.
    »Wollen Sie auch mal probieren?« sagte er.
    »Ist nicht mein Ding.«
    »Wäre Kim mehr Ihr Ding?«
    »Ich wollte nur wissen, warum sie hier ist, das ist alles.«
    »Sie arbeitet in einem von Tonys Clubs. Ich will mal annehmen, daß er sie bumst. Das würde Lionel jedenfalls gern tun.«
    »Also kennen Sie Tony doch?«
    »Sie sind jetzt mit uns im Geschäft, mein Freund. Ein schönes Geschäft. Da gibt’s viele schöne Sächelchen, die auf einen warten. Wollen Sie ihn kennenlernen?«
    »Das ist mir egal, solange ich kriege, was ich will.«
    »Und was wollen Sie?« Zwischen seinen Zähnen bildeten sich kleine Speichelbläschen, wenn er grinste.
    »Ich will einen großen Deal machen, mich dann aufs Organisatorische beschränken und mich in ein paar Geschäfte in Lafayette und Lake Charles einkaufen.«
    »Ah, Sie sind also im Innersten Ihres Herzens ein Rotarier.
    Aber bevor es soweit ist, was ist denn mit all den Bräuten, auf die Sie scharf sind, oder einem Privatflieger, um zu den Inseln rüberzudüsen, oder dem allabendlichen Galadiner mit Hummer und Steak auf der Rennbahn? An so was denken Sie nicht?«
    »Ich habe mehr Sinn für Bodenständiges.«
    »Und wie steht es damit, eine Rechnung zu begleichen?« fragte er.
    »Mit wem?«
    »Spielt keine Rolle. Jeder hat eine Rechnung zu begleichen. Und das Gewinnen macht viel mehr Spaß, wenn man dabei jemand anderen verlieren sieht.«
    »Damit hab ich nicht viel am Hut.«
    »Da möcht ich wetten.«
    »Fontenot, es ist jetzt schon das zweite Mal, daß ich das Gefühl habe, Sie wissen etwas von mir, das ich nicht weiß.«
    »Sie waren früher ein Cop. Das ist nicht gerade die beste Referenz. Wir müssen unsere Hausaufgaben erledigen, mit dem Finger ein bißchen im Schmutz wühlen.«
    »Okay...«
    »Also ich wäre mächtig sauer auf einen Typ, der mir ein Loch ins Fell gebrannt und mich in einem Graben liegengelassen hat, damit ich da verrecke.«
    »Da liegen Sie richtig. Wissen Sie, wo er ist?«
    »Es gibt Leute, von denen ich mich lieber fernhalte.«
    »Dann brauchen Sie auch keinen weiteren Gedanken mehr darauf zu verschwenden.«
    »Aber sicher doch.«
    Wir fuhren auf einer Holzbrücke über einen Bayou und durch ein Gebiet, das unter Wasser stand. Abgestorbene Zypressen und Riedgras ragten daraus hervor. Da, wo es flach genug war, standen Blaureiher, und Sumpfhühner nisteten windgeschützt im Schilf. In einiger Entfernung sah ich die harten, metallenen Konturen einer Zuckerraffinierie. Fontenot öffnete die Puderdose, nahm mit der Messerspitze

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