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Flamingos im Schnee

Flamingos im Schnee

Titel: Flamingos im Schnee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wendy Wunder
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Esel schwimmen … Egal, wo ist er?«
    Cam holte ihn und führte ihn ins Untersuchungszimmer.
    »Wir müssen ihn warm bekommen«, sagte Elaine und machte sich eilends daran, die feuchten Decken auszuwechseln. »In der Garage sind ein paar Heizlüfter, Campbell. Lauf hin und hole sie.«
    »Sollen wir ihn vielleicht trocken föhnen?«
    »Das könnte auch helfen. Unter dem Waschbecken im Bad liegt ein Föhn.«
    Sie stellten die Heizlüfter auf, und Cam pustete mit dem Föhn über Hals und Mähne des Esels, immer wieder rauf und runter, während Elaine seine Temperatur maß und ihm in die Augen leuchtete. Sie wollte feststellen, ob James Madison an Unterkühlung litt, wofür Esel anfälliger sind als Pferde.
    »Ich bin sehr enttäuscht von dir, Campbell.«
    »Es tut mir leid«, sagte Cam laut, damit Elaine sie trotz des Föhns hörte.
    »Weißt du, dass Tierärzte den gleichen Eid schwören wie Menschenärzte?«
    » Primum non nocere . Zuerst einmal nicht schaden.«
    Cam kannte den Grundsatz, und es war der erste, der bei der Krebstherapie unter den Tisch fiel. Die Ärzte gingen mit allen Mitteln auf den Tumor los, unter kühner Missachtung aller übrigen Körperzellen, die unschuldig vor sich hin arbeiteten und versuchten, einen am Leben zu erhalten. Oft brachte die Behandlung einen eher um als der Krebs. Auch wenn diese Reise sonst nichts nützen sollte, war sie zumindest froh darüber, dass sie den Sommer nicht damit verschwendete, sich von wohlmeinenden Onkologen vergiften zu lassen.
    »Das ist eine einfache, einleuchtende Regel«, sagte Elaine und zog James Madisons Lippen auseinander, damit sie einen Blick auf sein Zahnfleisch werfen konnte.
    »Ich hatte nicht vor, ihm zu schaden. Irgendwie ist mir die Sache aus den Händen geglitten.« Cam schaltete den Föhn aus und breitete eine trockene Wolldecke über den Rücken des Esels.
    »Tja, das zeugt jedenfalls von schlechtem Urteilsvermögen. Ich sollte dich feuern.«
    James Madison stieß Elaine mit der Schnauze an und rieb seinen Kopf an ihrer Seite, wollte wohl gestreichelt werden.
    »Ist ja gut, mein Junge. Du wirst wieder. Was ist das für ein klebriges Zeug auf seinem Fell?«, fragte Elaine.
    »Mehl«, platzte es aus Cam heraus. Es hatte keinen Sinn, irgendetwas zu beschönigen.
    »Mehl«, konstatierte Elaine, als könnte sie nichts mehr überraschen.
    »Ja.«
    »Du hast meinen Esel in Mehl gewendet? Weißt du was? Ich will es gar nicht hören.«
    »Ich wollte zuerst Spritzlack verwenden«, sagte Cam, »aber Mehl hielt ich für biologischer.«
    Elaine seufzte, stützte sich mit einem Bein an der Wand ab und hielt den Föhn zur Decke. »Ich glaube, ich schaffe es nun allein.«
    Geknickt schlich Cam zurück zum Auto und fragte sich, ob sie jetzt gefeuert war oder nicht. An ein solch kolossales Versagen war sie nicht gewöhnt. Immerhin bin ich eine Harvardkandidatin , dachte sie, um sich aufzumuntern. Aber sie fühlte sich trotzdem gedemütigt.
    Sie wusste, dass sie das nicht tun sollte, weil sie sich bald genug von der Welt verabschieden würde, aber sie stellte sich vor, dass sie verschwand. Zuerst ihre Füße, dann die Beine, ihr Rumpf, die Schultern, die Arme, der Hals, der Kopf. Sie stellte sich vor, dass alles weg war, außer ihren Kleidern, die wundersamerweise ganz von allein rückwärts aus der Park-lücke stießen.

Z WEIUNDZWANZIG
    Cam fuhr den Anhänger nach Avalon zurück und kuppelte ihn von Cumulus ab. Dann stieg sie wieder ins Auto und atmete den süßlich schweren Duft des Frangipaniöls ein, der sie an zuhause erinnerte. Sie traute sich nicht hinein. Sie war nirgends mehr willkommen. Das war wirklich nach hinten losgegangen. Da hatte sie versucht, ihre Lieben zur Abwechslung mal glücklich zu machen, und jetzt wurde sie von allen gehasst.
    Sie holte ihr Telefon heraus und wählte die Nummer ihres Vaters. Ihn rief sie immer an, wenn sie sich einsam fühlte.
    »Aloha«, dröhnte er mit seiner Showstimme. »Ich bin nicht da, aber hinterlasst mir gern …«
    Cam bezahlte heimlich die Rechnungen für sein Handy weiter, damit sie es gelegentlich anrufen und seine Stimme hören konnte. Sie rief es nur an, wenn sie sich ausweinen musste. Und jetzt weinte sie. Sie wünschte sich, dass er nicht gestorben wäre, und überlegte, ob das hier mit ihr passierte, ob sie Krebs bekommen hatte, weil ihr Vater es nicht ertrug, dass sie ohne ihn auf der Erde weiterlebte. Er hatte sehr besitzergreifend sein können.
    Als die Tränen aufhörten und sie wieder durch die

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