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Flamingos im Schnee

Flamingos im Schnee

Titel: Flamingos im Schnee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wendy Wunder
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Cam. Sie lag der Länge nach auf ihm, auf die Ellbogen gestützt, damit sie ihn ansehen konnte.
    »Echt.« Sie küssten sich, zuerst spielerisch, dann leidenschaftlicher, bis Cam auf einmal wieder nackt war.
    »Ich liebe dich«, sagte er hinterher, nahm sie in die Arme, küsste sie auf den Kopf und wisperte es noch einmal in ihre Haare.
    Mit so etwas hatte Cam nicht gerechnet. Hätte sie vorher Vermutungen darüber anstellen sollen, wie es sein würde, hätte sie gesagt, dass sie wahrscheinlich außer sich vor Freude sein würde, aufgeregt, glücklich, auf Wolken schwebend. Doch stattdessen fühlte sie sich unmittelbar geerdet, verankert, als wäre sie nach einer langen Reise endlich nach Hause gekommen. Aber na klar , hätte sie am liebsten gesagt, denn es war alles so vollkommen stimmig.
    » Ou te alofa ia te oe «, flüsterte sie zum wiederholten Mal.
    Dann zog sie sich an und kämmte ihre schimmernden schwarzen Haare mit den Fingern. Sie kletterte aus der Kabine und setzte sich im Schneidersitz an den Bug, wo sie zusah, wie die Sonne gewohntermaßen hinter dem Leuchtturm unterging, während Asher die Luken dicht machte oder was immer es war, was er für die Rückfahrt vorbereiten musste.
    Als sie so still dasaß, begannen ihre Gedanken zu rasen, und sie amüsierte sich damit, aus dieser Erfahrung ein Harvard-Seminar zu machen. Wenn sie ihr Erlebnis mit anderen Erstsemestern in einer lebhaften, zwanglosen Diskussion besprechen sollte, wie würde sie es nennen? »Männliche Adoleszenz in der Landschaft von New England«, »Wirtschaft liche Aspekte des Hummerfangs«, »Die Psychologie des Zufalls«, »Chaos und Glück« … Asher kam zum Bug und zog sie auf seinen Schoß. »Die Chemie junger Liebe« …
    Eine weiße, fedrige Flocke schwebte vom Himmel herab, gefolgt von einer weiteren.
    Cam streckte die Hand danach aus. Sie war beißend kalt. »Ich glaube, es schneit«, sagte sie, zweifelte aber selbst daran.
    »Wir haben Juli, Campbell.«
    »Sieh doch!«
    Er blinzelte in den Himmel. Flaumige Flocken groß wie Sanddollars fielen lautlos und senkrecht herab, weil es jetzt windstill war. Sie bildeten einen halb durchsichtigen Vorhang vor dem feurigen Sonnenuntergang. Schon lag der Schnee einen Zentimeter hoch auf dem Bootsdeck.
    Cam schob ihn zusammen und formte einen Schneeball, den sie auf Asher warf. Er warf zurück, bis ihnen der Schnee ausging. Es hatte etwas Unwirkliches. Cam sah zum Ufer der Bucht hinüber, wo der Schnee sich zu Wattebäuschchen an den Spitzen der Kiefernzweige gesammelt hatte. Ein Reiher flog auf, um der Kälte zu entfliehen.
    »Die Flamingos!«, schrie sie mit plötzlichem Schreck.
    »Was ist mit ihnen?«
    »Sie sterben, wenn ihr Teich zufriert. Wir müssen sie von hier wegbringen!«
    Cam stellte sich hinter Asher und legte einen Arm um ihn, als er Gas gab und das Boot krachend über die Wellen zu Smittys Anleger jagte. Die Schneeflocken, so groß wie große Schmetterlinge jetzt, flogen ihr nass ins Gesicht.
    Er machte in Windeseile fest, deckte das Boot ab und schnappte sich zwei Paar große Boots. »Die werden wir brauchen«, sagte er, als sie zu Cams Auto flitzten.
    Genau wie es Elaine vorausgesagt hatte, blieben die Flamingos einfach frierend im Schnee stehen. Die meisten hatten ihre Köpfe ins Federkleid vergraben, um sich vor Wind und Nässe zu schützen, wie Strauße, die den Kopf in den Sand steckten. Das Wasser um ihre Füße fing gerade an, sich zu einem dünnen Eisfilm zu verfestigen.
    »Komm, schnell!«, rief Asher und rannte mit den Armen wedelnd und laut zeternd auf sie zu, um sie zum Auffliegen zu bringen. Cam wollte ihm nachlaufen, aber es ging nicht, weil sie sich vor Lachen bog.
    »Komm schon!«, schrie er. » Du hast doch gesagt, dass wir das tun müssen.«
    »Ja, sorry. Du siehst nur so komisch aus. Okay, ich komme!« Cam stieg in das zweite Paar Boots und rannte los, hinein in den Schlick, nun ebenfalls kreischend und mit den Armen fuchtelnd. Ein paar der Vögel zogen die Köpfe aus den Federn und sahen sie verwundert an. Sie tänzelten nervös herum, aber keiner machte Anstalten davonzufliegen. Cam rannte um sie herum. »In welcher Richtung ist Süden?«, brüllte sie Asher zu. »Wir sollten sie nach Süden lenken.«
    »Woher soll ich das wissen?« Er ging nun langsamer und versuchte, die Vögel mit schaufelnden Armbewegungen davonzujagen.
    »Frag deinen Seemannsinstinkt«, entgegnete Cam und rannte frontal auf eine Gruppe von ihnen zu. Dabei blieb sie mit einem Stiefel

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