Flamingo (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)
haben sie deinen Arsch gerettet, oder?«
»Ohne es zu wollen. Weißt du noch, wie es ist, wenn man mit einer M-16 unter Beschuß genommen wird?«
»Vielleicht sollten wir Nate Baxter deswegen zur Rede stellen. Manchmal kommt er nach der Arbeit in mein Lokal. Ich war schon immer der Meinung, sein Kopf gäbe ’ne prima Klobürste ab.«
Er musterte weiter mein Gesicht.
»Woran denkst du?« fragte er.
»Er war keine Abhöraktion. Das hätten die Jungs von der DEA gewußt. Irgend jemand hat denen gesteckt, daß da ein Geschäft ablaufen soll.«
»Wer wußte davon?«
»Cardo... Fontenot... Lionel... und natürlich Boggs...«
»Warum ziehst du die Stirn so in Falten, Streak?«
»Ich habe eine Freundin. Sie hat auch davon gewußt.«
»Na großartig. Warum inserierst du das nächste Mal, wenn du so was vorhast, nicht gleich in der Times-Picayune ?«
»Ich hab ihr nichts davon erzählt. Sie hat es woanders her.«
»Wie heißt sie?«
»Bootsie Giacano.«
»Oh Mann, ich faß es nicht. Du gehst mit einer Giacano ins Bett?«
»Sie ist eine alte Freundin aus New Iberia. Sie hat in die Familie eingeheiratet.«
»Vermutlich wie bei Charlie Manson, nur ein harmloses Familienmitglied.«
»Hör auf damit, Clete.«
Er grinste und sah mich mit zusammengekniffenen Augen an.
»Da ist noch jemand, der mir zu schaffen macht: Kim Dollinger«, sagte ich. »Sie wollte mir bei dir in der Bar irgendwas sagen. Ich dachte nur, sie wäre einfach zu.«
»Das ist eine mächtig abgebrühte Dame, oder? Die würde ich gern mal näher kennenlernen.«
»Irgendwie hab ich das Gefühl, du nimmst das alles nicht sonderlich ernst.«
»Warum sollte ich auch? Die Leute, die sich die ganze Aktion ausgedacht haben, sind die reinsten Clowns, wenn du mich fragst. Ihre Dummheit hätte dich da draußen fast das Leben gekostet. Es schmeckt mir nicht, wenn die Ärsche vom Staat meinen Partner in die Scheiße fahren.«
»Etwas mehr Toleranz täte dir nicht schlecht, Clete.«
Er öffnete die Dr.-Pepper-Dose, die er mir mitgebracht hatte, goß den Inhalt in ein Glas mit Eiswürfeln, steckte einen durchsichtigen Strohhalm hinein und drückte es mir in die Hand.
»Trink deine Limo«, sagte er. »Hey, weißt du eigentlich, von wem ich die Pizza hab?«
»Sag bloß.«
»Du hast’s erfaßt, Alter. Von dem eigenartigen jungen Schwarzen, der aussieht wie ein Insekt. Er arbeitet in dem Pizzaladen um die Ecke vom Pearl. Hey, Alter, jetzt schmink dir mal diesen FBI-Agentenscheiß ab. Sollen die mal eine Weile alleine mit ihrem Käse zurecht kommen. Wenn du immer noch die Rechnung mit Boggs begleichen willst, dann laß uns beide das tun. Alleine. Und ohne Berichte und Anträge in dreifacher Ausfertigung, wenn du verstehst, was ich meine?«
»Ich laß es dich wissen.«
»Irgendwas war da draußen, stimmt’s?« sagte er.
»Was meinst du damit?«
»Die Dämonen haben sich verzogen.«
»So in der Art.«
»Super Gefühl, oder?«
Ich nickte und blickte aus dem Fenster auf die Baumwimpfel, die im Sonnenlicht hin und her wogten.
»Yeah, ein echtes High«, sagte er. »Vielleicht eins, von dem man nicht genug bekommen kann. Fast so gut wie ein Jack Daniels auf Eis mit einem kühlen Tuborg hinterher. Laß es dir durch den Kopf gehen, Dave. Wenn’s am schönsten ist, soll man ans Aufhören denken.«
Er faltete den Pizzakarton zu und sah mir voll ins Gesicht. Sein Körpergewicht machte eine große Delle auf dem Bett. Sein Gesicht war so flach und rund wie eine Bratpfanne.
Später rief ich in New Iberia an, um mich nach Alafair zu erkundigen, dann bei Bootsie, um mich bei ihr für die Dinge zu entschuldigen, die ich zu ihr gesagt hatte. Zwar war ich immer noch derselben Ansicht – wenn sie in Geschäfte mit der Mafia in New Orleans verwickelt war, dann zumindest teilweise aus freien Stücken –, aber ich hatte schlicht und einfach kein Recht, über sie ein Urteil zu fällen und ihr nach all diesen Jahren noch mehr Wunden zuzufügen. Das Gespräch war eine knifflige Sache, weil ich ja wußte, daß ihr Telefon abgehört wurde, und nicht wollte, daß sie irgend etwas sagte, mit dem sie sich belastete. Aber ich entschuldigte mich.
»Schon in Ordnung, cher «, sagte sie. »Ich hab dir nicht alles erzählt. Eines Tages werde ich das.«
Ich blieb stumm.
»Du hast einfach dieselben Schlüsse gezogen, die die meisten Leute ziehen würden«, sagte sie.
»Kannst du hierher kommen?«
»Zu dir jederzeit, Darling.«
»Aber nicht mehr heute. Morgen früh. Jetzt ist
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