Flammen Der Nacht -4-
Versuch bedingt, dass sie Höllenqualen hinnehmen müssen, genau wie ihre Männer, diese verliebten Tölpel.«
»Du hast mir gar nichts zu befehlen.« Diese Stimme. Wo hatte Vadim diese Stimme schon einmal gehört?
»Ach nein?«
»Was glaubst du eigentlich, wer du bist?«
»Ich weiß, wer ich bin. Du aber anscheinend nicht, oder?« Mikhail musterte Vadim von oben bis unten, ein herablassendes Grinsen auf seinen breiten Lippen – in den Tiefen seiner Iris zuckte eine blauviolette Flamme.
Vadim stolperte zurück.
Ihm schwante Böses. Er erkannte die Stimme wieder. Das Timbre war ein bisschen anders, ein bisschen jünger vielleicht, aber …
»Wie ich sehe, hast du es kapiert. Bist ein schlaues Kerlchen, Vadim; hab ich schon immer gesagt.«
»Ich hab das Haus abgefackelt … und es komplett in Schutt und Asche gelegt. Mitsamt Onkel Ivan.« Vadims Stimme überschlug sich fast. »Ich hab mit eigenen Augen gesehen, wie er verbrannte.«
»Du hast einen meiner besten Schergen beseitigt. Dafür und für deinen Hochmut, mich ausschalten zu wollen, wirst du mir büßen.« Der Teufel lachte wiehernd, und das grausame Echo hallte durch Vadims schwarze, verdorbene Seele. »Hast du tatsächlich geglaubt, du könntest mich jemals loswerden?«
37
F irebird starrte so intensiv auf die Ikonen, die auf dem roten Tuch lagen, dass ihr die Augen schmerzten.
Nichts geschah.
Zorana lief zum Fenster und schaute hinaus.
»Meinst du, es hat funktioniert?«, wollte Firebird wissen. »Ich dachte, die Ikonen würden …«
Zorana schwenkte herum, ihre Augen dunkel und schmerzvoll wie die der Madonna. »Die Varinskis sind immer noch da draußen. Bestien und Banditen. Sie greifen unermüdlich an.«
»Das kann nicht sein.« Firebird arrangierte die Ikonen um. »Es muss einfach funktionieren.«
»Mama, Aleksandr macht das Puzzle.«
Sie setzte ihren Sohn auf den Boden. »Nein, Schätzchen, Mama macht das Puzzle.« Sie legte die Kacheln abermals anders, zunehmend verzweifelt. Aber sie konnte machen, was sie wollte, es passierte nichts. Weil — sie zeigte entsetzt auf die kleinen Täfelchen. »Schau dir das an. Es ist nicht komplett.«
Zorana lief zu Firebird. »Was redest du da?«
»Ein Stück fehlt.« Die Ränder der Ikonen waren scharfkantig, uneben, teilweise angesengt, als hätte der Teufel sie mit einem Flammenschwert zerteilt. Trotzdem passten sie überall zusammen — lediglich in der Mitte, wo die Ecken aufeinandertrafen, klaffte eine kleine Lücke.
Demnach fehlte an jeder Kachel ein Stückchen. Kein großes Stück, nur etwa so viel wie die Spitze von Firebirds kleinem Finger. Bei den einzelnen Ikonen war das nicht aufgefallen. Das fehlende Stück machte es unmöglich, sie nahtlos zusammenzufügen.
Firebird schluckte schwer. »Ich fass es nicht. Die Prophezeiung besagte: ›Vier Söhne, vier Lieben, vier Ikonen.‹ Es war nie von einem Extrastück die Rede.«
»Ich hab es nicht visualisiert. In meiner Vision hab ich davon überhaupt nichts gesehen.« Zorana lehnte über dem Tisch und versuchte, die Kacheln zusammenzudrücken, als könnte sie dadurch dem alten, hart glasierten Material eine neue Form geben.
Draußen schrillte eine Polizeisirene. Firebirds Kopf schnellte hoch.
Douglas. Unterbewusst hatte sie auf ihn gewartet.
Douglas war gekommen, um seinen Verwandten zu helfen.
Die Frage war bloß: welchen seiner Verwandten?
Sie lief zum Fenster.
Ein Streifenwagen der Washington State Police umkurvte die schrottreifen Limousinen und bog mit aufheulendem Motor in die Auffahrt ein. Ein Varinski in einem Businessanzug flüchtete eben hinter das Haus; der Wagen hätte ihn beinahe erwischt.
Der Streifenwagen hielt auf eine Meute Wölfe zu, die es auf Tasya und ihre Beschützer abgesehen hatte.
Wölfe flogen durch die Luft, schlugen hart auf dem Boden auf, transformierten sich augenblicklich wieder in Menschen.
Douglas stand auf ihrer Seite. Er hatte sich auf die Seite der Wilders geschlagen.
Er steuerte eben mit Vollgas auf den Mob zu, der Konstantine angriff. Sofort zielten die Varinskis mit ihren Maschinengewehren auf den Wagen.
»Nein!« Firebird erstarrte. »Douglas!«
Die Windschutzscheibe zerbarst. Die Räder drehten im Schlamm durch. Der Wagen schleuderte und kam aus der Spur.
Die beiden Gruppen, die Tasya und Konstantine verteidigten, waren eingekreist. Die Frauen beobachteten vom Fenster aus, wie ein Tiger einen der Kämpfer anfiel, ihm mit einem Biss das Genick brach, die Eingeweide herausriss – und
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