Flammen Der Nacht -4-
war ein kleiner besserwisserischer Haufen Scheiße. Ich dachte, ich wüsste es besser als eine alte Dame in einem Haus, vollgestopft mit lauter dummen kleinen Hummel-Figuren. Gott, wie ich diese selig-süßen runden Gesichter mit ihren Unschuldsmienen hasste. Ich konnte diesem Nippes nie etwas abgewinnen. Dann, eines Tages – ich war zur falschen Zeit am falschen Ort, weil ich für den falschen Typen irgendeinen Auftrag
erledigen sollte – wäre ich fast umgebracht worden. «
»Oh, Douglas.« Firebird griff über den Tisch hinweg und fasste seine Hand.
Nicht dass er ihren Trost gebraucht hätte. Die Geschichte lag Jahre zurück, und mit der Zeit waren der Horror und die empfundene Hilflosigkeit verblasst. Trotzdem hielt er intuitiv ihre Hand fest. »Ein Glück für mich, dass ich ein aufgewecktes Kerlchen war und ein Kämpfer. Ich konnte entwischen und beschloss, niemandem davon zu erzählen.«
»Schon gar nicht Mrs. Fuller.«
Firebird war ein kluges Mädchen. »Korrekt, denn mir war klar, dass sie mir mit dem Spruch kommen würde: ›Ich hab es dir immer gesagt, aber du wolltest ja nicht auf mich hören.‹«
Quentin trat an ihren Tisch. Er bemühte sich, Firebird nicht anzuschauen, und fragte: »Wünschen Sie noch ein Dessert? Unser Tiramisu ist weltberühmt.«
»Das glaub ich Ihnen gern, aber ich bekomme keinen Bissen mehr runter«, sagte Firebird mit Bedauern.
»Vielleicht einen Kaffee?«, fragte der Ober.
»Oh ja, gern, koffeinfrei, bitte«, antwortete Firebird.
»Für mich die volle Oktanzahl.« Doug hatte nur ein Glas Wein getrunken, die Flasche war jedoch leer. Er fragte sich, ob Firebird merkte, dass sie einen Schwips hatte. Ihre Gesten waren ungezwungener, ihre Augen wärmer, ihre Stimme leicht schleppend. Hätte er ein schlechtes Gewissen, eine Frau zu verführen, die nicht mehr ganz nüchtern war? Nein, ganz bestimmt nicht.
Das Wie und Warum interessierte ihn herzlich wenig, Hauptsache, sie war willig und machte mit.
Quentin stellte ihren Kaffee auf den Tisch und verschwand.
Doug beobachtete, wie Firebird schwungvoll ein halbes Kännchen Sahne in ihre Tasse goss, drei Päckchen Süßstoff in ihren Kaffee schüttete und kräftig umrührte. Dann hielt sie ihm das Sahnekännchen hin. Er schüttelte den Kopf. »Danke, ich trinke ihn schwarz.«
»Okay«, sie nahm den Gesprächsfaden erneut auf. »Wie bekam Mrs. Fuller Wind von der Geschichte?«
»Ich hab mich im Haus verkrochen, weil ich eine Mordsangst hatte, dass sie mich fertigmachen würden. Ich gab klein bei. Und verhielt mich vorbildlich.« Der Kaffee war heiß und stark, genau das, was er nach einem Tag wie diesem brauchte. »Ich dachte, ich würde mich clever verhalten und sie bekäme von dem Vorfall nichts mit.«
»Deine Cleverness kann ich mir lebhaft vorstellen.«
Angesichts ihres ironischen Tons hob er die Brauen.
»Vergiss nicht, ich hab drei Brüder«, grinste sie. »Die Unschuldstour kenne ich aus dem Effeff.«
»Tja, Mrs. Fuller setzte sich zu mir, bot mir Tee und Kekse an, kochte mich weich …« Mrs. Fuller hätte zur Polizei gehen sollen, sie wäre bestimmt eine spitzenmäßige Ermittlerin geworden, fuhr es ihm unvermittelt durch den Kopf. »Und dann, bamm ! Sie bohrte und popelte, was passiert sei, und ich fing schließlich an zu weinen. Ich hab mich wie ein Vollidiot benommen. Mich an ihrer Schulter ausgeweint. Mir alles von
der Seele geredet, hinterher ging es mir verdammt besser. «
»Und? Hat sie dir die Ohren lang gezogen?«
»Brauchte sie nicht. Ich war gestraft genug.«
»Ab da bist du brav zur Schule gegangen, ein ehrlicher Mensch geworden und hast die Tricksereien aufgegeben? «
»So ungefähr.«
»Was war mit dem Typen, der versuchte, dich umzubringen? Musstest du weiter Angst haben?«
»Das war eine interessante Geschichte.« Bei der Erinnerung verengten sich Dougs Augen zu Schlitzen. »Mrs. Fuller stattete dem betreffenden Casino einen Besuch ab, und am nächsten Tag … verschwand er aus Las Vegas und tauchte nie wieder auf.
»Wow. Diese Mrs. Fuller hatte Beziehungen.« Firebird legte den Kopf schief. »Ich tippe mal, sie hat einige Jugendliche großgezogen, die nachher Spielcasinos leiteten.«
»Gut möglich.« Er starrte grübelnd in seine Kaffeetasse. »Ich lebte vier Jahre bei ihr.«
»Vier Jahre? Wieso bloß vier Jahre?« Firebird blickte ihn über den Rand ihrer Tasse hinweg an.
»Ich musste sie verlassen.« Die Erinnerung tat weh.
»Verlassen? Wie alt warst du da? Doch höchstens zwölf,
Weitere Kostenlose Bücher