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Flamingos im Schnee

Flamingos im Schnee

Titel: Flamingos im Schnee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wendy Wunder
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Netz bricht zusammen. Ich gebe dir schnell Perry.«
    »Ach, Cam«, seufzte Alicia.
    Cam reichte das Handy an Perry weiter, die Izanagi bereitwillig die Höhepunkte der Reise schilderte. Als sie mit ihrem weitschweifigen Bericht fertig war, ging die Sonne immer noch unter.
    Asher kam mit einem lebenden Hummer in einer Plastikbox an ihren Tisch. Das Tier kratzte ein wenig an den Seiten, als er sie auf dem Boden abstellte.
    »Cam«, sagte Alicia, »wo sollen wir denn mit einem Hummer hin? Wir wissen noch nicht einmal, wo wir heute übernachten sollen.«
    »Ihr müsst ihn ja nicht gleich mitnehmen«, bot Asher an.
    »Es tut mir leid«, entschuldigte sich Alicia, »aber wir sind die ganze Strecke von Florida bis hierher gefahren. Wir haben immer wieder versucht, im Hotel anzurufen, aber es ging nie jemand ran.«
    »Es wird gerade renoviert«, erklärte er.
    Cam hielt ihren Blick auf seine Füße gerichtet. Er hatte sogar Löcher in den Kappen seiner Arbeitsstiefel. Waren die Dinger nicht eigentlich unzerstörbar?
    »Das hätten sie einem ja mal auf dem Anrufbeantworter verraten können. Oder gibt es so etwas in Maine noch nicht?«, schnaubte Alicia.
    »Doch, schon.« Das Geklapper in der Küche ging wieder los, eine klare Aufforderung, sich nun mal ranzuhalten und zu verschwinden. »Entschuldigt bitte wegen ihm. Hey, ihr könntet bei mir übernachten, wenn ihr wollt.«
    »Wirklich?«, fragte Alicia.
    »Mom!« Cam funkelte ihre Mutter an. Sie sah eine Junggesellenbude vor sich, klebrig von Bier und mit grauen, unbezogenen Futons auf dem Boden. »Nie mit fremden Männern mitgehen.«
    Perry und sie waren ein paar Jahre lang Schlüsselkinder gewesen, weil Alicia kein Geld für eine Betreuung gehabt hatte und abends arbeiten ging. Deshalb hatte sie ihnen lauter Verbote hinsichtlich fremder Männer eingebläut, ihnen gruselige Videos gezeigt und sie sogar für einen Kurs angemeldet, in dem sie lernen sollten, wie man sich vor Kidnapping schützt. Das mit den bösen Männern hatte Perry so verängstigt, dass sie als Sechsjährige eine Zeit lang mit keinem mehr gesprochen hatte, der kein Blutsverwandter war.
    »Er ist doch kein Fremder«, widersprach Alicia. »Das ist Asher.«
    »Mom, er will nur nett sein und uns vor allem hier rauskomplimentieren, damit er nicht gefeuert wird. Er ist nicht wirklich scharf drauf, dass wir bei ihm übernachten.«
    »Nee, im Ernst, das ist völlig okay. Ihr würdet auch nicht direkt bei mir übernachten«, stellte Asher klar. »Ich wohne zurzeit im alten Kutschenhaus – das Haupthaus gehört meinem Großvater, und es steht den Sommer über leer. Ich versuche gerade, es ein wenig aufzumöbeln. Ihr könnt dort wohnen, wenn es euch nichts ausmacht, dass ich hin und wieder ein bisschen herumpoltere.«
    Cam sah ihre Mutter an. »Wir sind hier reingegangen, um etwas zu essen, und nicht, um uns bei dem Jungen einzunisten.«
    Ein Topf wurde auf den Boden geknallt. »Scheiße!«, brüllte jemand.
    »Wir müssen jetzt bald hier weg, bevor Smitty mit dem Schlauch kommt und uns nassspritzt. Das hat er schon mal gemacht«, warnte Asher. »Also, was meint ihr?«
    Alicia legte Cam eine Hand auf die Schulter und drückte sie schmerzhaft, damit sie den Mund hielt. »Vielen Dank. Das wäre wunderbar.«
    »Euch ist ja wohl klar, dass er ein Serienmörder sein könnte«, sagte Cam, als sie sich wieder in Cumulus zwängten.
    »Quatsch«, meinte Perry, »dafür ist er viel zu süß.«
    »Entspann dich mal«, kam es von Alicia. »Wir sind hier, weil wir auf Wunder hoffen. Vielleicht ist das unser erstes.«
    »Es ist Nummer siebzehn nach meiner Zählung«, sagte Perry, während sie Süßer Junge bietet uns Haus umsonst an in ihrem Notizbuch festhielt.
    »Also bitte«, stöhnte Cam und verdrehte die Augen. Ein verlassenes Haus als Quartier angeboten zu bekommen fiel ihrer Ansicht nach nicht unter ein Wunder.
    Asher fuhr natürlich einen Jeep, und sie folgten ihm geradewegs einen Hügel hinauf, weg vom Meer, bis oben auf die Anhöhe eines Kliffs.
    »Das gibt’s nicht«, murmelte Cam, als Alicia anhielt. Dort stand ein sehr kastenartiges, sehr weißes Haus, das aus aufeinandergestapelten, nach oben kleiner werdenden Quadern bestand, wie eine rechteckige Hochzeitstorte. Der Rasen davor fiel zum Strand ab, und man hatte einen herrlichen Blick auf den Atlantik. Eine überdachte Veranda lief um das gesamte Erdgeschoss, und es gab schwarze Fensterläden und eine schwarze Haustür mit einem Türklopfer aus Messing in Form einer

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