Flamingo (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)
Limousine folgte uns in den Park. Wir fuhren am Ufer eines von Grün umgebenen Sees entlang und hielten schließlich unter einer großen Eiche. Das trockene Laub darunter wurde vom Wind durch die Gegend geweht und raschelte und wirbelte über das Gras. Jess faßte unter den Sitz und holte eine doppelläufige Schrotpistole Kaliber .410 hervor, die in einer Papiertüte eingewickelt war. Er kurbelte sein Fenster herunter und hielt die Schrotpistole direkt unter dem Fensterrahmen.
Als der Plymouth hinter uns herkam, steckte Tony die .45er in seine rechte Jackentasche und stieg aus dem Wagen aus. Er lächelte über den Wagen hinweg, als wolle er Gäste willkommenheißen.
»Was für ein Tag«, sagte Kim.
»Hey, jetzt gib mal Ruhe«, sagte Jess, ohne sich umzudrehen.
Der Plymouth fuhr am See entlang, vorbei an der Stretchlimousine, und hielt auf gleicher Höhe mit unserem Wagen. Der Mann auf dem Beifahrersitz hielt seine Polizeimarke aus dem Fenster und stieg dann hinaus ins Licht der Sonne.
Nate Baxter hatte sich kaum verändert, seit ich ihn das letztemal gesehen hatte. Er trug immer noch zweifarbige Schuhe und sportliche Kleidung, aber sein gestyltes blondes Haar war deutlich weniger geworden. Zum Ausgleich trug er jetzt an Kiefer und Kinn einen schmalen rötlichen Bart. Er war in der Armee beim CID gewesen, und in seiner Tätigkeit als Ermittler in der Abteilung Internal Affairs des New Orleans Police Department hatte er es geschafft, eine Vorliebe für militärische Stupidität mit einem gewissen Talent zur Grausamkeit gegenüber Angeschlagenen und Schwachen zu verbinden.
Jess blickte unverwandt nach vorne, ließ die Schrotpistole zwischen seinen Beinen auf den Wagenboden sinken und sie wieder unter dem Sitz verschwinden.
»Hände aufs Wagendach, Tony«, sagte Baxter.
»Machen Sie Witze?« sagte Tony.
»Lächle ich etwa?« sagte Baxter.
»Das finde ich aber gar nicht nett, Lieutenant«, sagte Tony. Seine Hände lagen jetzt locker und beiläufig auf der glänzenden, kastanienbraunen Haube des Lincoln. »Wir waren etwas Golf spielen. Wir sind nicht darauf aus, irgend jemandem Schwierigkeiten zu machen.«
»Sagen Sie dieser Wagenladung voll Spaghettifressern, sie sollen machen, daß sie hier wegkommen«, sagte Baxter zu seinem Partner, der jetzt hinter ihm stand. Dann drehte er sich wieder zu Jess und sagte: »Aus dem Wagen, Ornella.«
»Warum so rabiat, Lieutenant?« sagte Tony.
»Maul halten, Tony. Haben Sie mich gehört, Ornella?«
Jess stieg mit nach oben gedrehten Händen aus dem Wagen, die Stirn über seinen eng zusammenliegenden Augen in dicke Falten gezogen. Er legte seine Hände auf das Faltdach.
Die weiße Limousine wendete hinter uns und fuhr langsam aus dem Park. Auf den schwarz getönten Scheiben reflektierte das heiße Sonnenlicht. Baxters Partner kam zurück und stellte sich neben ihn. Ein muskulöser Mann mit einem militärisch kurzen Haarschnitt und großporiger, geröteter Gesichtshaut. Er trug eine Sonnenbrille und einen hellblonden Schnurrbart. Wie Baxter trug er unter seinem Tweed-Sportsakko in einem Gürtelholster einen Revolver. Aber seinem Gesicht merkte ich trotz der Sonnenbrille an, daß er sich nicht ganz im klaren darüber war, was Baxter da tat.
»Durchsuchen Sie sie«, sagte Baxter.
»Jetzt hören Sie mal, Lieutenant. Machen Sie mal halblang. Das ist doch Affenscheiße«, sagte Tony.
»Seh ich für Sie wie Affenscheiße aus?« sagte Baxter.
»Wir machen Ihnen keinen Ärger. Wenn Sie uns jetzt hochnehmen, ist das reine Schikane. Das wissen Sie genau.«
Baxter nickte seinem Partner ungeduldig zu.
»Ich habe eine Knarre in der Jackentasche. Wenn Sie das Scheißding wollen, holen Sie sich’s. Was ist los mit Ihnen, Baxter?« sagte Tony.
»Ganz ruhig, Tony. Ist ja keine große Sache«, sagte Baxters Partner. Er tastete Tony behutsam an Rücken und Seiten ab. »Nein, nein, immer schön nach vorne schauen. Kommen Sie, Mann, Sie sind doch ein Profi.«
Dann hielt er wie ein Zahnarzt, der gerade einen Zahn gezogen hat, Tonys verchromte Automatik hoch in die Sonne.
»Für die habe ich einen Waffenschein«, sagte Tony.
»Wollen Sie uns den zeigen?« sagte Baxter.
»Ich hab ihn zu Hause. Aber ich hab einen. Und Sie wissen, daß ich einen dafür habe.«
»Gut. Ihr Anwalt kann ihn zur Anhörung vor dem Richter mitbringen«, sagte Baxter.
Sein Partner zog Tonys Arme nach hinten, legte ihm Handschellen an und sorgte dafür, daß er sich auf den Bordstein setzte. Dann klopfte er
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