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Flamingos im Schnee

Flamingos im Schnee

Titel: Flamingos im Schnee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wendy Wunder
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keine gehärteten Fette.«
    »Sehr schön. Hör mal, wir haben von einer neuen Studie erfahren, und Malcolm hat seine Beziehungen spielen lassen, sodass wir Lily als Teilnehmerin anmelden konnten. Es ist ziemlich teuer, aber wir würden die Rechnung gern übernehmen, wenn du es mit Lily versuchen wolltest. Es ist in Chicago, wir wurden nur genommen, weil wir jemanden kennen, der jemanden kennt.«
    Cam sah dem roten Pfeil eines Kardinalsvogels nach, der hinter Kathy am Küchenfenster vorbeisauste. »Meine Mutter hat mal Madonna gekannt«, sagte sie, während sie sich auf einen Hocker an der Kücheninsel setzte und ihre spitzen Ellbogen auf die Granitplatte stemmte.
    »Tatsächlich, Liebes?«
    Es war nicht so, dass es Cam keine Angst machte, der Schulmedizin den Rücken zu kehren. Die Schulmedizin war ihr Leben. Ihre Identität bestand praktisch aus Leukozyten und Lymphozyten und Neuroblasten und Metastasen, aus Chemo- und Strahlentherapie, aus chirurgischen Eingriffen und Behandlungsprozeduren. Und nichts davon half. Die ganze milliardenschwere Krebsindustrie und all ihre Apparate, erkannte Cam mit einem Mal, waren umsonst. All die Schmerzen, die dadurch verursacht wurden. All die Kno chenmarkstransplantationen. Umsonst. Der Krieg gegen den Krebs war wie jeder Krieg sinnlos, außer dass er die Wirtschaft ankurbelte. Medikamente wurden abgesetzt, Ärzte verdienten Honorare, Pharmaunternehmen wurden reich. Cam war zu einem Kollateralschaden im Krieg gegen den Krebs geworden. Und sie hatte die Schnauze voll. Sie warf das Handtuch.
    »Schätze aber nicht, dass Madonna da was tun könnte«, sagte Cam abschließend.
    »Also, was meinst du, Liebes?«
    »Kathy, ich meine, dass das sehr nett von dir ist, wirklich. Aber das ist nicht mein Weg, denke ich.«
    »Seit wann hast du einen ›Weg‹?«, fragte Alicia, die in dem Augenblick in der Küchentür auftauchte. Sie lehnte in Schlafanzug und Kimono am Türrahmen und hielt ihre Kaffeetasse in beiden Händen. Auf ihrem Gesicht zeichnete sich jener strenge, doch leicht belustigte Ausdruck einer enttäuschten Mutter ab, den Cam selten zu sehen bekam, weil sie selten etwas falsch machte.
    »Seit jetzt. Wir fahren in so ein Spinnerkaff in Maine, schon vergessen? Das ist unsere Strategie, weil wir niemanden kennen, der jemanden kennt.«
    »Meinst du nicht, es wäre wenigstens den Versuch wert?«, fragte Alicia. »Das ist echte Medizin, Campbell.« Sie strich sich eine lockige Strähne aus ihren rot geränderten Morgenaugen.
    Cam schwankte. Etwas zu versuchen war meistens besser, als es nicht zu versuchen, aber nicht in diesem Fall. Die Reise hatte sie schon ein bisschen verändert, und sie wollte zu Ende bringen, was sie begonnen hatten.
    » A’ohe I pau ka ’ike I ka halau ho’okahi «, sagte sie. Das war ein beliebtes samoanisches Sprichwort, das bedeutete: Alles Wissen ist nicht nur in einer Schule versammelt. »Keine Tests mehr, Mom.«
    Alles, was der letzte Versuch bewirkt hatte, war, ihr Immunsystem derart zu schädigen, dass sie eine Gürtelrose bekam – wie sonst nur siebzigjährige Männer – und Pilzinfektionen am ganzen Körper, einschließlich der Zunge. Sie hatte drei Tage lang den Mund nicht zumachen können. Die »wissenschaftliche« Logik dieser Tests war schlichtweg fehlerhaft. Man zerstörte nicht das Immunsystem, um jemanden gesund zu machen. Promise, Maine, hörte sich im Vergleich dazu mindestens genauso sinnvoll an. Cam nahm sich eine Banane und verließ die Küche.
    Dabei stieß sie mit Lily zusammen, die in Jeans-Hotpants in Kindergröße und einem bunten Baumwolltop hereingehopst kam und ihre Mutter fragte, ob sie den Picknickkorb fertig gepackt hätte.
    »Du lässt dir von deiner Mutter den Picknickkorb packen?«, fragte Cam.
    »Nur noch das hier«, sagte Kathy und tat einen Brie und Aprikosen in den Korb.
    »Danke, Mama.« Lily drückte ihre Mutter kurz. Sie war schon ein verwöhntes Balg, aber irgendwie hatte sie einen liebenswerten Zug daraus gemacht. Endlich drehte sie sich zu Cam um. »Willst du so gehen?«, fragte sie. Cam hatte noch ihr übergroßes T-Shirt mit dem Aufdruck »Franky Says Relax« an, das sie zum Schlafen trug.
    »Ich bin gerade erst aufgewacht«, sagte Cam. »Kommt mir ein bisschen früh vor für ein Picknick.«
    »Ryan hat heute Nachmittag noch einen Termin. Los, zieh dich an!«
    Cam ging zurück ins Gästezimmer und zog grummelnd wieder ihre Cargohose an, dazu ein einfaches schwarzes Tanktop. Sie kämmte sich einmal mit den

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