Flamme von Jamaika
wunderschön», flüsterte er gerührt. «Deine Mutter wird oben im Himmel mächtig stolz auf ihre erste Enkelin sein.»
Nachdem er aufgestanden war, ging er zu Baba und nahm ihre Hand.
«Herzlichen Glückwunsch zu unserer gemeinsamen Enkelin», sagte er und verblüffte die frischgebackene Großmutter mit einem angedeuteten Handkuss.
«Danke», erwiderte Baba und fiel dem ansonsten eher formalen Deutschen temperamentvoll um den Hals.
Johann Huvstedt reagierte mit einem hilflosen Hüsteln und drückte sie unbeholfen an sich.
«Dann sind wir jetzt eine Familie», stellte sie unmissverständlich klar, als sie von ihm abließ.
«Das sind wir», erklärte er mit einem überzeugten Lächeln.
Niemals hätte Baba geglaubt, dass eines Tages ausgerechnet ein Konsul aus Deutschland daherkommen würde, um ihre kühnsten Träume wahr werden zu lassen. Er hatte ihren Sohn gerettet und ihr noch eine Tochter dazu geschenkt. Und nun hatte sie zu allem Glück noch ein süßes Enkelkind bekommen. Allesamt waren es Menschen, denen sie sich zugehörig fühlte und die ihre langgehegten Sehnsüchte nach einer eigenen Großfamilie endlich wahr werden ließen. Eine Familie, die – wie sie hoffte – noch zahlreicher werden würde und die ihr niemand mehr wegnehmen konnte.
Anhang
– Nachwort –
Obwohl der Weihnachtsaufstand der Sklaven unter Samuel Sharpe und seinen Anhängern im Jahre 1831 nicht den gewünschten Erfolg brachte, sondern blutig niedergeschlagen wurde, unterstützte die parlamentarische Auseinandersetzung mit den vorangegangenen Ereignissen ab 1833 den
Slavery Abolition Act
– die Abschaffung der Sklaverei.
Bis zur endgültigen Durchsetzung des neuen Gesetzes auf Jamaika sollten jedoch weitere vier Jahre ins Land gehen.
Sklaverei ist ein Thema, so alt wie die Welt, und selbst heute, in vermeintlich zivilisierten Zeiten, leider immer noch aktuell. Seit ich als Kind «Onkel Toms Hütte» gelesen habe, beschäftigt mich die Frage, warum Menschen anderen Menschen so etwas Schreckliches antun können. Nach der Lektüre zahlreicher Veröffentlichungen zum Thema Sklaverei und den ehemaligen Kolonien in der Karibik von Prof. Dr. B. W. Higman wurde die Idee zu diesem Roman geboren.
Higmans Bücher –
Slave Population and Economy in Jamaica
1807
–
1834
, A Concise History of the Caribbean (Cambridge Concise Histories)
sowie
Jamaican Place Names, General History of the Caribbean: Methodology and History of the Caribbean:
6
und
Plantation Jamaica,
1750
–
1850
: Capital and Control in a Colonial Economy
und
Jamaican Food: History, Biology, Culture
– waren mir während des Schreibens zu «Flamme von Jamaika» ständige und verlässliche Begleiter. Auch weil Zahlen und Fakten in diesen Texten durch eine Reise in die Karibik nicht zu ersetzen gewesen wären.
Wie in meinen Büchern üblich, ist die Geschichte um Lena, Baba, Edward und Jess frei erfunden. Und doch ist sie nicht einfach aus der Luft gegriffen, sondern orientiert sich an den tatsächlichen Gegebenheiten der damaligen Zeit und den gesellschaftlichen Zuständen, in denen meine ebenso frei erfundenen Protagonisten agieren.
An dieser Stelle möchte ich darauf hinweisen, dass rassistische Bezeichnungen – wie z.B. das Wort Neger – und die mitunter herablassende Darstellung der Sklaven aus Sicht der Protagonisten allein den damals geltenden gesellschaftlichen Normen geschuldet sind und keinesfalls den Überzeugungen der Autorin entsprechen.
Der im Roman beschriebene Weihnachtsaufstand der Sklaven auf Jamaika unter der Führung des friedlich gesinnten Baptisten Samuel Sharpe hat am 25 . Dezember 1831 tatsächlich seinen Lauf genommen und ist als solcher in die Geschichte Jamaikas eingegangen. Historische Quellen berichten ferner vom blutigen Ausgang der zunächst als gewaltlos geplanten Revolution.
Während Samuel Sharpe, der in Jamaika heute noch als Nationalheld verehrt wird, auf die friedlichen Proteste der Sklaven setzte, gab es allem Anschein nach Kräfte, die darüber hinaus eine gewaltsame Vertreibung der weißen Pflanzer vorantreiben wollten. Unter den festgenommenen Rebellen befanden sich auffällig viele Mulatten – Nachfahren afrikanischer Sklaven mit weißen Kolonialherren in ihrer Ahnenreihe. Obwohl rechtlich nicht verbrieft (Söhne und Töchter von Sklavinnen galten dem Gesetz nach als Sklaven, auch wenn ihre Väter weiße Plantagenbesitzer und Aufseher waren), nahmen sie für sich in Anspruch, als freie Männer und Frauen
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