Flammen Der Nacht -4-
automatische Sitzverstellung, elektronische Einparkhilfe. Irgendwo in dem Flitzer gab es garantiert Kommunikationsequipment oder wenigstens ein Navi.
Sie fummelte und nestelte, fand die Schalter für die Einparkhilfe und die Lautsprecher … und die Speicherfunktion für das Navigationssystem. Sie spielte daran herum, dabei stieß sie auf die Liste der Ziele, die er mit seiner irre teuren Karre abgegrast hatte.
Sie mochte ihn nicht ausspionieren, ganz bestimmt nicht.
Allerdings fielen ihr spontan zwei Namen ins Auge.
Blythe, Washington.
Die letzte größere Strecke, die er mit diesem Wagen gefahren war, hatte ihn in ihre kleine Heimatstadt in den Cascade Mountains geführt.
Ihr Mund war staubtrocken, ihre Augen brannten. Er war in Seattle gestartet, am Swedish Hospital, und fast bis vor ihre Haustür gefahren. Und zwar am selben Abend, als sie aus dem Krankenhaus zurückkehrte mit dem niederschmetternden Ergebnis, dass sie nicht die Tochter der Wilders war.
Er war ihr gefolgt.
Er war derjenige, der sie in jener Nacht beobachtet hatte. Er hatte sich auf dem Anwesen der Wilders herumgetrieben.
Als sie ihn gefragt hatte, ob er dort gewesen sei, hatte er sie angelogen.
Warum? Warum diese Lügerei?
Die Antwort war sonnenklar.
Plötzlich betrachtete sie das schimmernde Chrom, die Ledersitze, die hochmoderne Fahrzeugtechnologie mit anderen Augen.
Douglas hatte die Wilders ausspioniert, um die gesammelten Erkenntnisse an die Varinskis zu verkaufen. Er hatte ihnen zugesichert, den Wohnort der Wilders ausfindig zu machen, für seine Informationen hatten sie ihn im Voraus bezahlt. Auf diese Weise finanzierte sich ein dreiundzwanzigjähriger Cop einen BMW, ein Haus und eine sündhaft teure Designerjacke.
Er hatte seine Familie hintergangen, seinen Sohn und sie, seine kleine verliebte Schlampe.
Firebird stöhnte unwillkürlich auf. Für Doug war sie nicht mehr als ein billiges Flittchen.
Sie nahm die Wagenschlüssel, Taschenlampe und Waffe an sich und glitt aus dem Wagen. Dann lief sie durch die Dunkelheit zurück ins Haus. Lauschte unterwegs auf verdächtige Geräusche. Trotz ihrer Verär – gerung verlor sie nicht den Kopf, sondern blieb vor – sichtig.
Sie tippte hastig den Sicherheitscode ein und lief nach oben in sein Büro.
Sie hatte Douglas über die Familie und deren Angriffspunkte
informiert. Und dass sie ihn brauchten, um die Varinskis endgültig zu schlagen. Sie hatte ihm dummerweise vertraut und die Familie verraten, die sie aufgezogen, die ihr alles gegeben hatte, sie hatte ihren eigenen Sohn ans Messer geliefert. Und das Furchtbarste war, ohne die vierte Ikone würde ihnen der grausame Pakt mit dem Teufel erhalten bleiben. Konstantine und den Männern, die sie wie Brüder liebte, und auch Aleksandr, ihrem kleinen Schatz, drohte das Schicksal, auf ewig die Qualen der Hölle zu erleiden.
Und die verschlossene Arbeitszimmertür signalisierte, dass Doug etwas vor ihr versteckte. Er hatte zweifellos Geheimnisse vor ihr. Ohne groß nachzudenken, hob sie die Pistole und schoss das Schloss aus der Tür.
Scheiß auf sein Überwachungssystem.
Sie lief zu seinem Schreibtisch und war fast enttäuscht, dass er unverschlossen war. Es hätte ihr nichts ausgemacht, noch ein paar Schlösser wegzupusten.
Sie durchwühlte die Schubfächer – und im dritten Fach rechts fand sie, was sie suchte.
Die vierte Ikone, mit dem Seetang umwickelt, an dem sie beinahe erstickt und ertrunken wäre.
Jeder meiner vier Söhne muss eine von den Varinski-Ikonen finden. Kraft ihrer Liebe können sie die Heiligenbilder heimbringen.
So lautete Zoranas Prophezeiung.
Aber das war illusorisch. Firebird war nicht Douglas Blacks große Liebe. Weil er sie um den Verstand gevögelt hatte. Er hatte ihr erzählt, dass er sie liebte. Er hatte ihr sein Herz und seine Seele geöffnet.
Alles Lüge, eine einzige große Lüge.
28
D oug fuhr langsam die steil ansteigende, kurvige Straße hinauf zum Aussichtspunkt, dabei tasteten sich seine gleißenden Suchscheinwerfer durch das dunkel gähnende Gelände. Ihm war klar, dass es eine Falle war.
Und er machte sich Sorgen. Große Sorgen, weil er Firebird allein im Haus zurückgelassen hatte. Er fragte sich besorgt, was Vadim Varinski plante. Und er sorgte sich um seinen Sohn, Aleksandr. Bislang hatte es niemanden gegeben, um den er sich hätte Sorgen machen müssen; jetzt musste er feststellen, dass eine Familie zu haben nicht zuletzt Verantwortung bedeutete.
Ihm fiel das Handy in seiner
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