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Flamme von Jamaika

Flamme von Jamaika

Titel: Flamme von Jamaika Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina André
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mit verträumten Blicken beobachtete. So wie er da stand, aufrecht und stolz, musste selbst Adonis vor Neid erblassen. Der Mond ließ seine bronzefarbene Haut mattsilbern schimmern und zeichnete jeden Muskel und jede Sehne so exakt nach, als ob sie von Michelangelo persönlich gemeißelt worden wären. Während sie ihn entgeistert anstarrte, blitzten seine weißen Zähne unter seinem amüsierten Lächeln auf. Magisch angezogen, wanderte ihr Blick zurück zu seinem recht großen Geschlecht. Umgeben von einem Wust dunkler Löckchen, trat es im Zustand harmloser Entspannung zwischen seinen muskulösen Schenkeln hervor.
    «Schwimm ans andere Ufer», empfahl Jess fürsorglich. «Dort ist ein breiter Felsvorsprung unter Wasser, auf den du dich setzen kannst.» Lena löste sich vom Boden, und drei oder vier Züge später saß sie genau dort, wo Jess sie hinbeordert hatte. Mit dem Rücken an eine Felswand gelehnt, ging ihr das warme Wasser bis fast zum Hals. Entspannt ließ sie ihre Unterschenkel in die Tiefe baumeln, wobei sie froh war, dass sie den Grund sehen konnte. Erfahrungsgemäß lebten in solchen Gewässern keine Fische oder sonstiges Getier, vor dem man sich hätte fürchten müssen.
    Vollkommen befreit von jeglichen Kleidern im glasklaren Wasser, umgeben von nachtschwarzen Palmen und Büschen, zu sitzen, hatte in der Tat etwas von Eva im Paradies. Und Adam ließ nicht lange auf sich warten. Mit zwei ausgreifenden Schwimmbewegungen war er bei ihr. Wie selbstverständlich griff er nach ihrer Hand, wobei er es strikt vermied, sie an anderen Stellen zu berühren. Behutsam nahm er neben ihr auf dem steinernen Vorsprung Platz, wo sie bequem nebeneinandersitzen konnten. Genüsslich streckte er unter Wasser seine langen Beine aus. Für einen Moment legte er den Kopf in den Nacken und strich seine lockigen, langen Haare zurück. Mit einem leisen Seufzer schloss er die Augen.
    Lena hatte derweil einen weiteren verstohlenen Blick auf sein Geschlecht geworfen, das in für sie greifbarer Nähe zwischen seinen Schenkeln ruhte. Verlegen wandte sie den Blick ab und beobachtete stattdessen, wie das Wasser aus seinen Haaren über das Kinn in die Bartstoppeln sickerte und sich dort wie dicke Tautropfen verfing. Wie es in schmalen Rinnsalen weiter am Kehlkopf vorbei über die Muskelstränge seines breiten Halses rann, bis hinunter zu den mächtigen Schultern und über die Narben.
    «Ich hab mich schon ein paar Mal gefragt», begann sie vorsichtig, «warum du ausgepeitscht wurdest. War das dein Master, der dich nach Kuba verschleppt hat?
    «Nein», sagte er und schüttelte lächelnd den Kopf. «Fernando de Montalban mag man einiges nachsagen können, aber er hat selten Hand an mich gelegt. Als Kind hat er mich ein paar Mal mit dem Stock verprügelt, weil ich ihn beklaut habe. Sein einziger Fehler war, dass er manchmal merkwürdige Ansichten hatte, die ich am Ende ausbaden musste.»
    «Was meinst du mit merkwürdigen Ansichten?»
    «Er ging zu Huren», führte Jess weiter aus. «Obwohl er streng katholisch war und es im Grunde moralisch verwerflich fand. Danach hat er sich immer selbst gegeißelt, bis er ganz blutig war. Um sich den Teufel auszutreiben, wie er es nannte. Danach verlangte er, dass ich seine Wunden behandelte, weil niemand davon erfahren sollte. Vor ein paar Jahren kam er aus heiterem Himmel auf die Idee, mich an die spanische Armee ausleihen zu müssen. Damals ging ein patriotischer Aufruf durch die kubanischen Gazetten, dass die dortigen Pflanzer die spanische Krone unterstützen sollten, indem sie ihre jungen, männlichen Sklaven kostenlos für den Kriegsdienst zur Verfügung stellten. Nach den Unabhängigkeitskriegen in Südamerika hatte Spanien erhebliche Verluste in den Reihen seiner einheimischen Söldner hinnehmen müssen. Es galt, die verbliebenen Kolonien nicht nur gegen den Einfluss von Freiheitskämpfern, wie Simón Bolívar, zu schützen, sondern auch gegen die Territorialansprüche von Amerika. Also hat er mich in die Festung von Santiago gebracht, die den größten Militärhafen von Kuba überschattet und die bedeutendste Garnison des Landes beherbergt. Dass mein Rücken heute einer Seekarte gleicht, habe ich den dortigen Militärs zu verdanken.»
    Er schnaubte verdrossen und wandte ihr demonstrativ seine Schultern zu.
    «Nicht gerade hübsch, oder?»
    Sie wusste sofort, dass sie einen Fehler begangen hatte, als sie mit ihren zaghaften Fingerkuppen ungefragt über die wulstigen Erhebungen strich. Sogleich

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