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Flamingos im Schnee

Flamingos im Schnee

Titel: Flamingos im Schnee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wendy Wunder
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war? Oder ein Zeichen? Und wenn es ein Zeichen war, für was? Dass sie auf dem richtigen Weg war? Dem Weg wohin? Bedeutete es, dass sie dem Leben einen Schritt näher war oder dem Tod?
    Cam sah aufs Meer hinaus und entschied, dass es ein Zufall war. Aber sie hatte begonnen, darauf achtzugeben.

S IEBENUNDZWANZIG
    Cam sonnte sich am Bug, während Asher unten in der winzigen Kombüse kochte. Das Boot hatte sie schon fast in den Schlaf geschaukelt. Immer, wenn die Sonne ihr ein wenig zu heiß wurde, strich eine leichte Brise über sie hinweg und kühlte sie ab. Sie hätte ewig hierbleiben und der Musik aus Möwengeschrei und Mastengeklingel von den Segelbooten drüben im Hafen zuhören können.
    »Was möchtest du mal machen?«, fragte sie Asher, als sie schließlich zu ihm in die Kombüse ging. Er setzte sich hinter sie, drückte sie mit seinem festen Bizeps an sich und half ihr dabei, die erste Hummerschere ihres Lebens zu knacken.
    »Was meinst du mit machen ?« Sein Unterarm streifte sie wiederholt, als er mit der Schere hantierte, sodass sich sämtliche Härchen bei ihr aufstellten.
    Er zog das weiße Fleisch aus der Schere und fütterte sie damit, wobei die zerlassene Butter von seinen Fingern tropfte. »Ich meine, du kannst alles tun, was du willst. Kannst überall hingehen. Sein, wer du möchtest. Was willst du mit all diesen Möglichkeiten anfangen?« Sie liebte es, dass Asher so viele Fertigkeiten besaß. Er konnte Sachen reparieren. Er konnte ein Boot steuern und Hummer fangen, konnte einen Hummer kochen und ihr zu essen geben. Er war einer von diesen Menschen, die überall überleben konnten.
    »Ich weiß es nicht. Manchmal glaube ich, dass ich nie von hier weggehen werde. Ich werde ewig so weitermachen, und das ist vielleicht auch ganz okay.« Er küsste sie auf den Hals.
    »Was ist mit der Schule, mit Studieren?« Wenn sie ein normales Leben führen könnte, würde sie ewig zur Schule gehen. Sie liebte die Schule. Die neuen Hefte, die Stifte, die Kulis, die neuen Schuhe. Der erste Schultag war für sie immer wie ein Feiertag gewesen. Sie konnte sich nicht vorstellen, das jemals aufzugeben.
    »Was soll damit sein?«
    »Willst du nicht aufs College gehen?«
    »Manchmal kommt es nicht darauf an, was man will.«
    »Du solltest aber studieren.« Sie drehte sich um, setzte sich rittlings auf ihn und drückte ihn gegen das schmale Polster der Sitzbank.
    »Wer soll mich dazu zwingen?«
    »Ich«, sagte sie und gab ihm einen Butterkuss.
    »Warte mal, was wirst du eigentlich im September machen?«
    »Nichts, vermutlich. Aber ich habe einen Platz in Harvard bekommen.«
    »Du Intelligenzbestie. Das ist nur drei Stunden von hier entfernt, weißt du.«
    »Als ob du mich besuchen würdest.«
    »Könnte schon sein«, erwiderte er grinsend, richtete sich auf und warf sie auf den Rücken, sodass er über ihr kniete. Goldblonde Nachmittagsbartstoppeln waren in seinem Gesicht gesprossen, und Cam bemerkte zum ersten Mal den sexy, supermännlichen Spalt in seinem Kinn.
    »Ou te alofa ia te oe« , sagte sie.
    »Was heißt das?«
    »Sage ich dir ein anderes Mal.« Sie zog ihn am Kragen seines T-Shirts zu sich herunter.
    Sie lagen unter dem einzigen Bettlaken, das sich zufällig an Bord befand, grau-weiß und nicht besonders sauber wirkend. Cam stand auf, um sich anzuziehen.
    »Komm her«, sagte er, nachdem sie in ihr Sweatshirt geschlüpft war. Er nahm sie in die Arme und zog sie wieder auf den kombinierten Couch-Bett-Esstisch in der kleinen Kabine. Das Boot schaukelte, und die Wellen schwappten mit leisen, zungenschnalzenden Geräuschen gegen den Rumpf. Cam legte ihren Kopf auf seine Brust. Durch das Bullauge sah sie eine Möwe auf Augenhöhe vorbeisegeln. Asher küsste sie auf ihre Ohrmuschel und flüsterte: »Glaubst du an Liebe auf den ersten Blick?«
    »Was denkst du?«
    »Wahrscheinlich nicht.«
    »Ich habe überhaupt erst vor Kurzem begonnen, das Phänomen der romantischen Liebe zur Kenntnis zu nehmen. Ich habe eigentlich nicht daran geglaubt«, erklärte sie.
    »Aber jetzt tust du’s?«
    »Mhm.«
    »Wegen dem Sex?«
    Sie grinste ihn an. »Nein.«
    »Denn schließlich war es ja nur Sex«, sagte er todernst.
    »Ach ja?«
    »Ha! Ich hab dich nur aufgezogen, Campbell. Merkst du nicht, dass es mehr ist als das?«, fragte er und kitzelte sie an den Rippen. »Von dem Moment an, als du ins Lokal kamst und wissen wolltest, ob du einen Hummer mitnehmen und retten kannst, war ich rettungslos in dich verknallt.«
    »Echt?«, fragte

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