Flammen Der Nacht -4-
sich genüsslich über sein Opfer hermachte.
Firebird und Zorana wandten sich entsetzt ab. Als sie erneut hinschauten, war es vorbei.
Zorana stöhnte, ihre Augen panisch geweitet. »Oh nein, mein Schatz. Nein, ich flehe dich an. Tu’s nicht.«
Zum ersten Mal in ihrem Leben sah Firebird, wie ihr Vater sich transformierte — von einem gebrechlichen alten Mann in einen riesigen, Furcht einflößenden grauen Wolf mit rot glühenden Augen und bedrohlichen Fangzähnen. Die Transformation befreite ihn von dem Fluch seiner Krankheit, und er attackierte die Tiger mit einer Cleverness und Brutalität, die seinen Ruhm als großer Anführer der Varinskis unterstrichen.
»Er verwandelt sich, weil er weiß, dass er sonst keine Chance hat«, meinte Zorana weich. »Ihm bleibt nichts anderes übrig als zu kämpfen … für uns. Auch wenn er dafür in die Hölle kommt, er opfert seine Seele … für
uns.« Sie betrachtete die Ikonen auf dem Tisch und realisierte, dass ihre letzte und einzige Hoffnung, Konstantine von seinem grausigen Schicksal zu erlösen, buchstäblich in Trümmern lag. Mit langen Schritten lief sie zu der Falltür.
Firebird sprang zu ihr, packte sie am Arm. »Nein, tu’s nicht.«
»Wenn es mithilfe der Ikonen nicht klappt, den Pakt zu brechen, dann will ich in dieser schweren Stunde wenigstens bei deinem Vater sein.« Zorana riss sich los. Sie umarmte Aleksandr, ihre Augen funkelnd vor Wut und Entschlossenheit. »Rette ihn. Lass nichts unversucht, um den Kleinen zu retten.«
Dann öffnete sie die Falltür, warf die Strickleiter hinunter und verschwand in der Öffnung.
Damit lag die Verantwortung bei Firebird. Sie musste ihren Vater retten, ihre Familie, ihren Sohn … ihren Lover. Sie durfte nicht kampflos aufgeben.
Seufzend legte sie die Ikonen erneut zusammen.
Aleksandr schob einen Stuhl an den Tisch, kletterte darauf und schüttelte missbilligend den Kopf. »Nein, Mama. Schätze. Grannys Schätze.«
Plötzlich brachte eine Explosion die Fensterscheiben zum Erzittern, das Fundament wackelte.
Firebird sprang blitzartig zum Fenster.
Unten im Weinberg lag der Helikopter in Trümmern, abgeschossen aus der Luft. Die Tür schwang auf und ein Falke — Rurik — breitete seine braun gefiederten Schwingen aus und flog Tasya und Konstantine zu Hilfe.
Flammen züngelten unter der Motorhaube des Polizeifahrzeugs
hervor. Grundgütiger, dachte Firebird entsetzt, wenn der Benzintank hochgeht, ist alles zu spät. »Douglas …«
Zorana stürmte über den Hof und sprang wie ein junges Mädchen über den Zaun.
Vier Varinskis hefteten sich an ihre Fersen.
Messerklingen blitzten auf. Zorana schnellte herum und funkelte ihre Verfolger mordlustig an, eine zarte, kleine Zigeunerin, die eher sterben wollte, als ohne ihren Mann weiterleben zu müssen.
Ein riesiger Wolf setzte um das Haus. Jasha. Jasha würde an der Seite seiner Mutter kämpfen.
»Mama, Schätze «, beharrte Aleksandr.
»Okay, dann geh und spiel mit ihnen, mein Kleiner.« Firebird umklammerte das Fensterbrett so fest, dass ihre Fingerknöchel weiß hervortraten. Sie war verzweifelt, denn da unten wurde alles zerstört, woran ihr Herz hing. Noch vor fünf Minuten war sie sich sicher gewesen, dass die vierte Ikone das Schicksal wenden würde. Und jetzt … die Wilders würden den Kampf verlieren.
Dann … Douglas krabbelte aus dem Wagen, seine Kleidung zerfetzt und blutig, aber er lebte. »Weg von dem Wagen«, wisperte sie. »Los, weg, bevor die Karre explodiert.«
Er drehte sich um und kroch wieder hinein.
Der Idiot war wohl lebensmüde. Oder total durchgeknallt.
Firebird wischte sich hektisch die Tränen von den Wangen und blinzelte. Was zum Teufel machte er da? Was hatte er vor?
Doug kam erneut zum Vorschein. Er zerrte den bewusstlosen Adrik aus dem Wagen.
Sie atmete erleichtert auf. Er hatte Adrik gerettet. Douglas hatte ihren Bruder gerettet.
Eine knurrende, heulende Wolfsmeute sprang zu ihm.
Douglas erschoss die ersten drei. Sie schwankten, stürzten, zuckten winselnd im Todeskrampf und verstummten.
Der Rest der Meute umkreiste die beiden Männer.
Firebird mochte es nicht mehr mit ansehen.
Sie drehte sich vom Fenster weg und blickte zu Aleksandr.
Er stand abermals auf dem Stuhl und schob die Ikonen über das Tuch.
Wegschauen war unmöglich. Also wandte sie den Kopf wieder zum Fenster.
Dougs Miene war verzerrt in eiskalter Wut. Er mochte verletzt sein, trotzdem handelte er wie ein Mann – und kämpfte wie ein Puma. Er zog Hose und
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