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Flamingo (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Flamingo (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Flamingo (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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bis rüber nach Barataria. Ich kann das Zeug für Sie transportieren, und zwar auf regelmäßiger Basis.«
    »Jede Wette, daß Sie das können«, sagte er.
    Aber seine Aufmerksamkeit galt nicht länger mir. Er stützte sich mit den Armen an der Oberseite des Auffangbeckens ab und blickte quer über die blaugrüne Fläche aus Rasen und Bäumen zur vorderen Terrasse seines Hauses, wo eine blonde Frau mit Hut und rotem Kleid gerade die Koffer zählte, die der Hausdiener nach draußen brachte. Einen Moment später ging einer der Torwächter die Auffahrt hoch und fuhr ein restauriertes 1940er Lincoln Continental Cabriolet rückwärts aus der Garage. Es hatte Räder mit Drahtspeichen, ein makelloses weißes Faltdach und war in dunklem Kastanienbraun lackiert. Der Torwächter und der Schwarze luden das Gepäck der Frau in den Kofferraum. Sie warf nicht einen Blick in unsere Richtung.
    »Wie gefällt Ihnen mein Wagen?« sagte er schließlich.
    »Sieht großartig aus.«
    »Ja. Finde ich auch.« Aber seine Augen konzentrierten sich immer noch auf die Frau. »Verheiratet?«
    »Jetzt nicht mehr.«
    Er starrte sie weiterhin an, als sie in den Lincoln einstieg und der Torwächter mit ihr die lange Auffahrt in Richtung Straße hinunterfuhr. Dann wandte er seine Augen wieder mir zu.
    »Hey, ich muß Sie noch was fragen. Weil ich Sie nämlich mag. Mir gefällt, wie Sie reden«, sagte er. »Wie stehen Sie zum Handel mit der Ware?«
    »Ich verstehe nicht recht.«
    »Sie sind gebildet. Ich würde gerne wissen, was ein gebildeter Mann über den Handel mit der Ware denkt.«
    »Ich hab noch nie gesehen, daß sich jemand eine Line Kokain reinzieht, weil er dazu gezwungen worden ist.«
    »Eine vernünftige Einstellung, finde ich. Aber ich möchte, daß Ihnen noch etwas anderes klar wird, Dave. Ich habe viele verschiedene Geschäftsinteressen. Automaten, Videospiele, ein Restaurant, Nachtclubs, fünfzig Prozent einer Spedition, eine Immobilienfirma draußen bei Chalmette, ein paar Investitionen in Miami. Diese andere Sache kommt und geht. In fünf Jahren ist es vielleicht der letzte Schrei, verpißte Katzenstreu zu schnupfen. Es gibt immer einen Haufen Knallköpfe, denen das Geld locker sitzt. Warum soll ich gegen die gängigen Trends ankämpfen?«
    Seine Augen wanderten über die leere Auffahrt zu dem Tor, das jetzt wieder geschlossen war.
    »Entschuldigen Sie mich bitte«, sagte er und hievte sich aus dem Pool. Naß wie er war ging er zu dem Tisch aus Redwood-Holz und betätigte einen Knopf am Telefon. Er steckte einen kleinen Finger in eines seiner winzigen Ohren und schüttelte Wasser heraus. Am Ende der Auffahrt sah ich, wie der andere Torwächter zu einem Kasten ging, der in der Stuckmauer installiert war.
    »Tommy, treib ein paar Leute auf, ruf den Partyservice an«, sagte er. »Ich hab ein paar Gäste hier, denen will ich was bieten... Frag mich nicht wer, es ist mir scheißegal, schaff sie ran.«
    Er hängte auf und sah mich an.
    »Da lebe ich in einem Haus, das eine glatte Million kostet, und die Hälfte der Zeit ist es, als wäre ich allein in einem Footballstadion«, sagte er.
    »Können wir uns hinsichtlich des Geschäfts irgendwie einigen, bevor Ihre Freunde eintrudeln, Tony?« sagte ich.
    »Es gibt Leute, die ich hier raus bestelle, wie ich Gartenmöbel ordere. Es gibt andere Leute, die lade ich ein, weil ich respektiere, was sie erlebt haben und was sie denken. Also kränken Sie mich nicht«, sagte er.
    Die Gäste, die eintrafen, waren wie Schauspieler, die nur eine Rolle spielten. Ihr Lächeln war starr und aufgesetzt, in ihren Augen lag das Glitzern der Schnellebigkeit. Es waren Menschen, denen man keinen Dialekt und keine Wurzeln anmerkte, als hätten sie ihr ganzes Leben an der Peripherie einer Party verbracht. Aber neben dem guten Aussehen und der für die Jahreszeit untypischen Sonnenbräune war der kleinste gemeinsame Nenner dieser Menschen das nahezu grenzenlose Vertrauen, das sie in die von der Außenwelt abgeriegelte tropische Opulenz legten, die sie umgab. Sie rauchten Marihuana und Haschisch am Pool, schnieften Kokain von einem Spiegel im Gästehaus, aßen Sandwiches mit Hühnchenfleisch und Mayonnaise von den Silbertabletts des Partyservice, all das, ohne auch nur einen schiefen Blick auf die Torwächter mit den Schulterhalftern oder den muskelbepackten, schweigsamen Mann in den abgeschnittenen Jeans zu werfen, der in der Auffahrt einen Oldsmobile mit einer dermaßen finsteren Energie polierte, daß die

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