Flamme von Jamaika
Leben bedroht wäre. Überraschend brav trug sie daher die Augenbinde und bändigte damit gleichzeitig ihr langes blondes Haar, das ihn zugegeben mehr und mehr faszinierte. Zu gerne hätte er hineingefasst, nur um sicherzugehen, dass es sich wirklich so seidig anfühlte, wie es aussah.
Trotz aller Vorkehrungen wählte er nicht den Weg mitten durchs Dorf, sondern ging abseits der üblichen Pfade durchs Gebüsch. Es erschien ihm unpassend, sie am helllichten Tag wie einen Tanzbären vorzuführen. Auch befürchtete er, dass es Bewohner geben könnte, die sich dazu verleiten ließen, sie anzuspucken oder zu beschimpfen. Das wollte er nicht. Die Wachleute hatte er zuvor informiert, dass er beabsichtigte, mit seiner Gefangenen zu einer verborgenen Quelle zu gehen, damit sie sich waschen konnte. Dabei hatte er zwar ein paar verwunderte Blicke geerntet, aber die Männer hatten ihm ihr Stillschweigen versichert. Schließlich musste ja nicht jeder wissen, welche Vergünstigungen der weißen Gefangenen zuteilwurden.
Vor allem aber wollte Jess verhindern, dass seine Mutter oder Selina mitbekamen, dass er die weibliche Geisel zum Baden führte. Baba hatte er zwar unmissverständlich erklärt, dass Cato ihm die volle Verantwortung übertragen hatte und ihre Dienste in der Gefangenenhöhle daher nicht länger benötigt wurden, aber mit Selina hatte Jess überhaupt nicht mehr gesprochen. Genau genommen ging es beide nichts an, welche Gefangenen sich der Hohe Rat hielt und wie er mit ihnen umging. Auch wenn es schwierig war, in einem kleinen Lager etwas zu verbergen, so war es doch ein ungeschriebenes Gesetz, dass die gewöhnlichen Bewohner die Aktivitäten der Krieger und ihrer Befehlshaber nicht hinterfragten.
«Wo gehen wir hin?» Lenas Stimme klang zaghaft. «Sie wollen mir doch nichts antun, oder?»
«Keine Angst», versuchte Jess sie zu beruhigen. «Vertrau mir. Die gesamte Gegend wird überwacht, und ich dachte, es ist dir lieber, wenn du dich unbeobachtet waschen kannst.»
«Wie aufmerksam», gab sie lächelnd zurück.
Jess glaubte, die Überraschung in ihrer Stimme gehört zu haben.
Anstatt neben ihr herzugehen, ging er nunmehr voran und versuchte sie, so gut es ging, vor Hindernissen zu schützen. Am liebsten hätte er sie getragen. Doch das wäre nun wirklich zu viel des Guten gewesen und hätte ihn in eine unerwünschte Erklärungsnot gebracht.
Er hatte sich eingeredet, dass weiße Frauen ihn nicht reizen konnten. Dennoch war er froh, dass niemand Zeuge wurde, welches Verlangen ihr Anblick bei ihm entfachte. Abgesehen von ihren silberblonden Haaren reizte ihn ihre kurvenreiche Figur. Obwohl sie zierlich war, besaß sie einen wohlgerundeten Hintern und hochstehende Brüste, die ihn an reife Orangen erinnerten. Vergeblich bemühte er sich, seinen mönchischen Vorbildern zu folgen und das enganliegende Reitkleid zu ignorieren, das ihre Rundungen perfekt betonte. Ganz zu schweigen von ihrem üppigen Mund, der leicht vorgewölbt war und sich erst zur vollen Blüte entfaltete, wenn sie sich ärgerte.
«Wir sind da», verkündete er fast triumphierend, als sie den scharfkantigen Felsvorsprung mitten im Urwald erreichten.
Hier plätscherte ein kleiner Wasserfall und sorgte für die nötige Frischwasserzufuhr eines runden Teichs, bei dem man bis auf den Grund sehen konnte. Wenn Jess darin stand, ging ihm das Wasser gewöhnlich bis zur Brust. Nun ja, seiner Gefangenen würde das Wasser vielleicht bis zu den Schultern reichen, wenn sie in der Mitte angekommen war. Aber das war umso besser, weil ihre Brüste nicht entblößt über die Wasseroberfläche hinausragen würden.
Jess schaute sich noch einmal gründlich um. Weit und breit war niemand zu sehen. Die Leute seines Dorfes kamen nicht oft her, weil die Stelle zu abgelegen war und es bessere Alternativen in der Nähe des Lagers gab. Die Luft war frisch und von dem stetigen Rauschen des Wassers erfüllt, sodass das Gezwitscher der Vögel und das Summen der Bienen fast vollkommen untergingen.
«Du kannst die Augenbinde jetzt abnehmen», sagte er und war gespannt zu hören, was sie zu diesem magischen Ort sagen würde.
Argwöhnisch folgte sie seiner Empfehlung.
«O mein Gott», flüsterte sie ergriffen, als sie ihren Blick in die Umgebung schweifen ließ. «Hier ist es wunderschön!»
«Eine solche Luxusbadewanne kann wahrscheinlich noch nicht einmal ein Grandhotel bieten», erklärte er mit einem schalkhaften Lächeln.
In ihren staunenden, grünen Augen glitzerte das
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