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Flamingos im Schnee

Flamingos im Schnee

Titel: Flamingos im Schnee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wendy Wunder
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würde er nach seinen entschwundenen Ahnen suchen. Er wirkte stolz und traurig zugleich. Der Letzte seiner Art auf einer magischen Suche aus der Sage. Das Wasser plätscherte sanft um seine Hufe herum, und die Farben des Sonnenuntergangs lieferten den perfekten Hintergrund. Das Bild hätte von einem der kitschigen Poster in Perrys Zimmer stammen können. Fehlte nur noch der Regenbogen.
    »Ich glaube, ich sehe es am Strand!«, schrie Cam, als sie ins Haus zurückkam.
    Perry lief mit der Kamera in der Hand hinaus auf den Rasen. Die Sonne stand inzwischen so tief am Horizont, dass auf ihren Fotos nur ein Schemen zu sehen sein würde. Sie drückte ein paar Mal auf den Auslöser. »Unglaublich! Ich habe dir immer gesagt, dass es wahr ist. Dieser Ort ist wirklich der Wahnsinn.«
    Cam beobachtete, wie die Flut kam und schon die Knöchel des Esels umspülte. Ihre Schwester lächelte, während sie glücklich weiterknipste. Cam merkte, dass sie selbst auch lächelte.
    »O Mann!«, rief Perry.
    Cam sah die Wellen um James Madisons Knie strudeln. Er tänzelte einen Moment hin und her, dann stieg er majestätisch auf die Hinterbeine, schlug mit den Vorderhufen in die Luft, wieherte und sprang mit einem mächtigen Platschen in das dunkle Wasser der Bucht.

E INUNDZWANZIG
    Cam sauste auf den Strand zu, gerade als Asher in einem weißen Hemd, das über einer hochgekrempelten Khakihose hing, und festen Ledersandalen aus dem Haus kam. Er roch nach frischen Limetten.
    »Asher, Hilfe!«, schrie sie und kletterte den steilen Serpentinenpfad zum Strand hinunter.
    »Helfen, nicht helfen, wie denn nun? Du widersprichst dir selbst«, sagte Asher seufzend. Er steckte seine Schlüssel in die Hosentasche und folgte ihr.
    »Sieh doch!« Cam zeigte auf die Bucht, wo James Madison im Wasser strampelte und sich langsam zum Ufer zurückkämpfte. Das Horn war dank der wundersamen Erfindung von Klebeband nicht abgefallen, sondern ragte gerade in die Höhe und bewegte sich auf und ab wie eine Boje, während der Esel mühsam seinen Kopf über Wasser hielt.
    »Ach du Schande! Können Esel schwimmen?«, fragte Asher.
    »Woher soll ich das wissen?«
    »Du bist doch der Eselflüsterer.«
    »Hör auf, das hat schon so einen Bart«, sagte Cam außer Puste. Asher kraxelte dicht hinter ihr das Steilufer hinunter. Sie rutschte beinahe aus und schlitterte ein Stück über den groben Sand, bevor sie einen letzten Satz auf den flachen, steinigen Strand machte.
    Sie rannte ins Wasser, bis es ihr bis zum Bauch ging, und stürzte sich dann kopfüber in eine heranrollende Welle. Die Kälte war lähmend. Der Brecher rauschte über sie hinweg, und der Sog zog sie hinaus, gefährlich nahe an die spitzen Steine der Mole.
    Sie schwamm ein paar Züge, erreichte James Madison und griff nach seinen Zügeln.
    »Halt genug Abstand von seinen Hufen, sonst tritt er dich«, schrie Asher, der bis zu den Knien hineingewatet war.
    Cam zog sanft an den Zügeln und geleitete den Esel an Land. Ihre Beine schmerzten von dem kalten Wasser. Als er wieder Grund unter den Hufen hatte, führte sie ihn auf den Strand, wo er sich schüttelte wie ein nasser Hund. Das Horn hing schlaff von seiner Stirn und baumelte vor seinem linken Auge herum.
    »Wow, das war ganz schön sexy«, sagte Asher. »Baywatch, die Eselsschwimmer von Malibu.«
    »Du … bist ja so … witzig«, keuchte Cam.
    »Oh, là, là«, machte er.
    Cam folgte seinem Blick hinauf zum Rand des Steilufers, wo Perry und Alicia gerade begannen herunterzuklettern.
    »Ich sage jetzt nicht, dass ich dich gewarnt habe«, bemerkte Asher. »Na, ich lass euch dann mal allein. Sesam, öffne dich.« Die Pforte in dem Kliff glitt auf, und er verschwand im Erdinnern. »Viel Glück«, hörte sie ihn noch rufen, ehe die Felswand sich wieder schloss.
    »Danke, wie großzügig von dir.« Cam schlang die Arme um ihren Körper und versuchte, mit dem Zittern aufzuhören.
    »Campbell, was ist hier los?«, wollte Alicia wissen, als sie am Strand angelangt war. Sie wickelte Cam in ein Handtuch und rubbelte sie trocken wie damals als kleines Kind, wenn sie gerade aus dem Bad kam.
    »Äh, nichts.« James Madison warf den Kopf in die Luft und schrie laut iah. Das Horn wackelte lose hin und her. Die Mehlschicht war durch das Salzwasser zusammengepappt, sodass Flecken von seinem dunklen Fell zum Vorschein kamen. »Ich war mir nicht sicher, ob ein Einhorn schwimmen kann, und dachte, ich sollte es, na ja, retten oder so.«
    »Das ist ein Esel«, stellte ihre Mom

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