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Flamingo (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Flamingo (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Flamingo (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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Arrestzelle war, hatte sie weder Toilette noch laufendes Wasser und als einziges Möbelstück eine eiserne Bank, die an der Wand festgedübelt war. Die Gitter der Tür waren so oft nachgestrichen worden, daß die verschiedenen Lagen weißer Farbe eine richtige Hülle um das Metall bildeten. Die Wände waren überzogen von Abdrücken und Schlieren, die Leute dort mit Händen und Schuhen hinterlassen hatten, überall waren obszöne Zeichnungen eingeritzt, und viele hatten auch ihren Namen mit Feuerzeugen in die Farbe eingebrannt. Die Heizung lief auf vollen Touren, und in der Zelle war es heiß. In der großen Ausnüchterungszelle begann jemand zu schreien und wurde von zwei Polizisten in Uniform hinausgeführt.
    Tony tigerte durch die Zelle, zog zuerst sein rostfarbenes Sporthemd aus, dann auch noch sein T-Shirt, mit dem er sich den Schweiß von der Haut wischte.
    »Was treibt diesen Burschen? Würde mir mal bitte jemand erklären, was diesen Burschen treibt?« sagte er.
    »Das ist Baxter. Er ist so. Er ist ein schlechter Polizist. Er kommt mit seinen Ermittlungen nicht weiter, also denkt er sich was aus«, sagte ich.
    »Wir sitzen nicht drei Tage in diesem Dreckloch hier rum. Das kommt nicht in Frage«, sagte er.
    »Dazu müßte Ihr Anwalt einen Richter gut kennen.«
    »Sie haben’s erfaßt«, sagte Tony.
    »Ich muß mal aufs Klo«, sagte Jess.
    »Ey, habt ihr gehört?« brüllte Tony durch die Gitterstäbe. »Hier ist einer, der aufs Klo muß.«
    Seine dunkle Haut war schweißglänzend, und er nagte fortwährend an seiner Unterlippe. Als wir die ganzen Formalitäten hinter uns hatten und endlich mit den anderen Häftlingen im regulären Trakt waren, im zweiten Stock, zitterten seine Hände, und er konnte gar nicht genug Wasser in sich hineinschütten. Ich saß neben ihm auf der Kante einer eisernen Pritsche, die mit Ketten an der Wand befestigt war. Von seinem Rücken floß der Schweiß jetzt in Strömen. Er beugte sich nach vorne auf die Oberschenkel und fuhr sich mit der Hand durchs nasse Haar.
    »Um acht machen sie die Zellen dicht«, sagte ich. »Gehen wir runter und duschen.«
    »Mir geht’s ganz gut«, antwortete er.
    »Wenn Sie geduscht haben, werden Sie sich besser fühlen.«
    »Machen Sie sich keine Sorgen um mich. Ich steh das schon durch.« Er umklammerte die Kante der Pritsche und erschauderte, als hätte er Malaria. »Hat jemand Sie erkannt?«
    »Ich glaube nicht. Ich bin schon zu lange weg aus New Orleans.«
    »Wenn jemand Sie erkennt und Sie anmacht, sagen Sie einfach, daß Sie zu mir gehören.«
    »In Ordnung, Tony.«
    »Hier drin gibt’s jede Menge Typen, die einen Ex-Cop sofort umlegen würden, Dave. Das ist kein Witz.«
    »Ich glaube, jetzt haben Sie begriffen, was für eine Art Mensch Nate Baxter ist.«
    »Oh ja. Nun, dem bleibe ich nichts schuldig. Man sagt, daß er sich’s von Straßennutten im French Quarter gratis besorgen läßt. Ich kenne eine, die Aids hat. Ich werd’s so einrichten, daß sie mit ihm ins Bett steigt.«
    Dann krümmte er sich und preßte sich die Hand in den Nacken und sagte: »Oh Mann, diesmal sitzt mir wirklich der Affe im Nacken.«
    Ich half ihm auf und führte ihn am Arm hinunter in die Dusche. Häftlinge, die in den offenen Türen ihrer Zellen herumstanden oder auf dem großen Wasserrohr an der Wand im Korridor saßen, sahen ihn mit der Neugier und Ehrfurcht an, die für ihresgleichen typisch war – die Gefangenen jedes größeren Gefängnisses-, wenn sie sich einmal tatsächlich in Hautnähe zu einem richtigen Gangster oder Mafiaboss befanden. Manche standen auf und boten ihre Hilfe an, stellten übertriebene Anteilnahme zur Schau.
    »Er hat nur was Schlechtes gegessen«, sagte ich.
    »Oh ja, Tony, das ist hier wirklich übel«, sagte ein Mann.
    »Einmal ist eine Küchenschabe aus meinem Teller gekrochen. Ohne Scheiß«, sagte ein anderer.
    »Wir haben Schnaps und ein paar Lebensmittel in Dosen. Du kannst sie gerne haben, Tony«, sagte ein Dritter.
    Tony stand nackt unter der Dusche und stützte sich mit den Händen an den Kacheln ab. Das Wasser war so heiß, daß seine Kopfhaut ganz weiß wurde, und es spülte über die dunkle Haut und die verspannten Muskeln in seinem Rücken. Auf der einen bleichen Hinterbacke war direkt oberhalb des Dickdarms eine gezackte rote Narbe. Er hielt sein Gesicht in das strömende heiße Wasser und öffnete und schloß seinen kleinen Mund wie ein Guppy. Als er die Hähne schließlich zudrehte, atmete er tief durch die Nase, als

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