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Flamingos im Schnee

Flamingos im Schnee

Titel: Flamingos im Schnee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wendy Wunder
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über seine Lippen. »Und wenn du es nicht gleich tust, werde ich dich zuerst küssen.«
    Er hielt mit seinem Mund kurz vor ihrem Gesicht inne, neckte sie und sog ihren Atem ein. Schließlich streifte er mit seinen Lippen sanft über ihre Lippen, bevor er sie fester küsste und sie zu einem tiefen Kuss übergingen. Cam erkannte mittendrin, dass Küssen eine Kunst für sich war. Ein Vor und Zurück, ein Geben und Nehmen, ein Tanz. Sie hatte ihr ganzes Leben lang dafür geübt.
    Asher schob sie rückwärts voran, bis sie auf der hässlichen Souterraincouch mit dem Karomuster landete. Er ließ sich auf sie fallen, doch sie stemmte seine Brust auf Armeslänge von sich weg.
    »Ich weiß nicht, ob ich mich im Moment auf eine Beziehung einlassen sollte«, sagte Cam. »Ich bin gerade erst aus der Psychiatrie entlassen worden.«
    »Wer hat denn was von einer Beziehung gesagt?«, erwiderte Asher grinsend und beugte sich dann über sie, um ihren Hals zu küssen.
    »Ach, so ist das also, ja? Was soll’s, du kannst mich auch nicht verrückter machen, als ich schon bin. Wie gesagt, Psychiatrie und so weiter.«
    »Ich habe eine kleine Schwäche für verrückte Frauen«, entgegnete er. Er legte sich neben sie und stützte sich auf den Ellbogen. Ihre Beine waren ineinander verschlungen. »Tu so etwas nur bitte nicht wieder.«
    »Ich verspreche es«, sagte Cam und strich ihm die Haare aus den Augen.
    Sie gingen zu Fuß in die Stadt, liehen sich Braveheart aus, weil Cam den ganzen Tag über das Wort Freiheit vor sich hingeträllert hatte, und stahlen sich hinauf in ihre Kuppel, um ihn gemütlich im Bett zusammen anzusehen. Als der Film zu Ende und auch die Sonne endlich untergegangen war, blickte Cam aus dem Fenster und fing an, laut zu zählen.
    »Was machst du?«, fragte Asher, während er die Sommersprossenpunkte auf ihrem Oberschenkel mit dem Zeigefinger verband.
    »Ich zähle meine Glückssterne«, sagte Cam. »Dieser Tag hätte beinahe nie stattgefunden.«
    Denn trotz all der Mühe, die ihre Mutter sich früher ge macht hatte, um ihr allerschönste Tage zu bieten, war das doch der allerallerschönste gewesen.

S ECHSUNDZWANZIG
    »Nana, was machst du denn hier? Wie hast du uns gefunden?«
    Ihre Großmutter stand mit einer rollenartigen Reisetasche und einem runden gelben Lederkoffer vor der Haustür von Avalon am Atlantik. Sie trug ihr Sonnenschild aus Stroh, eine grüne Plastiksonnenbrille, die sich bis um die Schläfen zog, und ihren roten Jogginganzug aus Nylon.
    »Es war nicht leicht«, sagte Nana, von einem Fuß auf den anderen tretend. Ihr Trainingsanzug knisterte bei jeder Bewegung. »Lässt du eine alte Frau rein, damit sie aufs Klo gehen kann?«
    »Klar«, sagte Cam und trat beiseite.
    »Hübsch hier«, bemerkte Nana, als sie Cam zum Badezimmer folgte. Sie redete die ganze Zeit durch die Tür mit ihr, während sie dort drin war. »Ich habe von deinen Dummheiten gehört. Campbell, du weißt, dass ich Dummheiten nicht dulde, und ich weiß, dass deine Mutter zu nichts zu gebrauchen ist, wenn es um Dummheiten geht, deshalb bin ich hier, um für Ordnung zu sorgen. Außerdem habe ich dich vermisst«, fügte sie hinzu, als sie die Tür aufmachte, und umarmte Cam fest.
    »Ich freue mich sehr, dass du hier bist!«
    »Mom«, sagte Alicia, als sie in die Küche kam. »Schwitzt du nicht in dem Ding? Du solltest lieber Naturfasern tragen, etwas, das atmet.«
    »Das hier atmet. Sie sagten, es absorbiere die Feuchtigkeit. Und es absorbiert. Meine Tochter. Zwei Sekunden bin ich im Haus, und schon kritisiert sie mich.«
    »Entschuldige, Mom. Du siehst toll aus!«
    »Na dann.«
    »Na dann.«
    »Campbell. Lass das mit den Selbstmordversuchen. Was geht in dir vor, dass du dein Leben noch mehr verkürzen willst? Bist du wahnsinnig?«
    »Es war nur ein vorübergehender Wahnsinn, Nana. Jetzt geht’s mir wieder gut.«
    »Sie hat einen Freund«, quäkte Perry vorwurfsvoll, die nun auch hereinkam und ihre Oma stürmisch umarmte.
    »Aha. Siehst du, Alicia? Hab ich nicht gleich gesagt, das ist es, was sie braucht? Ein bisschen schnackseln, davon geht vielleicht sogar der Krebs weg. Gegen Pickel hilft es.«
    »Nana!«
    »Was denn? Wie heißt er?«
    »Ich heiße Asher«, stellte Asher klar. Er kam aus dem Esszimmer herüber, wo er dabei war, die Tür eines eingebauten Geschirrschranks zu reparieren. Er steckte den Schraubenzieher in seinen Werkzeuggürtel und gab Nana die Hand. »Erfreut, Sie kennen zu lernen, Mrs. …?«
    »Ach Gott, nenn mich

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