Flammen Der Nacht -4-
war eindeutig.
Er hatte Informationen aufgeschnappt, letzte Nacht, auf seinem Streifzug durch den Wald, wo ihnen die Varinskis auflauerten.
Konstantine nickte. Das würden sie später diskutieren.
»Ich mach uns schon mal Frühstück«, erbot sich Tasya.
»Ich helf dir.« Karen folgte Tasya in die Küche.
Konstantine war mit seinen Kindern und deren Frauen wahrlich gesegnet.
Rurik tauchte gähnend auf. »Hab ich irgendwas verpasst ?«
»Hey, Schnarchnase. Du kannst mir beim Aufstehen behilflich sein.« Konstantine verfluchte seine Gebrechlichkeit, die ihn an den Rollstuhl fesselte und wie ein schleichendes Gift seinen Körper in Besitz nahm.
In der Nacht hatte er sich eine neue Taktik zurechtgelegt
… Er wartete, bis Zorana im Bad verschwunden war, dann fragte er leise: »Wie viele Sprengkapseln haben wir noch?«
»Nicht mehr viele.« Rurik half seinem Vater vom Bett in den Rollstuhl. »Wieso?«
»Die Varinskis hocken da draußen. Wie lange schon? Einen Tag? Und noch kein Angriff auf das Haus. Warum nicht? Für die sind wir doch bestimmt leichte Beute – meinen sie wenigstens.Vier Frauen, drei junge kräftige Männer, aber leider nur drei, und ich – ein alter Tattergreis im Rollstuhl.«
»Und Aleksandr«, schob Rurik nach.
»Und Aleksandr.« Konstantine nickte.
»Papa, meinst du nicht, wir sollten den Kleinen besser wegbringen?«, fragte Rurik mit Besorgnis in der Stimme. Er checkte den Schlauch der Sauerstoffflasche, die an dem Rollstuhl befestigt war.
Konstantine tätschelte seinem Sohn begütigend die Hand. »Mein Sohn, es gibt leider keinen hundertprozentig sicheren Ort. Nicht mal hier. Folglich bleibt er besser bei uns, bei den Menschen, die er liebt, als dass er zu Fremden kommt und dort sterben muss. Sie werden ihn garantiert verfolgen. Und wenn sie ihn gefunden haben, werden sie den Kleinen töten. Die Varinskis sind überaus gründlich.«
»Ich weiß, Papa.«
»Dein Bruder …« – Konstantine zeigte auf das Telefon – »… dein lange verschollener Bruder hat uns gerade Informationen übermittelt, die wir beherzigen müssen. Die Varinskis werden uns heute angreifen.« Er setzte sich die Sauerstoffmaske aufs Gesicht und tat einen
tiefen Atemzug. Er musste Kräfte sammeln, um in der Stunde der Wahrheit die Varinskis zu schlagen.
Er hatte keine Alternative.
»Sie warten noch auf ihren Anführer und vermutlich auf weitere Verstärkung.«
»Du denkst also nicht, dass wir noch warten sollten«, schloss Rurik.
»Das Überraschungselement ist eine fabelhafte Kampftaktik.« Zu seinem Sohn gebeugt flüsterte Konstantine : »Besorg mir eine Sprengkapsel, und ich verspreche dir, die Überraschung für die Varinskis ist perfekt. «
Er erläuterte Rurik seinen Plan, woraufhin sein Sohn schmunzelte. Konstantine griente stolz. Trotz seiner Krankheit war er noch immer ein exzellenter Stratege.
Ihr zweiter Telefonanschluss klingelte.
Rurik und Konstantine tauschten Blicke aus. Noch mehr schlechte Nachrichten?
Zorana trat aus dem Bad, ein Frotteetuch turbanmäßig um ihre Haare geschlungen, ihr Gesicht feucht glänzend. »Wer ist dran?«
Rurik blickte auf die Anruferkennung. »Da hat wohl jemand Heimweh.« Er drückte auf den Knopf für die Lautsprecherfunktion.
Woraufhin sich eine Stimme meldete: »Hallo, hier ist Firebird.«
Konstantine fuhr unwillkürlich zusammen. Seine Tochter klang tief bestürzt und entrüstet. So ähnlich hatte sie auch damals geklungen, als er ihr wegen Aleksandrs Vater auf den Zahn fühlen wollte.
Zorana lief zum Telefon, entschlossen, die Gesprächsführung zu übernehmen.
»Misch dich nicht ein, Zorana.« Konstantine winkte ab. »Was ist los? Was ist mit dir, Kleines?«
»Es ist nichts, Papa.« Firebird tat einen langen, stockenden Atemzug. »Ach, Papa, es ist so ziemlich alles schiefgelaufen, was schieflaufen konnte. Wie geht es Aleksandr?«
»Ihm geht es prima, mein Kind.«
»Mein Baby …« Firebird schnappte abermals nach Luft. »Ich tippe mal, ihr habt inzwischen selbst einiges herausbekommen. Ich hatte mir vorgenommen, Aleksandrs Vater aufzuspüren. Das ist mir geglückt. Er heißt Douglas Black, und er ist euer lange vermisster Sohn. Ich wusste das natürlich vorher nicht, ich dachte, er wäre ein Varinski, der mich verfolgte und verführte, um mir Informationen über meine Familie abzupressen. Über die Wilders.«
Konstantine ließ seine Fingerknöchel knacken, dabei sann er auf die erste Lektion, die er seinem wiedergefundenen Sohn mitgeben wollte
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