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Flamme der Freiheit

Flamme der Freiheit

Titel: Flamme der Freiheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birgid Hanke
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keinen Fall durfte es dem auf dem Vormarsch befindlichen Davout gelingen, die Verbindung zur Festung Magdeburg wiederherzustellen und damit eine geschlossene Linie gegen die Verbündeten zu bilden. Um das zu verhindern, bedurfte es eines schnellen Sieges. Noch an diesem Tag!
    Um zwölf Uhr mittags erteilte von Wallmoden den Angriffsbefehl an seine Kommandeure. Demnach sollte der im Göhrder Wald und vermutlich auch in Oldendorf stehende Feind von zwei Kolonnen angegriffen werden. Neben anderen Infanterieeinheiten entschied sich von Wallmoden auch für die Lützower Jäger, den Anfang zu machen.
    »Wir haben den Auftrag, das im Göhrder Wald entdeckte Vorpostenbataillon der Franzosen von dort zu vertreiben und durch dieses Waldgebiet hindurchzustoßen«, rief Leutnant Förster seiner Einheit zu.
    »Endlich geht es los«, flüsterte Arnold seinem ihn um zwei Köpfe überragenden Freund zu.
    »Pscht, jetzt hör doch richtig zu!«, ermahnte Eleonora ihn. Sie war unausgeschlafen, aber verspürte keinerlei Müdigkeit.
    »Wir sind die Avantgarde, meine Herrschaften!«, rief Leutnant Förster begeistert. »Das bedeutet Ehre und Pflicht zugleich. Ich erwarte von euch allen, dass ihr euch dieser Ehre gewachsen zeigt und eure Pflicht erfüllt.«
    Niemals zuvor hatte Leutnant Förster so ernst und gleichfalls leidenschaftlich zu ihnen gesprochen. Eleonora hob den Kopf und schaute ihn an. Ihre Blicke trafen sich sekundenlang. Er nickte ihr aufmunternd zu.
    »In einer Viertelstunde ist Abmarsch.«
    »Endlich«, seufzte Arnold.
    Es war ein heißer, fast noch hochsommerlicher Tag. Eleonora war übel. Sie hatte Durst. Sie griff zu der an ihrem Gürtel baumelnden Feldflasche, setzte sie an, nahm einen tiefen Schluck, wischte sich mit der Hand über die schweißbedeckte Stirn und ließ ihren Blick schweifen.
    Unterhalb des zu erobernden Waldes lag eine große freie Fläche. Hochgewachsenes gelbes Gras wiegte sich im Septemberwind. Welch ein Gegensatz zwischen der scheinbar so friedlichen Landschaft und der unmittelbaren Bedrohung, die spürbar in der Luft lag. Von den feindlichen Franzosen war weit und breit nichts zu entdecken. Mit schussbereiten Gewehren schlichen die preußischen Soldaten vorwärts, Eleonora mitten unter ihnen. Langsam, aber stetig kamen sie voran, hatten schon fast den Waldrand erreicht, da krachte ein Schuss. Französische Befehle. Dem ersten Schuss folgte eine ganze Salve. Die nicht sehr treffsicheren Vorderlader der Franzosen verletzten zunächst niemanden.
    Der Befehl zum Sturmangriff drang wie aus weiter Ferne an Eleonoras Ohr. Aber als links und rechts neben ihr die Kameraden mit lautem Hurrageschrei losstürmten, schloss sie sich ihnen an. Es war wie ein Sog. Sie konnte gar nicht anders. Als eine der Ersten hatte sie den Waldrand erreicht. Sie verbarg sich hinter einem Baumstamm.
    Da waren sie! Zum ersten Mal sah Eleonora den Feind in voller Lebensgröße – blaue Uniformjacken mit engen weißen Hosen und schwarzen Gamaschen. Die rotberänderten Tschakos verrieten: Die Lützower Jäger kämpften gegen die französische Linieninfanterie. Und die verstand sich immer noch auf das Kämpfen. Am nördlichen Waldrand hielten die Franzosen einen Grenzgraben besetzt. Mit einem Bajonettangriff versuchten die Jäger sie auszuheben – Nahkampf, Gemetzel, Verwundete, Geschrei und Tote. Eleonora bekam alles nur wie durch einen dicken Schleier mit. Sie war wie betäubt. Aber als achtzig reitende französische Jäger ihren bedrängten Kameraden zu Hilfe kamen, schnürte ihr die Angst fast den Hals zu.
    Und Arnold?
    Er war ihr bislang nicht von der Seite gewichen. Sein Heldenmut hatte ihn verlassen. Zitternd ließ er sich plötzlich fallen, schmiss sein Gewehr von sich und schlug die Hände vors Gesicht. »Mama«, schluchzte er.
    Eleonora stieß ihm mit dem Fuß in die Seite. »Jetzt reiß dich zusammen!«, fauchte sie. »Steh auf und geh wieder richtig in Deckung.«
    In diesem Moment gab Major Lützow seinen schon ungeduldig auf ihren Einsatz wartenden Reitenden Jägern das Angriffssignal. Mit offenem Mund beobachtete Arnold, wie diese unter Führung ihres Majors die berittenen Franzosen angriffen. Das Schlachtenglück schien zunächst den Lützowern gewogen. Die Franzosen wichen zurück. Aber dann wiesen deren Offiziere die Soldaten an, ihre berüchtigten Karrees zu bilden. Die Salven aus den dichten Reihen der Franzosen verstärkten sich. Hinzukommendes Kartätschenfeuer zwang die Lützower Kavallerie zum Rückzug. Der

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