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Flamme von Jamaika

Flamme von Jamaika

Titel: Flamme von Jamaika Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina André
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eines Felsvorsprungs, lag Joel am Boden und hielt sich mit schmerzverzerrtem Gesicht den Knöchel. Der Häftling, den er getragen hatte, saß mit angstvoll aufgerissenen Augen daneben, offenbar nicht schlüssig, wie er ihm helfen konnte. «Oh Jess», stöhnte Joel, «dich schicken die Geister der Ahnen!»
    Angespannt deutete er auf seinen Fuß, der in einem halbhohen Stiefel steckte und dessen Knöchel bereits anzuschwellen begann. «Es tut mir leid», meinte er reuevoll, «wenn ich alles vermasselt habe.»
    «Du hast nichts vermasselt», raunte Jess. «Solange wir die Frau haben, werden sie uns nicht angreifen. Es steht nur zu befürchten, dass sie unsere Spur aufnehmen, je länger wir hier verweilen. Also los, kommt!»
    Jess half Joel auf die Beine und schulterte dessen völlig apathischen Häftling. Zusätzlich stützte er Joel, der an ihn geklammert die Anhöhe hinaufhinkte. Wie von Jess prophezeit, wurden sie nicht angegriffen, aber die Männer, die ihnen folgten, kamen näher. Er konnte sie hören, ja beinahe riechen, wie ein Puma, der Witterung aufnahm.
    Nachdem sie die Gefangenen auf die Mulis verfrachtet hatten, gab Jess der Hälfte seiner Krieger den Befehl zum Rückzug. Er selbst blieb mit Nathan und fünf anderen vor Ort, um die Verfolger aufzuhalten. Auch wenn seine Zeitplanung, was die Rückgabe von Lena betraf, damit ins Wanken kam, war es wichtig sicherzustellen, dass die Scouts blieben, wo sie hingehörten.
    Während die anderen ihren Weg ins Lager fortsetzten, schlichen Jess und seine Leute lautlos in den Schatten der Büsche und Bäume und verharrten dort, bis die Geräusche stampfender Stiefelsohlen näher kamen. Mit Desdemonas Wunderwaffe im Gepäck lauerten sie den weißen Verfolgern auf. Es waren viele, mindestens zwanzig, und damit würde es ein ungleicher, hässlicher Kampf werden.
    Nathan zückte als Erster das Blasrohr und traf einen hageren, schwarzhaarigen Söldner mitten ins Auge. Der Mann warf sich schreiend auf den Boden, und im Nu wurde der Dschungel lebendig. Schüsse fielen, und Jess sah, wie einer seiner Männer getroffen zu Boden ging. Im nächsten Moment hörte er ein Geräusch hinter sich, und es gelang ihm, im letzten Moment den Streich eines Säbels abzuwehren, indem er sich duckte und dem Angreifer die Faust in den Magen schlug. Der Mann machte einen Satz und knallte rücklings an einen Baumstamm, wo er bewusstlos liegen blieb.
    Doch schon tauchte der nächste Angreifer auf, und nachdem die Pistole, die er auf Jess gerichtet hielt, offenbar eine Ladehemmung hatte, bedrohte er ihn mit seinem Säbel. Jess, dessen Pistole die anhaltende Feuchtigkeit ebenfalls nicht überstanden hatte, griff stattdessen zu einer gewaltigen Machete, die er wie üblich am Gürtel trug. Eine Sonderanfertigung für die südamerikanischen Armeen, die Cato von weiß Gott woher organisiert hatte. Stahl klirrte auf Stahl, und sein Gegner, ein rothaariger Kerl, kaum kleiner als Jess, war ein hervorragender Kämpfer, der ihm keinerlei Verschnaufpausen gönnte. Jess war sich darüber im Klaren, dass sie diesen Kampf nicht verlieren durften. Sonst wären nicht nur seine Männer erledigt, sondern auch Lena und das gesamte Lager.
    Dieser Gedanke machte ihn so wütend, dass er all seine moralischen Vorsätze vergaß. Wie ein Tier schlug er auf seinen Gegner ein, und durch die Wucht und die rasch aufeinanderfolgende Anzahl seiner Schläge ging der Mann schließlich tödlich getroffen zu Boden. Jess bemerkte in seinem Blutrausch gar nicht, dass er selbst auch verletzt worden war. Eine hässliche Fleischwunde zierte seinen linken Unterarm, aber das viele Blut störte ihn nicht. Während er den nächsten Gegner ins Visier nahm und mit seiner Machete wie ein Wirbelsturm über die Köpfe der Feinde hinwegfegte, spritzte sein roter Lebenssaft in die Umgebung.
    «Rückzug!», brüllte irgendjemand in die nur von Keuchen und Stöhnen durchbrochene Stille hinein.
    Jess stellte in Windeseile sicher, wie viele seiner Männer Verletzungen davongetragen hatten. Zum Glück waren es nur drei, wenn er sich selbst dazuzählte. Und wie er hatten sie nichts, was nicht heilen würde. Die weißen Soldaten hatte es um einiges schlimmer getroffen. Zum Teil rannten die Überlebenden humpelnd davon und brachten sich unterhalb des Hügels in Sicherheit. Jess starrte auf die am Boden liegenden Leichen. Drei, vier – keine Ahnung, wie viele davon auf sein Konto gegangen waren.
    Plötzlich war Nathan neben ihm und machte sich mit einem

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