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Flamme von Jamaika

Flamme von Jamaika

Titel: Flamme von Jamaika Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina André
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sondern Baptistenpriester geworden. Aber auch bei mir hat sich etwas verändert, seit ich dich kenne. Ich weiß nun, dass nicht alle reichen Weißen oberflächliche Arschlöcher sind. Ich weiß, dass es durchaus Menschen gibt, die in der Lage sind umzudenken. Du bist das beste Beispiel dafür, dass so etwas möglich ist. Und nun sitze ich verdammt noch mal zwischen den Stühlen. Wenn Cato bemerkt, dass ich nicht mehr einhundert Prozent hinter unserer Sache stehe, wenn er gar wüsste, was ich in Wahrheit für dich empfinde, wird er alles daransetzen, um mich zu töten. Und mir bliebe kein Schlupfloch, wo ich mich vor ihm und seinen Männern verstecken könnte. Die Insel ist nicht groß genug, als dass ich eine Chance hätte, Catos Leuten und zugleich den Regimentern des Gouverneurs zu entkommen. Gejagt von Soldaten, Polizisten, Milizen und meinen eigenen Kameraden, wäre es nur eine Frage der Zeit, bis ich einer von beiden Seiten ins Netz ginge. Und dann ist da noch meine Mutter. Sie wäre nicht weniger dem Tode geweiht, wenn ich Cato hintergehen und einfach verschwinden würde.»
    Er atmete tief durch und war offenbar nicht fähig, ihr in die Augen zu schauen.
    «Es hat keinen Sinn, Lena, sich falsche Hoffnungen zu machen. Ganz gleich, was wir füreinander fühlen», stieß er heiser hervor. «Das Einzige, was mir bleibt, ist, dir zur erneuten Flucht vor den Blakes zu verhelfen und zu versuchen, dich sicher zu irgendeinem Hafen zu geleiten, damit du unbehelligt ein Schiff in deine Heimat nehmen kannst.»
    Lena kämpfte mit den Tränen. Also liebte er sie doch, aber es schien aussichtslos zu sein. Sie hatten keine Zukunft, und das galt es zu akzeptieren. Jess schien seine Gefühle tapfer zu übergehen. Es war wohl das, was einen wahren Krieger ausmachte. Ungeachtet von Schmerz und Trauer zu tun, was notwendig war.
    «Jess, ich habe Angst, dass Edward verlangt, mit mir das Lager zu teilen, sobald ich nach Hause zurückgekehrt bin. Was ist, wenn er bemerkt, dass ich nicht mehr jungfräulich bin?»
    «So weit lassen wir es erst gar nicht kommen», erklärte er zuversichtlich. «Ich schlage vor», führte er in nüchternem Tonfall aus, «dass wir uns nach deiner Rückkehr nach Redfield Hall bereits in der darauffolgenden Nacht am Ufer des White Water verabreden. Danach werde ich dich umgehend nach Port Antonio bringen. Von dort laufen ständig Schiffe in die Alte Welt aus. Selbst in stürmischen Zeiten können sie dich wenigstens bis nach Haiti oder Barbados bringen. Wenn es ruhiger wird, kannst du ohne Sorge nach England, Frankreich oder sogar bis nach Deutschland reisen. Hauptsache, Edward weiß nicht, wo du bist, und kann dir nicht folgen.»
    «Und Geld?», fragte sie wie betäubt. «Was ist mit meinem Geld? Ich hab keine Ahnung, ob Edward nicht ahnt, was ich vorhabe, und mir meinen Schmuck wegnimmt, wenn ich zurückkehre.»
    «Vertraust du mir?», fragte er rau und hob eine Braue.
    «Bei der Seele meiner verstorbenen Mutter», flüsterte sie.
    Jess beugte sich zu ihr hinab und küsste sie sanft auf den Mund.
    Ein klarer Beweis seiner bedingungslosen Zuneigung, der sie beinahe in Tränen ausbrechen ließ.
    «Gib mir deinen Schmuck in Obhut, und ich bringe ihn mit, wenn wir uns treffen.»
    «Abgesehen von dem Schmuck, ist das nicht zu gefährlich?», wandte sie ein. «Ich meine, du bist ein Rebell, und du verfügst über keinerlei Papiere, die dich als freien Mann ausweisen können. Was ist, wenn die Soldaten dich schnappen oder die Aufseher von Redfield Hall auf dich aufmerksam werden?»
    «Mach dir um mich keine Sorgen.» Er zwinkerte ihr aufmunternd zu. «Es gibt da etwas, das du noch nicht weißt. Ich bin nicht nur ein Rebell. In meinem anderen Leben bin ich Baptistenpriester, und in dieser Rolle kann ich ziemlich überzeugend sein.»
    Plötzlich war es still. Und dann brach die Gewissheit wie ein Sturm über sie herein, dass dies ihre letzte gemeinsame Nacht sein würde. Lena versuchte vergeblich, ihre Tränen zurückzuhalten.
    «Nicht weinen», flüsterte Jess und nahm sie liebevoll in den Arm. «Wenn Gott dich zu mir geführt hat, will er auch, dass wir uns eines Tages wiedersehen. Irgendwann, wenn das alles hier vorbei ist und wir in dem Paradies leben, das wir uns immer erträumt haben. Ohne Schranken zwischen den Rassen und ohne den Hass, der daraus entsteht.»
    Er küsste sie so zart, dass sie von neuem zu weinen begann.
    «Ich liebe dich, Prinzessin», flüsterte er und sprach zum ersten Mal aus, was er

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