Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Flamingo (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Flamingo (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Flamingo (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
Vom Netzwerk:
vorsichtig etwas Kokain, daß er sich in die Nase zog. Sein ovales Gesicht strahlte vor Zufriedenheit.
    »Interessieren Sie sich für Politik?« fragte er.
    »Nicht besonders.«
    »Tony schon. Er schreibt Briefe an Zeitungen. Er ist ein Patriot.« Er lächelte versonnen, und seine Augen leuchteten, als er durch die Windschutzscheibe in den Regen blickte.
    »Ich dachte, die Spaghettis hielten sich aus der Politik heraus«, sagte ich.
    »So sollten Sie unsere Freunde nicht nennen.«
    »Warum schreibt er Briefe?«
    »Er war bei den Marines in Vietnam. Er redet gerne von ›Nape‹ – Napalm.« Fontenot änderte abrupt den Tonfall, und seine Augen funkelten fröhlich. »›Fünf Hektar Scheiß-Nape krochen einen Hügel hoch. Roch wie Katzen, die man in die Müllverbrennung gesteckt hat. Scheiß-Nape, Mann.‹« Er kicherte.
    »Ich glaube, Sie sollten sich besser nicht noch mehr von dem Zeug in die Nase ziehen.«
    »Sie sind in der Tat ein Rotarier.«
    Wir kamen an einem grauen, ungestrichenen Kramladen unter einer großen Eiche an einer Straßenkreuzung vorbei, fuhren dann durch ein abgeerntetes Zuckerrohrfeld, auf dem nur noch Stoppeln standen, und an einem Bayou entlang tiefer in ein Waldgebiet hinein. Regentropfen prasselten auf die Wasseroberfläche, und in den Fischerhütten, die auf Stelzen weiter hinten in den Bäumen standen, konnte ich Lichter sehen. Schließlich erreichten wir wieder offene Felder, und der Regen wurde heftiger. Es war jetzt fast völlig dunkel.
    »Da.« Fontenot deutete auf ein kleines Holzhaus mit einer Veranda am Ende einer unbefestigten Straße inmitten eines Feldes.
    »Hier?«
    »Hier.«
    »Ihr Burschen habt wirklich Nerven.«
    »Das sollte schon Eindruck auf Sie machen. Das ist ein historischer Ort. Erinnern Sie sich noch daran, daß damals in den Fünfzigern ein Gewerkschaftler aus dem Norden herkam, um dafür zu sorgen, daß sich die Plantagenarbeiter gewerkschaftlich organisieren? Sie haben ihn an der Scheunenwand hinter diesem kleinen Haus gekreuzigt. Die Scheune steht nicht mehr, aber genau da ist das passiert. Die Handelskammer hält es nicht für nötig, das in ihren Broschüren zu erwähnen.«
    »Hören Sie, ich will die Ware, für die ich bezahle, und dann hier so schnell es geht verschwinden. Wie lange dauert das denn noch?«
    »Kim wird uns ein paar Sandwiches machen. Essen wir erst mal zu Abend.«
    »Stecken Sie sich das Abendessen sonstwohin, Fontenot. Ich bin müde.«
    »Sie stehen wohl ständig unter Hochspannung.«
    »Sie komplizieren die Dinge unnötig.«
    »Es ist schließlich Ihr erstes Mal. Wir bestimmen die Regeln.«
    »Wissen Sie, was Sie mit Ihren Regeln tun können? Bei jedem Deal sieht man zu, daß man es so schnell wie möglich über die Bühne bringt und sich dann wieder trennt. Je mehr Leute dabei sind, desto größer ist die Chance, daß man auf den Arsch fällt. Sie haben jetzt Stoff dabei. Das finde ich unprofessionell. Das hat mein Vertrauen nicht gerade gefördert.«
    »Wenn Sie sich mal umsehen, werden Sie feststellen, daß man hier in jeder Richtung kilometerweit sehen kann. Man hört einen Wagen oder ein Flugzeug, wenn es noch weit weg ist. Ich denke, wir werden es weiterhin auf unsere Art durchziehen. Kim macht leckere Sandwiches. Kim ist selbst ein leckerer Happen. Lassen Sie sich das mal durch den Kopf gehen. Haben Sie nicht gesehen, wie sie sich produziert hat, als Sie sie angeschaut haben? Vielleicht hätte sie es gerne, wenn Sie ihre Hügel und Täler erforschen.«
    Im Leuchten des Armaturenbretts waren seine Lippen violett und feucht.
    Ich fuhr hinter dem Buick auf der unbefestigten Straße zu dem Haus. Wir gingen alle hinein, und Lionel machte das Licht an. Kim trug eine Tüte mit Lebensmitteln in die Küche, und Lionel entfachte im Kamin mit Stöckchen und zusammengerolltem Zeitungspapier ein Feuer.
    »Wo ist meine Ware?« sagte ich.
    »Die wird geliefert. Haben Sie Geduld«, sagte Fontenot.
    »Geliefert? Was soll das heißen?« sagte ich.
    »Es steht jedem frei, seine Geschäfte woanders zu tätigen, wenn es ihm nicht paßt, wie wir es tun«, sagte Lionel. Er kauerte vor dem Kamin und heizte mit einer Zeitung das Feuer an.
    »Sie haben zu viele Leute mit drin«, sagte ich.
    »Der große Experte«, sagte Lionel, ohne sich umzudrehen.
    »Wann wird geliefert?« sagte ich.
    »Kann sich nur um Minuten handeln«, sagte Fontenot.
    Ich saß alleine am Fenster, während die drei anderen an einem Tisch in der Raummitte Sandwiches mit Schinken und Käse

Weitere Kostenlose Bücher