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Flamingos im Schnee

Flamingos im Schnee

Titel: Flamingos im Schnee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wendy Wunder
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nach Bechern Ausschau, sah aber keine.
    »Oh, das geht so«, sagte Sunny, hockte sich hin und hielt den offenen Mund unter den Zapfhahn wie ein Vogeljunges. »Müll vermeiden, wiederverwenden, recyceln«, dozierte sie. »Wozu soll man unnütz Becher verschwenden?« Sie wischte sich den Mund mit dem Handrücken ab.
    Cam ließ sich ebenfalls Wasser in den Mund laufen, das wie aus einem Bergbach, versetzt mit ein klein wenig Zucker, schmeckte. Schon nach einem Schluck fühlte sie sich gereinigt, und das brennende, giftige Gefühl wurde langsam weggeschwemmt.
    »Gut, oder?«, fragte Sunny. »Das ist heiliges Wasser. Wir stehlen es aus dem Taufbecken in der katholischen Kirche. Es schmeckt einfach besser.«
    »Wird Gott nicht böse, wenn ihr sein Wasser stehlt?«
    »Ich maße mir nicht an zu wissen, was Gott denkt«, erwiderte Sunny. »Aber ich vertraue darauf, dass er es uns gönnt.«
    Das heilige Wasser erinnerte Cam wieder an die improvisierte Taufe, die Lily ihr an dem Bootssteg hatte angedeihen lassen. Sie dachte nicht gern daran, wie sie ihre einzige verbliebene Freundschaft weggeworfen hatte, nur weil sie wegen Ryan Recht haben musste. Wenn sie eines noch gelernt hatte, bevor sie starb, dann, dass es manchmal wichtiger war, freundlich zu sein, als Recht zu haben. Alles, was sie an jenem Abend hätte zu sagen brauchen, war: »Ich freue mich für dich.« Fünf schlichte Worte.
    »Hey, Samoa, woran denkst du gerade? Die Farbe deiner Aura hat sich eben von golden in schwarz verwandelt.«
    »An gar nichts. Und ich heiße übrigens Campbell. Woher weißt du überhaupt …?«
    »Meine kleine Schwester treibt sich mit deiner herum und hat mir erzählt, wo ihr herkommt. Das ist wirklich cool. Ich habe noch nie eine Insulanerin kennen gelernt.«
    »Aloha«, sagte Cam grinsend.
    »Absolut«, erwiderte Sunny. »Also, Campbell, du solltest lieber an schöne Dinge denken, dann begegnet dir auch lauter Schönes.«
    Sie folgte Sunny zurück zum Tanzplatz. Royal und Asher, die anscheinend ihren Dienst an der Seilrutsche beendet hatten, kamen gerade über die Felsen herbeigeklettert. Cam stieß Sunny den Ellbogen in die Seite und deutete mit dem Kopf auf Asher.
    »Was hat der für eine Geschichte?«
    »Asher?« Sunny grinste. »Der hat keine Geschichte. Um Ashicus rankt sich eine ganze Mythologie. Und er ist vergeben.« Kichernd ließ sie sich von Royal an der Hand nehmen und sanft zum Wasser ziehen. Cam sah ihnen nach, als sie am Ufer entlanggingen und sich unterhielten.
    Asher hatte einen der Trommler abgelöst und bearbeitete seine Trommel nun mit strahlendem Gesicht. Cam tanzte weiter. Es machte ihr nichts aus, allein zu tanzen, solange sie die Augen geschlossen hielt. Sie tanzte, bewegte ihre bloßen Füße im Sand und versuchte, Asher zu vergessen. Vielleicht hatte Lily Recht. Vielleicht sollte sie mal ein paar Erfahrungen machen. Es war zu spät, um die große Liebe zu finden, aber für Sex war es noch nicht zu spät.
    Und gerade, als sie das Wort Sex dachte, schob ein Junge ihr von hinten den Arm um die Taille und seine Zunge ins Ohr.

    Der Junge, Alec – mit c, nicht mit x –, war nicht nach einer T-Shirt-Farbe benannt.
    Cam bemühte sich, cool zu bleiben. Sie legte ihm die Arme um den Hals, während er seine um ihre Taille schlang, und sah ihm in die Augen, die braun waren, mit schweren Lidern, Schlafzimmeraugen – sehr französisch, genau wie sein Name. Dann lehnte sie ihren Kopf an seine Brust. Er war groß und schlank und sehnig. Wie ein Tennisspieler. Wahrscheinlich war er ein Tennisspieler, zumal er sogar am Strand knallweiße Turnschuhe trug. Sie ließ sich von ihm auf die Stirn küssen und dann über die Felsen zu einer Stelle führen, wo jemand einen kleinen Katamaran an Land gezogen hatte. Seine Handflächen waren ein bisschen feucht. Mehr vor freudiger Erwartung als vor Angst , vermutete Cam. Ihre eigenen Hände waren eiskalt vor Furcht.
    »Ah, ein Bett«, sagte er mit gutturalem französischen Akzent. Wie sich herausstellte, war er tatsächlich Franzose.
    Sie setzten sich auf das schwarze, trampolinartige »Bett« des Segelboots, das in der Mitte zusammengeschnürt war wie ein großes Korsett. Prompt rollte er sich auf sie.
    »Warte«, sagte Cam und schob ihn herunter. »Sollten wir uns nicht erst mal kennen lernen?«
    Er zeigte auf sich und sagte: »Alec.«
    »Cam«, sagte Cam, und schon rollte er sich wieder auf sie, küsste ihren Hals und arbeitete sich mit der Hand unter ihrem T-Shirt vor.
    Cam wurde so

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