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Flamme der Freiheit

Flamme der Freiheit

Titel: Flamme der Freiheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birgid Hanke
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Zeit und Raum versanken um das junge Paar. Wie lange dauerte dieser Kuss? Eine selige Ewigkeit.
    »Eleonora, wo bist du?«, war plötzlich schwach aus der Ferne zu vernehmen.
    Eleonora zuckte zusammen. »Das muss mein Vater sein«, sagte sie erschrocken.
    Behutsam löste sich Alexander aus ihrer Umarmung. »Antworte ihm«, befahl er ihr. »Nein, warte, bis ich mich versteckt habe, dann antworte erst.«
    Verwundert schaute sie ihn an. Im flackernden Licht der einsam brennenden Bühnenfackel wirkte sein Gesichtsausdruck fast drohend, hatte sein Verhalten etwas ausgesprochen Dramatisches.
    »Man darf uns hier nicht zusammen sehen. Das wäre verhängnisvoll für dich. Ich kann und will dich auf keinen Fall kompromittieren«, erklärte er hastig. »Ich werde jetzt verschwinden, dann gehst du zurück Richtung Terrasse. Wenn man dich fragt, wo du warst, sagst du, du hättest noch einmal die Stätte deines heutigen Triumphs besuchen wollen. Niemand darf wissen, dass wir uns hier begegnet sind und sogar geküsst haben.« Alexander ergriff sie an beiden Schultern und schüttelte sie sacht. »Hast du verstanden, Eleonora?« Eindringlich schaute er sie an.
    Sie nickte betäubt.
    »Es muss unser Geheimnis bleiben, Eleonora«, beschwor er sie. »Nicht um meiner, sondern um deiner willen, verstehst du mich?«
    Wieder nickte sie stumm. Alexander atmete auf. Er küsste sie nochmals auf die Stirn.
    »Leb wohl, meine süße Eurydike, und hüte unser Geheimnis«, befahl er ihr ein letztes Mal und war im Dunkel der Nacht verschwunden. Sein leises zärtliches Lachen würde sie niemals vergessen. Eleonora warf den Kopf in den Nacken, schloss die Augen und lauschte dem Geräusch des knirschenden Kieses unter seinen Schritten nach.
    »Eleonora, wo bist du?« Ja, es war der Vater, der nach ihr rief. In seiner Stimme mischten sich Besorgnis und Ärger.
    Eleonora zog die Stola wieder um ihre bloßen Schultern, senkte den Kopf und huschte durch das dichte Gebüsch über den Kiesweg Richtung Schlossterrasse.
    »Hier bin ich, Vater!«, rief sie, als sie schließlich das Rasenrondell unmittelbar vor der Terrassentreppe erreicht hatte.
    »Wo treibst du dich denn herum? Die Gräfin hat sogar schon die Diener ausgeschickt, um nach dir Ausschau zu halten«, schimpfte Prohaska aufgebracht.
    Mit wenigen Schritten war Eleonora bei ihm. Mit ungewohnt vertraulicher Geste hakte sie ihn unter und zog ihn sachte, aber unnachgiebig wieder Richtung Ballsaal, wo sich die festliche Gesellschaft immer noch im Tanze tummelte.
    »Wo warst du?«, insistierte Prohaska.
    »Mon cher papa, ich konnte nicht widerstehen und bin zurück durch den Park zur Bühne gegangen, um noch einmal alleine die Stätte meines heutigen Triumphs zu erleben«, erklärte Eleonora und hielt sich getreulich an Alexanders Worte. Prohaska brummelte unwillig. So richtig schien ihn diese Erklärung nicht zu befriedigen.
    »Und wo ist Graf Alexander, der wird nämlich gleichfalls von seiner Großmutter vermisst?«, erkundigte er sich misstrauisch. Eleonora biss sich auf die Lippe und senkte den Kopf. »Eleonora, warst du mit dem jungen Grafen da draußen in der Nacht?« Wie schneidend Vaters Stimme klingen konnte.
    »Ich weiß nicht, wo Graf Alexander ist«, log Eleonora.
    »Eleonora!« Schmerz und Wut ihres Vaters trafen sie wie ein Peitschenhieb.
    »Monsieur, der junge Graf ist von seinem Burschen in den Stall gerufen worden.« Aus der dunklen Silhouette des Schlosses löste sich die Gestalt eines Dieners und trat vor Vater und Tochter. »Die Lieblingsstute des jungen Herrn soll heute Nacht fohlen, und es haben sich Komplikationen bei der …« Er hob die Hand an den Mund und hüstelte diskret. In Gegenwart einer jungen Dame war es eigentlich nicht comme il faut, sich in den Details eines solch biologischen Vorgangs zu ergehen.
    Eleonora atmete auf. Alexander hatte seine Dienerschaft wirklich gut im Griff. Wie schnell es ihm gelungen war, den alten Jean zu informieren und ihn mit dieser Notlüge zu beauftragen.
    »Der junge Herr bat mich, ihn bei der Gesellschaft zu entschuldigen, er wird den Rest der Nacht wohl im Stall …« Wieder die Hand zum Mund und ein diskretes Hüsteln.
    Eleonora suchte den Blick des alten Dieners, der ihr väterlich zublinzelte. Wie gut, dass dieser dem jungen Grafen und auch ihr so wohlgesinnt war. So war Eleonora sich sicher, dass er niemals ein Sterbenswörtchen über diese kleine Kabale verlieren würde. Loyalität zu seinen Herrschaften ging diesem Faktotum

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