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Flamingo (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Flamingo (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Flamingo (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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Sie was dagegen, wenn ich ihn mal anrufe?«
    »Ganz im Gegenteil, mein Bester.« Er nahm die Sonnenbrille ab und lächelte. Seine Augen waren ausdruckslos und tot und sahen aus, als gehörten sie in ein anderes Gesicht.
    Ich benutzte das Telefon in Fontenots Büro. Ich konnte ihn draußen seine Posaune blasen hören.
    »Hey, guten Morgen. Wie geht’s Ihnen heute?« sagte Tony Cardo.
    »Mir geht’s gut.«
    »Sicher?«
    »Mir geht’s gut, Tony.«
    »Sie sind nicht böse wegen gestern nacht?«
    »Sie sehen manche Dinge sehr eigen. Da möchte ich mich nicht einmischen.«
    »Ich bin ein sehr emotionaler Mensch. Vor allem was die Familie angeht. Manchmal bin ich ein wenig seltsam. Haben Sie etwas Geduld mit mir.«
    »Ich habe durchaus Respekt für Ihre Gefühle, Tony.«
    »Das sagen Sie jetzt nicht nur einfach so, oder?«
    »Wer weiß. Mir liegt was anderes auf dem Herzen. Ray will meinen Freund nicht bei dem Angelausflug dabei haben.«
    »Schade.«
    »Ich bin der Meinung, daß mein Freund mitkommen sollte.«
    »Ich kann mich da nicht einmischen, Dave. Das hat Ray zu entscheiden.«
    »Der ist sauer, weil er sich auf den Schlips getreten fühlt. Das ist nicht gerade professionell.«
    »Seien Sie nachsichtig mit ihm.«
    »Er ist ein fettes Schwein, Tony.«
    »Hey, fangen Sie für mich einen extra großen Fisch. Und ich möchte Sie gerne zum Wochenende zum Dinner einladen. Bringen Sie Ihren Freund ruhig mit. Ich mag ihn.«
    Er hängte auf. Ray Fontenot stand in der Tür zum Hinterhof, ein fröhliches Funkeln in den Augen, und auf den Zähnen sah man seine dicke, rosa Zunge.
    Mittags ging ich zu Cletes Bar, um mit ihm essen zu gehen. Wir fuhren mit seinem Wagen zu einer Fat-Albert-Filiale in der Nähe der St. Charles Street, wo wir uns rote Bohnen mit Würstchen und ungeschälten Reis auf Papptellern bestellten. Es war so warm, daß man draußen essen konnte, und wir saßen an einem grün gestrichenen Picknicktisch unter einer großen Eiche, deren Wurzeln die Gehsteigplatten hochdrückten und am Rand den Asphaltbelag des Parkplatzes gesprengt hatten. Draußen auf der St. Charles Street sah ich die alte eiserne Straßenbahn an den Palmen auf der Promenade vorbeirasseln.
    Ich erzählte Clete von dem Gespräch, das ich am Morgen mit Fontenot geführt hatte. Er kaute ruhig und wortlos, die grünen Augen in Gedanken verloren. Ich wartete darauf, daß er etwas sagte. Er sagte nichts.
    »Wie auch immer, er sagt, du bist draußen, und Cardo hat ihm die Stange gehalten.«
    Er wischte sich etwas Saft von dem Würstchen mit einer Papierserviette vom Mund und nuckelte dann an seiner Lippe.
    »Ich an deiner Stelle wäre vorsichtig«, sagte er.
    »Was denkst du?«
    »Der führt was im Schilde.«
    »Meiner Meinung nach hat er einfach was gegen dich. Was hast du mit ihm angestellt, damit er dir Cardos Nummer gibt?«
    »Nichts.«
    »Clete?«
    »Ich hab ihm gesagt, ich würde nicht gehen, bevor ich die Nummer hab. Ich habe vor seinen Kunden ein wenig Stunk gemacht. Aber ich hab ihn nicht angefaßt.«
    »Und da überrascht es dich, daß er dich nicht wiedersehen will?«
    »Vielleicht sollte ich noch mal eine kleine Unterredung mit ihm führen?«
    »Kommt nicht in die Tüte. Der Deal muß über die Bühne gehen.«
    »Ich mache mir Sorgen um dich, Alter. Du siehst die Dinge nicht klar. Du machst hier die Drecksarbeit für die DEA, und den Beifall kassieren die. Und da ist noch was, über das du nachdenken solltest. Wie soll ein Drogendeal draußen auf dem Meer Cardo hinter Gitter bringen?«
    »Ich muß irgendwie mit einem Mikrophon in seine Nähe kommen.«
    »Warum läßt du dich nicht gleich mit Babybrei füttern, wo du doch schon dabei bist?« Er zündete eine Zigarette an und blies den Rauch in den leicht bewölkten Himmel. »Du wirst dich noch erinnern, daß wir das FBI für einen Haufen von Flaschen hielten. Meinst du etwa, diese Schwanzlutscher von der DEA wären besser? Also, wenn du mich fragst, dieser ganze Deal da unten in Cocodrie stinkt zum Himmel.«
    Es war sinnlos, darüber zu streiten. Außerdem hatte ich das Gefühl, daß er in erster Linie darüber enttäuscht war, daß er nicht dabei sein konnte. Aber er fuhr, fort, mein Gesicht zu mustern, während er rauchte.
    »Jetzt spuck’s schon aus, was ist noch?« sagte ich.
    »Ich weiß nicht, ob dir das jetzt recht kommt, aber heute morgen war ein junger Schwarzer in der Bar und hat nach dir gefragt. Er wollte seinen Namen nicht sagen, aber ich kann mir schon denken, wer er

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