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Flamme der Freiheit

Flamme der Freiheit

Titel: Flamme der Freiheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birgid Hanke
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Verneigung.
    »Selbstverständlich, Maestro«, erwiderte die Gräfin. Sie hob ihre immer noch auf Eleonoras Scheitel ruhende Rechte und hielt sie dem Maestro entgegen. Ehrerbietig hauchte er den zeremoniellen Handkuss darauf und wollte sich zurückziehen. »Warten Sie, ich habe noch etwas für Sie«, hielt sie ihn zurück. Sie stand auf, und zum ersten Mal bemerkte Eleonora, dass sie es nicht mit der gewohnten Leichtigkeit und Grazie tat. Ihre Bewegungen wirkten fast schwerfällig, glichen denen einer alten Frau. Eleonora erschrak, als sie nun beobachten musste, wie sich Gräfin Dorothea langsam zu ihrem Sekretär in der Ecke des Salons schleppte, auf dem ein schmuckvoll eingewickeltes Päckchen lag. »Hier, nehmen Sie das mit einem herzlichen Gruß und meiner Empfehlung an Ihre junge Frau Gemahlin«, sagte sie und überreichte dem überraschten Maestro das Geschenk. Er verneigte sich erneut. »Und nun machen Sie sich endlich auf den Weg nach Hause zu Frau und Kind. Vielleicht hat sie Ihnen ja sogar noch etwas von Babettes legendärer Hühnerbouillon übrig gelassen. Bei der Kälte draußen wird Ihnen eine heiße Suppe jetzt bestimmt guttun.«
    Gräfin Dorothea lächelte. Eleonora atmete erleichtert auf. Die politische Lage mochte kritisch sein, das arme Preußen immer fester in die Zange genommen werden, ihren Humor ließ sich Gräfin von Prewitz immer noch nicht nehmen.
    Nach etlichen Dankesbezeugungen verließ Balduin Schilling endlich den Salon.
    Mit einem tiefen Seufzer nahm die Gräfin wieder in ihrem Sessel Platz. »Geboren im Winter 1805 . Was mag diesem Kind für eine Zukunft bevorstehen?«, sagte sie nachdenklich. »Und was steht uns allen in den nächsten Jahren bevor?« Dann wurde sie sich Eleonoras Gegenwart wieder bewusst. »Mein liebes Kind, würdest du mich bitte alleine lassen«, bat sie diese. »Ich muss nachdenken und möchte den Brief der Fürstin von Schwarzenberg nochmals in aller Ruhe studieren.«
    Eleonora nickte, machte einen angedeuteten Knicks und verließ gleichfalls den Salon. Sie zog sich in die zweite Etage zurück. Als sie den vertrauten Flügel erblickte, atmete sie tief durch. Auf dem Notenständer lag noch die aufgeschlagene Partitur eines Lieds, das sie heute mit dem Maestro hatte einstudieren wollen. Es war die Vertonung eines Goethegedichts. Schilling hatte ihr vorgeschlagen, es doch auch einmal mit den »Zwölf Liedern am Klavier zu singen componirt von Carl Friedrich Zelter« zu versuchen. Diese boten nämlich die Möglichkeit, sich dabei selbst am Flügel zu begleiten. »Sie sollten sich auch ein Repertoire für einen richtigen Liederabend aneignen, um sich auch einmal so der Öffentlichkeit zu präsentieren, ehe Sie weiter von einem großen Debüt als Opernsängerin träumen«, hatte er ihr dann empfohlen.
    Nachdenklich blätterte Eleonora in der Partitur. Die fünf Wilhelm-Meister-Lieder gefielen ihr am besten. Aber nach dieser Hiobsbotschaft aus Wien fehlten ihr Konzentration und innere Ruhe, weiter an diesen Liedern zu arbeiten. Gräfin Dorothea schien von den Nachrichten von der Schlacht bei Austerlitz zutiefst schockiert zu sein. Diese Reaktion hatte sich auch auf sie übertragen. So beunruhigt hatte Eleonora ihre Gönnerin noch niemals erlebt. Das verunsicherte sie über alle Maßen.

13
    E leonora ahnte, dass ihr beschauliches Leben im Hause der Prewitzens bedroht war. Nahezu ereignislos war es die vergangenen Jahre so vor sich hin geplätschert. Gleichsam mit dem Tode Farinis schienen auch seine prophezeiten Hoffnungen auf eine großartige Zukunft seiner Schülerin als Primadonna assoluta zu Grabe getragen. Ihr neuer Musiklehrer hatte sie auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt, indem er sie und auch Gräfin Dorothea davon überzeugte, dass ein Operndebüt mit noch nicht einmal achtzehn Jahren für Eleonora ausgeschlossen sei.
    »Sie würde sich ihre Stimme ruinieren, dabei sollte diese sich in Ruhe entwickeln und ausreifen können«, erklärte er unerbittlich. »Wie Farini bin ich von der außergewöhnlichen Begabung Ihres Schützlings überzeugt, aber im Gegensatz zu meinem überschwenglichen Kollegen und geschätzten Meister Farini sehe ich Demoiselle Prohaskas künstlerische Laufbahn und ihre Perspektiven etwas nüchterner.«
    Eher widerwillig, schließlich resigniert hatten sie sich den daraufhin folgenden Empfehlungen und Anweisungen des jungen Maestros gefügt.
    So bestand Eleonoras Leben bis dato aus regelmäßigem Musikunterricht oder ab und an einem

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