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Flamingo (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Flamingo (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Flamingo (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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über den Rasen zu einer glasverkleideten Sonnenterrasse auf der Rückseite des Hauses. Ich ging zur Seitentür und klopfte. Der schwarze Hausdiener öffnete die Tür, ein Poliertuch in der Hand.
    »Ich würde gerne Mr. Cardo sprechen«, sagte ich.
    »Er kommt gleich wieder raus.«
    »Ich würde gerne im Inneren des Hauses mit ihm sprechen, wenn es Ihnen nichts ausmacht.«
    »Einen Augenblick bitte, Sir«, sagte er und verschwand hinten im Haus. Dann kam er wieder und entriegelte die Fliegengittertür. »Mr. Cardo läßt Ihnen mitteilen, Sie sollen in der Bibliothek auf ihn warten.«
    Ich folgte dem Hausdiener durch eine riesige, blitzblanke Küche und ein Wohnzimmer voller antiker französischer Möbel und mit einem Kerzenleuchter von der Größe eines Sonnenschirms bis in ein pinienholzgetäfeltes Arbeitszimmer, dessen Regale vollstanden mit Enzyklopädien, kompletten Sätzen von populärwissenschaftlichen Büchern zu allen erdenklichen Themen, Buchklubausgaben diverser Romane und Klassikerausgaben mit Plastikeinband, von der Sorte, die auf Billigpapier gedruckt und für die im Kabelfernsehen Reklame gemacht wird. Sessel und Couch waren mit rotem Leder bezogen, und der große Mahagonischreibtisch mit der Glasplatte wäre vielleicht für Leo Tolstoj angemessen gewesen.
    Eine Schiebetür in der hinteren Wand glitt auf, und Tony kam in Bademantel und Sandalen in den Raum. Bevor er die Tür wieder schloß, konnte ich einen Blick auf die Sonnenterrasse werfen und sah vor dem Licht eines laufenden Fernsehers die Lehne eines Rollstuhls. Spielzeug und Stofftiere lagen wild durcheinander am Fußboden um den Stuhl herum.
    »Ich habe Ihnen Ihre Zeitschrift noch nicht gegeben«, sagte ich und nahm die Nummer des Atlantic aus meiner Tasche und reichte sie ihm.
    »Hey, danke, Dave. Ich weiß das zu schätzen.«
    »Trotzdem muß ich jetzt gehen. Ich wollte Ihnen nur noch sagen, daß ich gerne weitere Geschäfte mit Ihnen machen würde, aber ich brauche eine feste Zusage. Und zwar eigentlich jetzt, Tony.«
    »Ich möchte, daß Sie eines verstehen, und ich will auch nicht, daß Sie sich dadurch gekränkt fühlen. Dieses Haus gehört der Familie. Ich tätige hier keine Geschäfte. Rufen Sie morgen Ray Fontenot an. Wir regeln das schon. Sie haben mein Wort.«
    »In Ordnung.«
    »Ihrer Miene nach zu schließen paßt Ihnen das nicht.«
    »Ich traue Fontenot nicht. Und für Sie gibt es auch keinen Grund, es zu tun.«
    »Das ist eine schwerwiegende Beschuldigung. Worauf begründet sie sich?«
    »Er ist ein Drogenabhängiger, der sich nur um den eigenen Arsch schert.«
    »Das tun sie doch alle.«
    »Ich bedanke mich noch einmal für Ihre Gastfreundschaft.«
    »Hey, nicht so schnell, jetzt rennen Sie nicht gleich weg. Ich habe gehört, Sie waren auch in Vietnam.«
    »Zehn Monate, bevor es dort richtig zur Sache ging.«
    »Die Narben da auf Ihrem Oberschenkel, stammen die von da?«
    »Eine Bouncing Betty auf einem Dschungelpfad. Selbst schuld, wer da nachts rumläuft.«
    »Nehmen Sie doch einen Augenblick noch Platz. Ich bitte Sie, so in Eile werden Sie schon nicht sein. Danach durften Sie wieder heim?«
    »Sicher. Die Millionenwunde, wie man damals sagte.«
    »Bei den Marines muß man sich zwei Purple Hearts erst verdienen, bevor sie einen heimschicken, es sei denn, es erwischt einen wirklich schwer.«
    »Hat es Sie erwischt?«
    »Voll in den Hintern. Ein Vietcong-Heckenschütze in einem Baum, aus fast dreihundert Metern.«
    Ich sah auf die Uhr. Ich verspürte keine Lust, noch länger über den Krieg zu reden, aber es war offensichtlich, daß es ihm ein Anliegen war. Seine Augen strichen über mein Gesicht, als suche er darin etwas zu erfahren, das er in seinem eigenen Leben nicht greifen konnte. Nur um nicht gänzlich stumm dazusitzen, sagte ich schließlich etwas, das seltsame Folgen hatte.
    »Was war Ihre Truppe?«
    »Drittes Bataillon, siebtes Regiment, erste Marinedivision«, sagte er, und dabei lächelte er.
    »Oh ja. Ihre Einheit war in der Gegend von Chu Lai.«
    Er verkniff das Gesicht.
    »Woher wissen Sie das?« sagte er.
    »Nun, ich war dort«, sagte ich, etwas verwirrt.
    »Sie waren in Chu Lai?« Um die Augen und die Nasenlöcher herum war seine Haut weiß.
    »Nein, ich meine, ich war in Vietnam. Ich kannte einige Marines, die in der Gegend von Chu Lai stationiert waren, das ist alles.«
    »Wer war das?«
    »Ich weiß nicht einmal mehr ihre Namen, Tony.«
    »Interessierte mich nur.«
    »Geht es Ihnen gut?«
    Er sperrte die Augen

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